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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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sagte Mickey.
    »Ihnen ist wohl entfallen, dass wir Ihnen einen Vorschuss gezahlt haben«, empörte sich Raven Stark. »Achthundert Dollar!«
    »Die können Sie ebenfalls vergessen.«
    Wahoo erbot sich, Derek den nachgemachten Everglades-Set zu zeigen, damit der Schauspieler selbst sah, wie echt das Ganze wirkte. Raven ging zum Auto, um ihn zu holen, kam aber allein zurück.
    »Er telefoniert gerade mit unserem Produzenten in Kalifornien«, berichtete sie.
    Mickey murmelte etwas Sarkastisches vor sich hin und kehrte ins Haus zurück.
    »Hören Sie, das könnte trotzdem alles noch klappen«, sagte Wahoo zu Raven.
    »Nicht, wenn dein Vater weiterhin solche Schwierigkeiten macht.«
    »Darum kümmere ich mich, okay?«
    »Entschuldige bitte, aber du bist doch nur ein Kind.«
    Wahoo gab sich große Mühe, höflich zu bleiben. »Ich bin sein Kind. Auf mich hört er.«
    »Und ihr braucht das Geld, stimmt’s?« Raven ließ den Blick über die Käfige und Gehege schweifen. »Es ist sicher teuer, all diese Tiere zu halten. Wär schön für deine Familie, ein nettes Sümmchen zu bekommen, wie?«
    Wahoo merkte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. »Sagen Sie Mr. Badger, dass wir dabei sind.«
    Raven lächelte. »Wie alt bist du eigentlich, Wahoo?«
    »Alt genug, um das auf die Reihe zu kriegen.«
    Als Wahoo ins Haus zurückging, fand er seinen Vater auf der Couch vor, mit einem Eisbeutel auf der Stirn.
    Er setzte sich neben ihn. »Pop, dieser Auftrag ist wirklich wichtig.«
    »Alice auch.« Mickey griff nach der Fernbedienung. »Hey, sieh dir mal an, was ich gestern Abend aufgenommen habe.«
    Nachdem er auf einen Knopf gedrückt hatte, lief auf dem Bildschirm eine Folge von Expedition Überleben! ab, bei der Derek Badger durch einen Regenwald in Costa Rica streifte. Vorab wurde ein Teaser gezeigt, in dem der Star in einer aus Lianen gemachten Hängematte schlief, während eine fette, haarige Spinne seinen nackten Arm hochkroch.
    Wahoos Vater zeigte mit dem Finger auf den Fernseher. »Ich wette mit dir um fünf Dollar, dass er das Viech umbringt und sich als Abendessen brät!«
    »Vergiss es.«
    »Ist doch klar, dass einen halben Meter von ihm entfernt ein Kameramann mit einer Dose Insektenspray steht, um dieser armen Tarantel gegebenenfalls das Licht auszublasen.«
    »So ist das eben im Showgeschäft«, sagte Wahoo.
    »Der Typ ist ein Volltrottel!«
    »Ich weiß, Pop, aber wir brauchen den Auftrag.«
    Sie sahen sich die Sendung noch ein Weilchen an. Wie zu erwarten tat Derek Badger so, als erwache er, kurz bevor die Spinne seinen Hals erreichte. Dann schleuderte er sie von sich und zertrat sie mit dem Stiefel. Allerdings briet er sein plattgemachtes Opfer nicht, sondern grillte es über einem kleinen Feuer, wobei er sich ständig die wulstigen Lippen leckte und davon faselte, dass er gerade knapp dem Tod entkommen sei, einem entsetzlichen, schmerzhaften Tod.
    Wahoo und sein Vater wussten jedoch etwas, das den meisten gutgläubigen Zuschauern dieser Sendung nicht bekannt war – nämlich dass Taranteln so gut wie nie Menschen beißen. Und wenn doch, dann ist der Biss nicht schlimmer als der Stich einer Hummel.
    Mit einem angewiderten Knurren schaltete Mickey Cray den Fernseher aus und warf die Fernbedienung auf den Couchtisch. »In den anderen Sendungen, bei denen wir mitgemacht haben, selbst in denen, die nicht viel taugten, ging es um das Leben in der Natur«, sagte er. »Aber hier geht es nur um ihn .«
    Wahoo gefiel die Vorstellung, für Derek Badger zu arbeiten, ebenso wenig wie seinem Vater. »Pop, wie sollen wir all die Rechnungen bezahlen?«, erwiderte er. »Und Alice braucht Futter, richtig?«
    »Okay, aber transportiert wird sie nicht. Das ist mein letztes Wort.«
    »Einverstanden«, sagte Wahoo. »Aber du musst zugeben, dass es sehr spaßig gewesen wäre, dabei zuzusehen, wie diese Knallköpfe versuchen, sie aus dem Teich zu hieven.«
    Mickey Cray lachte. »O ja.«

5
    Obwohl sie es nie laut ausgesprochen hätte, fand Raven Stark, dass sie extrem unterbezahlt war. Ihre offizielle Bezeichnung lautete »Leitende Produktionsassistentin«, doch in Wirklichkeit war sie auch noch Babysitterin, Krankenschwester, Chauffeuse, Barkeeperin, Laufbotin, Kammerdienerin, persönliche Betreuerin und Amateurpsychologin.
    Derek Badger war in keiner Weise pflegeleicht.
    »Wir kommen zu spät«, rief sie, als sie erneut an die Tür seiner Hotelsuite klopfte. Da er immer noch nicht reagierte, benutzte sie schließlich die
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