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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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Realityshow vorsprach. Die Produzenten von Expedition Überleben! waren begeistert von dem australischen Akzent, den Lee Bluepenny schamlos von dem verstorbenen Steve Irwin, dem legendären Krokodiljäger, übernommen hatte. Außerdem gefiel den Produzenten, dass Lee Bluepenny einen lebenden Salamander verschlucken konnte, ohne sich übergeben zu müssen. Was ihnen weniger gefiel, war sein Name. Lee Bluepenny sei okay für einen Jazzpianisten oder vielleicht auch für einen Kunsthändler, sagten sie, höre sich aber nicht markig genug an für jemanden, der sich jede Woche durch die Wildnis schlagen musste.
    Nachdem man mehrere Namen durchprobiert hatte – Erik Panther, Gus Wolverine, Chad Condor –, entschieden sich die Produzenten für Derek Badger, was Lee Bluepenny in Ordnung fand. Er war so wild darauf, im Fernsehen aufzutreten, dass er auch den Namen Danny der Dodo akzeptiert hätte.
    Zunächst hatte Expedition Überleben! mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Die erste Folge spielte in einem Dschungel auf den Philippinen, wo sich der Mann, der jetzt Derek Badger hieß, angeblich verirrt hatte. Bereits am zweiten Tag kam es zu einem Desaster, denn Derek Badger wurde heftig von einer gestreiften Spitzmausratte gebissen, die er als Abendessen hatte verschlingen wollen. Er hatte das Nagetier für tot gehalten, obwohl es nur ein Nickerchen machte. Von dem Biss schwollen Dereks Lippen derart an, dass sie wie aufgeblasen aussahen. In aller Eile wurde er mit einem Rettungshubschrauber nach Manila gebracht, wo man ihm eine Spritze gegen Tollwut verpasste.
    Nachdem schließlich alle kleinen Mängel ausgebügelt worden waren, wurde die Sendung zu einem Superhit. Derek Badger wurde in kürzester Zeit zu einer internationalen Berühmtheit und lernte schnell, sich dementsprechend zu benehmen.
    »Wie ist Frankreich?«, fragte Raven Stark, als sie mit ihm telefonierte.
    »Himmlisch«, sagte er. »Der Käse hier ist fantastisch.«
    »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Raven in leicht besorgtem Ton. Überlebenskünstler hatten schlank und durchtrainiert zu sein, und eine von Ravens Hauptaufgaben bestand darin zu verhindern, dass Derek zu schwabbelig wurde. Was nicht leicht war, da der Mann gerne aß und eine ausgesprochene Vorliebe für Käse hatte.
    »Hast du einen passenden Alligator für mich gefunden?«, erkundigte er sich.
    »Ja, ein Prachtexemplar.« Sie hörte ihn kauen und schmatzen.
    »Wie lang?«
    »Vier Meter.«
    »Wunderbar!«
    »Und sie haben noch einen kleineren, mit dem du kämpfen kannst.«
    Derek schwieg einen Moment, was Raven Stark beunruhigte.
    »Ich will aber nicht mit dem kleinen kämpfen, sondern mit dem Riesenviech«, sagte er schließlich.
    Das war genau die Antwort, die sie befürchtet hatte. »Das ist zu gefährlich«, entgegnete sie.
    »Wie bitte?«
    »Darüber können wir später noch reden, Derek.«
    »Das werden wir auch. Was ist mit dem Python? Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Python haben will.«
    »Der Mann hat uns einen sehr großen burmesischen Python angeboten, der allerdings nicht zahm ist.«
    »Umso besser!«, frohlockte Derek.
    Raven Stark stieß einen unhörbaren Seufzer aus. Sie war zwar daran gewöhnt, mit Dereks aufgeplustertem Ego umzugehen, doch es gab Situationen, da hätte sie ihn gerne daran erinnert, dass er von Haus aus Stepptänzer und kein kerniger Naturbursche war.
    »Hatten die noch was besonders Gruseliges?«, fragte er.
    »Ich habe noch eine große Schnappschildkröte gesehen«, sagte sie.
    »Wie groß?«
    »Groß genug, um jemandem die Hand abzubeißen.«
    »Hervorragend«, meinte Derek. »Dann baut eine Unterwasserszene ein – ich schwimme nichts ahnend durch die Everglades, und plötzlich schießt eine hungrige Schnappschildkröte unter einem Baumstamm hervor und zerrt mich zum Grund der Lagune.«
    »Großartig. Bloß dass Schildkröten keine Menschen fressen.«
    »Woher willst du das denn wissen?«, entgegnete Derek.
    »Ruf mich an, wenn du in Miami gelandet bist«, sagte Raven Stark.
    Wahoo hatte eine ältere Schwester namens Julie, die an der University of Florida in Gainesville gerade ihr Jurastudium abschloss. Insgeheim war sein Vater sehr stolz auf sie, ließ sich das aber nie anmerken.
    »Genau das, was die Welt braucht – noch so ’ne verflixte Rechtsanwältin«, grummelte Mickey des Öfteren.
    »Du mich auch, Dad«, sagte Julie dann immer und kniff ihm in die Wange.
    Wahoo fand seine Schwester ziemlich toll, obwohl er manchmal
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