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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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dass das für einen Jungen in deinem Alter nicht gerade ein normales Leben ist.«
    »Fang doch nicht wieder damit an«, sagte Wahoo.
    »Nein, im Ernst«, fuhr Mickey fort. »Was würde ich bloß ohne dich und deine Mom machen? Ich kann von Glück sagen, dass sie es all die Jahre mit mir ausgehalten hat.«
    »Das stimmt. Wo ist das Verbandszeug?«
    Erst nachdem Wahoo den Fuß seines Vaters verbunden hatte, erzählte er ihm, was Julie zu dem Vertrag gesagt hatte.
    »Ich wusste, dass der Typ Ärger machen würde«, murmelte Mickey.
    »Und was sollen wir jetzt machen?«
    »Unsern Job, Junge. Wir machen unsern Job.« Mickey stemmte sich hoch und legte seinen angeschwollenen Fuß auf den Couchtisch. »Es ist mir völlig egal, was dieser dämliche Vertrag sagt. Über meine Tiere habe nur ich zu bestimmen. Und Mr. Dork Badger kann mir den Buckel runterrutschen.«
    »Er heißt Derek Badger.«
    »Ha! Meinst du, die Tiere interessiert sein beknackter Name?«
    »Nein, Pop.«
    »Weißt du, was Beulah sagen würde? Ihr blöden Menschen schmeckt doch alle gleich!«
    Wahoo fragte sich, ob das wirklich zutraf.

4
    Als seine Mutter aus China anrief, putzte Wahoo sich gerade die Zähne.
    »Susan, deine Jungs sind todunglücklich!«, hörte er seinen Dad jammern. »Bitte komm wieder nach Hause!
    Wahoo spuckte den Zahnpastaschaum aus und rannte ins Wohnzimmer. Nachdem Mickey den Hörer mit der Hand abgedeckt hatte, flüsterte er: »In Schanghai ist es acht Uhr morgens. Sie hat gerade gefrühstückt.«
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Es gab wieder Eiernudeln. Sie kriegt noch eine Überdosis Kohlehydrate ab.«
    »Bitte!«, fügte Wahoo hinzu.
    Mickey übergab ihm das Telefon.
    »Meine Güte«, sagte seine Mutter zu Wahoo, »kann dein Vater nicht mal aufhören, so ein Drama daraus zu machen? Glaubt ihr vielleicht, ich bin gern hier?«
    »Wir haben einen großen Auftrag vom Fernsehen angenommen. Und Dad geht es schon viel besser.«
    »Was ist mit seinen Kopfschmerzen?«
    »Die sind weg, behauptet er.«
    »Pass gut auf ihn auf«, schärfte seine Mutter ihm ein. Dann erkundigte sie sich nach der Schule. Wahoo sagte, die Abschlussprüfungen seien einigermaßen gut gelaufen.
    »Auch die in Spanisch?«
    »Das war übel«, gab er zu.
    »Hauptsache, du hast dein Bestes getan.«
    »Du fehlst mir, Mom.«
    »Du mir auch, mein Großer. Das ist wirklich alles zu blöd.«
    Wahoo schluckte schwer, damit ihm nicht die Stimme versagte. Er wollte nicht, dass seine Mutter mitbekam, wie mies er sich fühlte, weil sie so weit weg war. »Ich habe dein Hotel über Google Earth gefunden«, sagte er. »Sieht ja echt nett aus.«
    »Erzähl mir mal von dieser Fernsehsache«, forderte sie ihn auf.
    »Die bringt gutes Geld.«
    »Aber ist das auch ein guter Job?«
    »Ja, super«, erwiderte Wahoo. Wenn man pleite ist, ist jeder Job ein guter Job, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Hey, jetzt bin ich wieder dran«, meldete sich Mickey Cray zu Wort. »Gib das Telefon her.«
    Nachdem Wahoo sich von seiner Mutter verabschiedet hatte, ging er mit einem großen Eimer Katzenfutter nach draußen zu den Waschbären. Er war das einzige Kind in der Schule, dessen Vater als professioneller Tiertrainer arbeitete, und das Leben der Crays war weit davon entfernt, in den normalen Bahnen zu verlaufen. Trotz seines fehlenden Daumens war Wahoo imstande, die meisten Dinge wie jeder andere zu machen. Er hatte sich beigebracht, mit der linken Hand zu schreiben, beim Basketball einen Korb zu werfen und einen Baseball zu pitchen. Wenn sein Dad Zeit hatte, auf dem Boot mit ihm rauszufahren, schaffte Wahoo sogar eine volle Umdrehung auf seinem Wakeboard.
    Was die Crays nicht wie alle anderen machen konnten, war, im Sommer zusammen in den Urlaub zu fahren. Mickey weigerte sich nämlich, die Tiere jemand anderem anzuvertrauen. Einmal war die ganze Familie zum Begräbnis von Wahoos Tante Rose nach West Virginia geflogen. Damals hatte Mickey Donny Dander gebeten, sich um die Tiere zu kümmern, was sich als ebenso schwerer wie kostspieliger Fehler erwies. Obwohl die Crays nur drei Tage weg waren, hatte diese kurze Zeit ausgereicht, dass zwei seltene Papageien entkamen, ein Lemur sich erkältete und Alice einem Krokodil den Schwanz abbiss.
    »Wo ist denn das verfluchte Aspirin?«, brüllte Mickey aus dem Haus.
    »In der Küche neben der Kaffeemaschine«, rief Wahoo zurück.
    Die Waschbären waren immer ganz aufgeregt, wenn sie ihn sahen, weil Wahoos Auftauchen bedeutete, dass Essenszeit war. Nachdem er
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