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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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berichtete Mickey Cray.
    Obwohl seit dem Unfall Monate vergangen waren, hatte er immer noch eine Heidenangst davor, erneut eine Echse auf den Kopf zu bekommen.
    »Offenbar geht es dir besser«, stellte Wahoo fest, den es freute, dass sein Dad so früh schon auf den Beinen war.
    »Meine Kopfschmerzen sind wie weggeblasen!«, verkündete Mickey.
    »Ist ja nicht zu glauben«, sagte Wahoo.
    »All diese Pillen, die die Ärzte mir verschrieben haben, haben überhaupt nichts gebracht. Dann wache ich eines Tages auf – und peng!, die Kopfschmerzen sind weg. Ein echtes Wunder!« Mickey zuckte die Achseln. »Manche Dinge lassen sich eben nicht erklären, Junge.«
    Doch Wahoo hatte den Verdacht, dass sein Vater von vier schlichten Worten geheilt worden war: tausend Dollar pro Tag .
    »Hol mal Salat für Gary und Gail«, sagte Mickey.
    Gary und Gail waren zwei uralte Galapagos-Schildkröten, die Wahoos Dad vor vielen Jahren, als er noch neu im Geschäft war, einem Zoo in Sarasota abgekauft hatte. Doch da Schildkröten nicht gerade dynamische Darsteller sind, wurden Gary und Gail nur selten für Tiersendungen im Fernsehen angefordert. Dass Mickey Cray sie trotzdem behielt, hatte hauptsächlich sentimentale Gründe. Jedes der Tiere war über hundert Jahre alt, und bei allen anderen Tiertrainern hätte er befürchtet, dass sie die zwei Schildkröten nicht richtig behandeln würden. Am Abend vor dem großen Kälteeinbruch war Mickey extra nach draußen gegangen, um Gail und Gary sorgfältig in dicke Steppdecken zu hüllen, damit sie nicht umkamen. Wahoo hatte ihn von seinem Schlafzimmerfenster aus dabei beobachtet.
    »An diesen beiden ist er vermutlich nicht interessiert«, murmelte Mickey, während die Schildkröten laut schmatzend ihren Salat mampften.
    »Nein. Die haben gesagt, dass er Alice und einen großen Python haben will«, erwiderte Wahoo.
    Sie sprachen von ihrem neuen Kunden, dem berühmten Derek Badger. Er war der Star von Expedition Überleben! , einer der beliebtesten Sendungen, die es im Kabelfernsehen gab. Jede Woche landete Derek mit dem Fallschirm in irgendeiner unwirtlichen Gegend, wo es von wilden Tieren, giftigen Schlangen und krankheitsübertragenden Insekten nur so wimmelte. Nur mit einem Schweizer Armeemesser und einem Strohhalm bewaffnet, marschierte, kletterte, kroch, paddelte oder schwamm er in jeder Folge in die Zivilisation zurück – oder wurde irgendwann »gerettet«. Unterwegs ernährte er sich von Käfern, Nagetieren, Würmern und Baumschwämmen – je abstoßender das Ganze aussah, desto begeisterte stopfte Derek Badger es sich in den Mund.
    Wahoo und sein Dad hatten sich Expedition Überleben! oft genug angesehen, um zu wissen, dass die meisten in der Wildnis spielenden Szenen gestellt waren. Außerdem war ihnen klar, dass Dereks Leben zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr war, da er stets von einem Kamerateam begleitet wurde, das Essen, Süßigkeiten, Sunblocker, Wasser, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und höchstwahrscheinlich auch ein großes Gewehr dabeihatte.
    »In den Everglades hat Derek noch nie eine Sendung gemacht«, teilte Wahoo seinem Vater mit.
    »Es heißt, dieser Typ sei eine wahnsinnige Nervensäge.«
    »Sei nett zu ihm, Pop. Es geht schließlich um viel Geld.«
    Mickey versprach seinem Sohn, sich zu benehmen. »Und wann lernen wir den Herrn persönlich kennen?«
    »Seine Assistentin will heute noch vorbeikommen.«
    »Was für einen Python wollen sie denn haben? Einen burmesischen? Einen afrikanischen Felsenpython?«
    »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das eine Rolle spielt«, erwiderte Wahoo.
    Dann machten sie sich daran, ein Gehege für einen jungen Rotluchs zu bauen, der von einer Ranch oben im Highlands County zu ihnen gebracht werden sollte. Der Luchs war von einem Jeep angefahren worden und hatte sich ein Bein gebrochen, das nicht verheilen wollte, sodass man ihn nicht mehr auswildern konnte. Mickey Cray hatte sich bereit erklärt, das Tier großzuziehen, und hoffte, es so weit zähmen zu können, dass es für Filmaufnahmen taugte.
    Rotluchse waren kräftige Tiere und ihr Gehege musste sehr stabil sein. Da Wahoo fand, dass jemand, der alles doppelt sah, nicht mit einem Druckluftnagler hantieren sollte, ließ er seinen Dad den Maschendraht ausmessen und zurechtschneiden. Gegen Mittag kehrten Mickeys Kopfschmerzen mit solcher Heftigkeit zurück, dass er sich absolut elend fühlte. Wahoo führte ihn ins Haus, brachte ihn dazu, sich auf die Couch zu legen, und gab ihm vier
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