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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung
Autoren: Moira Young
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rotem Staub, er liegt überall drauf. Eine rote, rote Welt. So was hab ich noch nicht gesehen.
    Lugh und ich starren uns an.
    Sieht aus wie das Ende der Welt, sag ich.
    Meine Stimme klingt gedämpft, als ob ich unter einer Decke rede.
    Und dann tauchen aus diesem roten Nebel die Männer auf ihren Pferden auf.

    E s sind fünf. Auf robusten zottigen Mustangs.
    Wir bekommen am Silverlake schon in normalen Zeiten keine Leute zu sehen, deshalb ist es ein Schock, ausgerechnet gleich nach dem schlimmsten Staubsturm seit Jahren Fremde zu sehen. Die Reiter halten in der Nähe von der Hütte an. Steigen aber nicht ab. Wir laufen rüber.
    Überlass das Reden mir, sagt Lugh.
    Vier Reiter tragen lange schwarze Gewänder. Darüber haben sie schwere Lederwesten an, und auf dem Kopf Shemags. Sie sind von oben bis unten voll mit rotem Staub. Als wir näher kommen, seh ich, dass der fünfte Mann unser Nachbar Procter John ist. Er reitet sein Pferd Hob.
    Als wir in Hörweite sind, ruft Lugh: Komischer Tag für einen Ausritt, was, Procter John?
    Keiner sagt was. Wegen den Shemags kann man die Gesichter der Männer nicht sehen.
    Jetzt sind wir ganz nah bei ihnen.
    Procter. Lugh nickt ihm zu. Wer sind deine Freunde?
    Procter sagt immer noch nichts. Starrt bloß auf seine Hände mit den Zügeln.
    Guck mal, flüster ich Lugh zu.
    Unter Procter Johns Hut rinnt Blut runter und schlängelt sich über sein Gesicht.
    Was ist hier los?, fragt Lugh. Procter?
    An seiner Stimme hör ich, dass er meint, hier stimmt was nicht. Fürcht ich auch. Mein Herz klopft schneller.
    Ist er das?, fragt einer von den Männern Procter John. Der Goldjunge da? Ist das der, der an Mittwinter geboren ist?
    Procter John guckt nicht hoch. Er nickt. So ist es, sagt er leise.
    Wie alt bist du, Junge?, fragt der Mann Lugh.
    Achtzehn, sagt Lugh. Was geht’s euch an?
    Und du bist auch bestimmt an Mittwinter geboren?
    Ja. Hört mal, was soll das?
    Ich hab euch doch gesagt, er ist der Richtige, sagt Procter John. Ich muss es wissen. Ich hab ihn die ganze Zeit im Auge behalten, wie ihr gewollt habt. Kann ich jetzt gehen?
    Der Mann nickt.
    Tut mir leid, Lugh, sagt Procter John und guckt uns immer noch nicht an. Sie haben mir keine Wahl gelassen.
    Er schnalzt Hob zu und will wegreiten. Der Mann zieht einen Bolzenschießer unterm Gewand vor. Ich weiß, er bewegt sich bestimmt sehr schnell, aber es scheint alles ganz langsam zu gehen. Er drückt ab und erschießt Procter. Hob bäumt sich erschreckt auf. Procter rutscht von Hob runter und plumpst auf den Boden. Er bewegt sich nicht mehr.
    Ein eisiger Schreck durchfährt mich. Wir sind in Schwierigkeiten. Ich pack Lugh am Arm. Die vier Männer kommen auf uns zu.
    Hol Pa, sagt Lugh. Schnell. Ich lock sie vom Haus weg.
    Nein, sag ich. Das ist zu gefährlich.
    Geh schon, verdammt nochmal!
    Er dreht sich um und rennt zurück zum See. Die Männer geben ihren Pferden die Fersen und reiten ihm hinterher. Ich renn wie der Blitz zum Sturmschutzkeller, so schnell wie meine Füße mich tragen.
    Pa!, brüll ich. Pa! Komm schnell!
    Ich guck mich um. Lugh ist schon halb am See. Die vier Reiter schwärmen aus und machen einen großen Kreis. Lugh rennt weiter, aber er ist in der Mitte gefangen. Sie umzingeln ihn, rücken immer näher. Sie schließen ihn ein. Einer nimmt ein Seil von seinem Sattel.
    Ich stampf mit dem Fuß auf die Falltür.
    Pa!, kreisch ich. Pa! Mach auf!
    Knarrend geht die Tür auf. Pas Kopf taucht auf.
    Sind sie da?, fragt er. Sind sie gekommen?
    Du hast das kommen sehen. Du hast es in den Sternen gesehen.
    Vier Männer!, sag ich. Schnell! Wir müssen sie aufhalten!
    Emmi, bleib hier! Pa klettert aus dem Keller. Sie sind nicht aufzuhalten, Saba. Es hat begonnen.
    Seine Augen sehen leer aus. Tot.
    Nein!, sag ich. Sag das nicht!
    Jetzt ist Lugh ganz umzingelt. Er stürzt auf eine Lücke zu. Sie versperren sie ihm. Er stolpert, fällt hin, rappelt sich wieder hoch. Im staubig roten Dunst sieht das aus, als wär es nur ein böser Traum.
    Steh doch nicht bloß da rum!, brüll ich Pa an. Hilf mir!
    Ich hechte in die Hütte. Schnapp mir meine Armbrust, häng mir meinen Köcher um. Schnapp mir Pas Bolzenschießer. Leer. Ich fluch und werf ihn in die Ecke. Schnapp mir Pas Armbrust und den Köcher und renn wieder raus.
    Pa!, brüll ich. Sie haben Lugh! Ich pack ihn an den Armen und schüttel ihn heftig. Das ist kein Traum! Du musst kämpfen!
    Da wird er wieder lebendig. Er richtet sich auf, seine Augen funkeln, und der Pa, den ich kenn,
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