Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
klingt, sagt sie.
    Tommo?, frag ich.
    Er nickt.
    Dann also nach Westen, sagt Lugh. Was sollen wir noch länger warten? Auf geht’s.
    Wart mal, sag ich und guck mich um. Wo ist Jack hin? Hat jemand Jack gesehen?
    Tommo streckt den Finger aus. Da!, sagt er.
    Jack ist schon ein gutes Stück weg. Er reitet über die Ebene auf seinem weißen Pferd. Richtung Osten.
    Wut steigt in mir auf. Panik. Bringt mein Blut zum Kochen.
    O nein, das tust du nicht, sag ich.
    Ich spring auf Hermes, geb ihm die Fersen, und wir jagen los wie der Wind. Nero fliegt über uns.
    Saba!, schreit Emmi. Sag ihm, er soll mit uns kommen!

    G leich hinter den Hoodoos hol ich ihn ein.
    Als er mich kommen hört, dreht er sich um. Hält an. Wartet.
    Ich halt vor ihm an und spring ab. Geh zu ihm und pack seine Zügel. Das Blut rauscht mir in den Ohren, ich atme keuchend. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Steig sofort ab, sag ich und guck ihn wütend an.
    Nicht, wenn du mich umbringen willst, sagt er.
    Ich hab gesagt … steig ab!
    Schon gut, schon gut, sagt er und schwingt sich vom Pferd. Na bitte … ich bin unten.
    Nero krächzt und setzt sich auf einen Busch in der Nähe. Wie ich sehe, hast du Verstärkung mitgebracht, sagt Jack.
    Was fällt dir eigentlich ein?, sag ich. Einfach so abzuhauen. Schleichst dich weg wie ein … wie ein … kein Wiedersehen, kein bis dann, kein gar nichts. Einfach … weg.
    Er runzelt die Stirn. Ich komme ja zurück, sagt er.
    Ich werd ganz still. Starr ihn an. Was?
    Ich komme zurück, sagt er. Aber erst muss ich mich noch um was Geschäftliches kümmern.
    Was Geschäftliches, sag ich. Und was soll das sein? Ich hab gedacht, du bist ein Dieb.
    Oh! Wie nett von dir! Das hab ich nie gesagt. Es gibt da einfach … ein paar Sachen, die ich erledigen muss. Und auf Ike wartet jemand. Sie wartet schon lange. Sie muss es erfahren.
    Du meinst Molly, sag ich.
    Du weißt von ihr.
    Ike hat mir von ihr erzählt.
    Aber danach komme ich zurück. Das ist der Plan.
    Weil … weil ich dir das Leben gerettet hab, sag ich. Drei … nein, zwei Mal. Aus dem Feuer und vor dem Höllenwurm. Und du bist doch der, der gesagt hat, wenn man jemand zwei Mal das Leben rettet –
    Die Regel heißt Dreierregel, sagt er, nicht Zweierregel. Ich muss es wissen. Ich hab sie mir ausgedacht.
    Ich hab’s doch gewusst!
    Hör mal, sagt er. Zwei Mal, drei Mal … hier geht es nicht um eine Verpflichtung. Ich komme nicht deshalb zurück.
    Nicht?
    Nein. Es ist wegen dir. Wegen dir.
    Er kommt ein paar Schritte auf mich zu.
    Du bist in meinem Blut, Saba, sagt er. In meinen Gedanken. Du bist in meinem Atem, du bist in meinen Knochen … O Gott, du bist überall. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen hab.
    Mein Herz macht einen Purzelbaum. Ich wag nicht zu atmen. Der Herzstein brennt sich in meine Haut.
    Ich glaube, sagt er, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben, da hast du gesagt … was hast du noch gleich zu mir gesagt?
    Ich hab gesagt … du bist nicht mein Typ, sag ich.
    Bist du zufällig … immer noch dieser Meinung?
    Ich guck Jack an. Seine seltsamen Silberaugen, die sich von jetzt auf gleich von mondscheinsilbern zu granitgrau ändern. Seine schiefe Nase, seine Oberlippe mit der kleinen Vertiefung drin. Und ich sag: Das ist zufällig … nicht mehr meine Meinung.
    Er lächelt sein schiefes Lächeln. Komm her, sagt er.
    Nein, sag ich. Du kommst her.
    Er kommt zu mir. Er riecht nach Salbei, Sommerhimmel und nach irgendwas, was einfach nur er ist. Einfach Jack. Und jetzt?
    Jetzt, sag ich, küsst du mich.
    Er legt die Arme um mich und zieht mich fest an sich. Er küsst meine Lippen, meine Augen, mein Gesicht, meine Lippen. Und ich küss ihn. Ich atme ihn ein wie Luft. Trink ihn wie Wasser.
    Irgendwann löst er sich von mir und hält mich von sich weg. Ich muss gehen, sagt er.
    Du könntest später gehen, sag ich. Wir könnten zusammen gehen, wenn –
    Nein, sagt er. Ich muss jetzt gehen. Und schon geht er rückwärts von mir weg. Guckt mich die ganze Zeit an.
    Aber wie willst du mich finden?, frag ich. Wir sind dann nicht mehr hier. Du weißt nicht mal, wo wir hinwollen.
    Ihr wollt nach Westen, sagt er, zum Großen Wasser. Angeblich duftet die Luft da wie Honig. Er schwingt sich auf sein Pferd.
    Warte. Nimm das mit. Ich renn zu ihm und taste nach dem Herzstein. Er beugt sich zu mir runter. Ich leg ihm die Kette um den Hals.
    Er … er wird dir helfen, mich zu finden, sag ich.
    Ich brauche keinen Stein, um dich zu finden, sagt er. Ich würde dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher