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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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eine richtige Bestie«, erklärte Raven.
    Wahoo zeigte ihr eine fünf Meter lange Schlange, die eingefangen worden war, als sie in einem Container hinter der Dadeland Mall ein Opossum verschlang. Der Mann, der die Schlange entdeckt hatte, hätte sie eigentlich den staatlichen Wildhütern übergeben müssen. Stattdessen verkaufte er sie für dreihundert Dollar an Mickey Cray.
    Raven gab zu, dass das ein eindrucksvolles Exemplar war. »Aber kann man auch ohne Gefahr mit ihm arbeiten?«
    »Das ist eine Sie«, sagte Wahoo, »und sie ist ziemlich bissig.«
    »Oh.«
    »Aber Pop kommt gut mit ihr zurecht. Das wird schon klappen.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Raven Stark. »Wie viel?«
    »Siebenhundertfünfzig pro Tag.« Wahoo versuchte, cool und geschäftsmäßig zu klingen. Er war es nicht gewohnt, die Verhandlungen zu führen. Die Standardleihgebühr für Pythons betrug hundertfünfzig Dollar pro Meter.
    »Okay, bestens. Wie heißt du noch mal?«
    Er sagte es ihr.
    »Wahoo? Wie der Fisch?«
    Das nahm jeder an. »Nein. Mein Dad hat mich nach einem Wrestler genannt«, erklärte er.
    »Wie interessant.«
    »Nicht wirklich«, sagte Wahoo.
    »Darf ich fragen, was da passiert ist?« Sie zeigte auf die weißliche Ausbuchtung, die Wahoo anstelle eines Daumes an der rechten Hand hatte.
    »Klar, dürfen Sie. Das war Alice.«
    »Echt?«
    »Es war meine Schuld, nicht ihre«, fügte Wahoo schnell hinzu.
    Das Ganze war geschehen, weil er vor einem Mädchen angeben wollte, das nach der Schule vorbeigekommen war, um sich die Tiere anzusehen. Wahoo hatte sie zum Teich geführt, damit sie miterleben konnte, wie er den Alligator fütterte. Er trat jedoch zu nahe an Alice heran, die hochschoss, nach dem aufgetauten Hühnchen in seiner Hand schnappte und dabei seinen Daumen mit erwischte. Das Mädchen, das Paulette hieß, war auf der Stelle in Ohnmacht gefallen.
    Um das Thema zu wechseln, fragte Wahoo: »Wo ist eigentlich Mr. Badger?«
    »In Paris«, sagte Raven.
    Da Wahoo noch nie gehört hatte, dass es in Paris undurchdringliche Dschungel oder gefährliche Sümpfe gab, nahm er an, dass der berühmte Überlebenskünstler dort Urlaub machte.
    Mickey Cray kam aus dem Haus und stellte sich zu ihnen vor die Schlangenbehälter. Wahoo erzählte ihm, dass Ms. Stark bei den Dreharbeiten gern Beulah, den großen burmesischen Python, verwenden würde.
    »Gute Wahl«, meinte Mickey, der sich offenbar besser fühlte.
    »Sie haben die Sendung natürlich schon gesehen«, sagte Raven.
    »Klar«, antwortete Wahoo. »Die gibt’s immer donnerstagabends.«
    »Und am folgenden Sonntagvormittag wird sie wiederholt«, ergänzte Raven. »Dann wissen Sie also, dass wir großen Wert auf Authentizität legen.«
    Wahoo hatte keinen Schimmer, was dieses Wort bedeutete. Sein Vater sah ihn bloß an und zuckte die Achseln.
    »Auf Echtheit«, erklärte Raven. »Wir legen bei Expedition Überleben! großen Wert darauf, dass alles echt ist. Derek betrachtet es als seine vornehmste Aufgabe, ein Band des Vertrauens zu unseren Zuschauern herzustellen.«
    Wahoo warf einen Blick auf die riesigen Schlangen, die zusammengerollt in den Glasbehältern lagen. Echt waren die auf jeden Fall. Bloß dass sie nicht frei in der Wildnis lebten.
    Die Produktionsassistentin wandte sich an Wahoos Vater. »Noch irgendwelche Fragen?«
    Mickey lächelte. »Unsere Tiere treten ständig im Fernsehen auf. Wir kennen uns aus.«
    Raven Stark beugte sich nach unten und klopfte mit einem ihrer scharlachroten Fingernägel gegen die Glasscheibe, die sie von Beulah dem Python trennte.
    »Nun ja, Mr. Cray«, sagte sie. »Ich kann Ihnen versichern, dass Sie bei so was wie Dereks Sendung noch nie mitgemacht haben.«

3
    Derek Badgers richtiger Name lautete Lee Bluepenny. Er hatte weder Biologie noch Botanik, noch Geologie oder Forstwirtschaft studiert, sondern kam aus dem Showbusiness.
    Als junger Mann war er mit einer bekannten irischen Volkstanzgruppe durch die Welt gereist, bis er sich bei den Proben für eine Straßenparade in Montreal einen Zeh gebrochen hatte. Während er in der Notaufnahme des Krankenhauses wartete, lernte er zufällig einen Talentscout kennen, der sich mit vergammelten Austern den Magen verdorben hatte. Der Mann fand, Lee Bluepenny wirke tough und sehe attraktiv aus, und fragte ihn, ob er schon einmal an eine Karriere beim Fernsehen gedacht habe.
    Sobald Lee Bluepennys gebrochener Zeh verheilt war, sorgte der Talentscout dafür, dass er nach Kalifornien flog und für eine neue
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