Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven
Autoren: G Bartlett
Vom Netzwerk:
ihn abgewiesen. Wieder einmal.
    »Versprich mir, anzurufen, wenn du mich brauchst.«
    Verschwunden der schottische Akzent. Ich spürte, wie er sich zurückzog, als hätte er sich bereits wieder in einen Vogel verwandelt und wäre davongeflogen.
    Ich konnte nicht anders. Ich ging auf ihn zu, schlang ihm die Arme um die magere Taille und lehnte den Kopf an seine Brust. Ich atmete seinen Geruch ein und spürte seinen Atem auf meinem Haar. Er schloss mich in die Arme und hielt mich einfach fest. All diese Jahre, die lange gemeinsame Vergangenheit. Auf meine ganz eigene, verdrehte Weise liebe ich ihn, okay? Ich mag ihn bloß nicht besonders; schon gar nicht, wenn er sein »Ich Highlander, du hilfloses Weib«-Spielchen mit mir spielt.
    »Das war’s dann also?«

    »Das war’s.« Ich trat zurück und sah zu, wie er sich vor meinen Augen verwandelte, mit einer wirbelnden Bewegung in sich zusammenfiel und schließlich als Rabe mit blauschwarzen Flügeln vor mir erstand. Er krächzte missbilligend, dann flog er in den Nachthimmel davon.
    »Musst du ihm immer so zusetzen?« Valdez schob den Kopf unter meine Hand. Ich streichelte seine weichen Ohren.
    »Wenn ich mit ihm gegangen wäre, hättest du deinen Job verloren.«
    »Damit könnte ich leben.« Er gähnte und sprang in den Wagen. »Gegen ein richtiges Hundeleben hätte ich nichts einzuwenden. Fressen, schlafen, ein paar Katzen jagen. Klingt okay für mich. Ich bin sicher, du würdest mir trotzdem hin und wieder ein paar Cheetos zustecken.«
    Ich sah zum beinahe wolkenlosen Nachthimmel hoch, den Tausende von Sternen und ein silberner Mond zierten. Irgendwo dort oben flog ein schwarzer Rabe so rasch dahin, dass nur ein anderes unsterbliches Wesen ihn wahrnehmen konnte. War ich verrückt, weil ich Blade erneut zurückgewiesen hatte? Ich stieg ins Auto und startete den Motor. Gut möglich.
     
    Austin. Endlich. Ich war beileibe nicht zum ersten Mal mit dem Auto unterwegs, aber diese Fahrt konnte man mit Fug und Recht als Höllentrip bezeichnen. Ich liebe meinen alten Kombi, doch vor allem wenn man nachts unterwegs ist, braucht man ein verlässliches Transportmittel mit einem ausreichend großen Benzintank. Sobald ich es mir leisten kann, tausche ich diese Rostlaube gegen ein ordentliches Auto aus.
    Erst war in Arizona der Keilriemen flöten gegangen, dann hatte sich kurz nach Roswell mitten in der Wüste der Motor überhitzt, aber das mit Abstand Allerschlimmste war der geplatzte Reifen im westlichen Texas gewesen. Es ist wirklich
kein Spaß, eine Stunde vor Sonnenaufgang einen Autoreifen zu wechseln, wenn der Ersatzreifen unter Tonnen von Kram begraben liegt, der sich im Laufe eines (sehr, sehr langen) Lebens angesammelt hat. Da konnten selbst meine Vampirkräfte nicht viel ausrichten. Gott sei Dank waren ein paar hilfsbereite Trucker unterwegs.
    Genug gejammert. Austin machte einen einladenden Eindruck. Hügelig mit einem hübschen Capitol. Die Stadt wirkte unerwartet groß auf mich, und selbst um drei Uhr früh herrschte etwas Verkehr auf der Autobahn. Ich konnte Freddys Haus problemlos ausfindig machen. Hausnummernsind schon eine tolle Erfindung.
    Sobald ich vor dem zweistöckigen Ziegelbungalow hielt, riss Freddy auch schon die Tür auf. »Glory! Du hast es geschafft.«
    »Meine Schrottkarre hat es geschafft, meinst du wohl.« Ich ließ Valdez aus dem Auto und verfolgte, wie er Freddys Büsche markierte, ehe er den Hausherrn unter die Lupe nahm. »Ich bin heilfroh, endlich hier zu sein.«
    »Wie ich sehe, hast du nach wie vor einen vierbeinigen Begleiter dabei.« Freddy bückte sich und fixierte Valdez. Die beiden führten eine kurze Unterhaltung von Mann zu Mann, bis sich Freddy wieder erhob, um mich zu umarmen. »Du siehst toll aus.«
    »Du auch.« Auch Vampire verändern über die Jahre ihr äußeres Erscheinungsbild. Nicht, weil sie altern, sondern weil sie mit der Mode gehen, ihr Haar anders tragen, sich schminken. Freddy hatte den Bogen raus, wenn es um optische Anpassung ging. Wie es sich für eine Universitätsstadt gehört, trug er die Studentenuniform: Jeans und T-Shirt. Ich grinste und deutete auf den Aufdruck auf seinem T-Shirt. Willie Nelson 4th of July Picnic.

    »Du machst Werbung für ein Picknick?«
    »Ist eine hiesige Tradition. Es fängt erst nach Sonnenuntergang an. Nächsten Sommer musst du mitkommen. Klasse Musik.« Freddy ist groß und schlank und hätte die Liebe meines Lebens werden können, wenn er sich nicht vor ein paar Jahrzehnten geoutet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher