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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven
Autoren: G Bartlett
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eine Fledermaus oder, Gott bewahre, ein Hund. Wahrscheinlich vor Angst, die Kontrolle zu verlieren. Was ist, wenn ich vergesse, wie man sich zurückverwandelt, und ewig in einem Tierkörper stecken bleibe?

    Ich sah auf Valdez, der dämlich grinsend mit dem Schwanz wedelte, als Blade die Fahrertür öffnete, obwohl sie abgesperrt war.
    Wie bereits erwähnt, versteht sich Blade wie kein zweiter auf den Einsatz des Whammy. Ehe ich mich versah, war ich ausgestiegen und hatte ihm ohne es zu wollen die Arme um den Hals geschlungen. Nein, nein, nein. Ich schob ihn von mir weg und presste mir die Hände auf die Augen.
    »Sieh mich an, Gloriana«, dröhnte Blades tiefe Stimme in meinem Kopf.
    »Nein. Lass mich in Ruhe.« Ha. Das nenn ich Willenskraft. Zu dumm, dass ich seinen verlockend männlichen Duft trotzdem nur allzu deutlich wahrnehmen konnte. Ich öffnete die Augen.
    Er kniete neben Valdez, kraulte ihm den Kopf und unterhielt sich gedämpft mit ihm. Ich machte gar keine Anstalten zulauschen, sondern genoss stattdessen seinen Anblick. Typisch Blade, hier in vollem Campbell-Ornat aufzukreuzen, mit Breitschwert und allem drum und dran. Bei seinen Beinen konnte er es sich durchaus leisten, einen Schottenrock zu tragen. Allerdings ist mir schleierhaft, wie er plötzlich in der Tracht seines Clans vor mir stehen kann, wo er doch eben noch ein Vogel war. Und wie er es schafft, sich mit Warp-geschwindigkeit fortzubewegen. Tja, Vampirmagie. Verfehlt nie ihre Wirkung auf mich.
    »Wieso trägst du einen Kilt? Läufst du etwa so in deinem Casino rum? Unter ›sich an die Umgebung anpassen‹ verstehe ich etwas anderes, Jerry.«
    Valdez verzog sich ins Gebüsch, Blade erhob sich und sah mir ins Gesicht. Seine Haare waren zerzaust. Ich musste sehr an mich halten, sie nicht glattzustreichen.
    »Meine Gäste stehen auf dieses Outfit. Sie halten meine
Tracht für ein Kostüm. Was kann es Schöneres geben, als einem geizigen Schotten Geld abzuknöpfen?« Er trat näher und ließ den Blick seiner dunklen Augen über mich gleiten. Ich zog mein »Elvis lebt«-T-Shirt straff und wünschte, ich hätte wenigstens die Zeit gehabt, mir die Lippen nachzuziehen.
    »Warum bist du bloß so störrisch?«
    »Ich bin nicht störrisch, ich möchte nur mein eigenes Leben führen, und nicht deines.« Zum Teufel mit dem Lippenstift. Ich hob das Kinn. »Du kannst doch jede beliebige Gestalt annehmen. Wie wär’s denn mit einem Gorilla? Dann könntest du dir mit den Fäusten auf die Brust hämmern und mich auf deinen Baum schleppen. Aber lass dir eines gesagt sein, King Kong: Sobald du mir den Rücken zukehrst, mach ich die Fliege.«
    »Du strapazierst meine Geduld, Gloriana. Du schwebst in Gefahr.«
    »Das ist doch nichts Neues. Ich bin – wir sind – doch immer in Gefahr. Jäger kommen und gehen, und auch diesen werden wir überleben.«
    »Westwood ist anders.« Blade wandte sich zu Valdez um, der wieder angetrottet kam. Eine Kopfbewegung genügte, und der Hund machte kehrt.
    »Lass diesen ganzen …« Er ließ den Blick abschätzig über meinen vollgepackten Kombi und den Anhänger schweifen – »Plunder hier und komm mit.«
    »Dieser Plunder ist mein Plunder.« Ich verpasste ihm einen Stoß gegen die breite Brust. Nicht, dass ich damit etwas ausrichten hätte können. Ich bin stark, aber Blade ist der reinste Mammutbaum. »Wirst du je verstehen, wie ich ticke? Ich habe gern meine persönlichen Sachen um mich. Und ich brauche meine Unabhängigkeit. Wenn ich schon ewig lebe« – ich schauderte. Mit meiner Dankbarkeit für dieses
kleine Geschenk war es schon seit geraumer Zeit vorbei – »dann auf meine Weise, nicht auf deine.«
    »Was ist denn so schlimm daran, wenn du dich in meine Obhut begibst?«, wollte er wissen und legte mir die Hände auf die Schultern. Er dachte wohl, wenn er seinen schottischen Akzent ein bisschen hervorhob, konnte er mich einwickeln. Zugegeben, seinrollendes R ließ mich nicht kalt, aber diese Angelegenheit war mir zu wichtig, als dass ich meiner stets interessierten Libido das Kommando überlassen hätte.
    »Alles.«
    Er versuchte, mich an sich zu ziehen. Ich sträubte mich. Wir wussten beide, er hätte es erzwingen können, doch er ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Ich bin nicht dein Feind, Gloriana.«
    »Doch, das bist du«, flüsterte ich. Und schämte mich doch tatsächlich, als sich seine Miene verhärtete. Ich wusste, es kränkte ihn, wenn ich mich gegen ihn zu behaupten versuchte. Ich hatte
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