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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung
Autoren: Moira Young
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Hält sie vor seine Augen.
    Die Gelegenheit. Das ist meine Gelegenheit.
    Ich lass die Scherbe noch mal aufblitzen. Dann beweg ich mich. Blitzschnell. Geräuschlos.
    Er zielt mit dem Bolzenschießer dahin, wo er denkt, dass ich immer noch bin.
    Wieder beweg ich mich. Lass die Scherbe aufblitzen. Beweg mich.
    Er fuchtelt wild mit dem Bolzenschießer rum. Bleib stehen!, brüllt er.
    Ich lass die Scherbe aufblitzen. Beweg mich.
    Er schießt.
    Ich duck mich.
    Der Schuss geht daneben. Der Bolzen prallt vom Felsen ab, dass der rote Staub nur so fliegt.
    Das Echo vom Aufprall verhallt. Der Staub legt sich, und ich kann Pinch wieder sehen.
    Er steht nur ein paar Schritt vom Rand entfernt. Guckt verdutzt aus der Wäsche. Aus seinem Hals strömt Blut. Der Bolzen ist mitten durch gegangen. Pinch fasst sich an den Hals. Guckt seine nassen roten Finger an, als ob er seinen Augen nicht traut. Dann drückt er die Hand auf die Wunde.
    Aber ich bin doch der König, sagt er.
    Du bist kein König, sag ich.
    Sie haben gesagt, du seist der Todesengel, sagt er. Er macht einen Schritt auf mich zu, Blut strömt zwischen seinen Fingern durch. Ich hab ihnen nicht geglaubt.
    Plötzlich stürzt Nero kreischend und flatternd auf ihn runter. Pinch reißt die Arme hoch. Taumelt. Macht einen Schritt rückwärts. Und tritt ins Leere.
    Ich stürz zum Rand.
    Er liegt auf dem Rücken. Arme und Beine von sich gestreckt. Die Augen weit aufgerissen.
    Aufgespießt auf der scharfen Spitze von dem Hoodoo weiter unten.
    Nero kommt angeflattert und setzt sich auf meine Schulter.
    Eigentlich müsste ich jetzt irgendwas fühlen. Freude oder Erleichterung oder Genugtuung oder … irgendwas. Aber ich fühl nichts. Ich fühl rein gar nichts.
    Der Wind streicht klagend um die roten Zähne der Hoodoos.
    Über mir hör ich Vögel. Ich guck zum Himmel hoch. Die Aasgeier kreisen schon über uns.
    Lass uns von hier abhauen, sag ich.

    A ls ich auf Titan wieder beim Schlachtfeld ankomm, sind sie schon beim Aufräumen.
    Ich entdeck Lugh. Er sitzt ein Stück abseits auf dem Boden, sieht erschöpft aus. Als er mich sieht, hebt er die Hand. Jack und Ash helfen ein paar verletzten Hawks. Zum Glück sind sie wohl nicht schlimm verletzt. Aber zwei Hawks und einen von den Räubern haben wir verloren. Sie werden gerade auf ihre Pferde gebunden für den Rückweg nach Darktrees, wo dann ein Scheiterhaufen für sie gebaut wird.
    Emmi kommt auf Hermes angeritten. Sie springt ab, rennt zu Lugh und wirft sich in seine Arme.
    Alle anderen laufen hin und her, sammeln Waffen ein und alles, was sonst noch nützlich sein kann. Ike beugt sich über einen toten Tonton, guckt nach, was er für Waffen dabei hat. Tommo steht neben ihm und guckt zu.
    Plötzlich seh ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ein Tonton. Er liegt nicht weit von Ike und Tommo auf der Erde. Hat sich auf einen Ellbogen aufgestützt. Hebt seinen Bolzenschießer. Und zielt.
    Ike!, schreie ich.
    Ike richtet sich auf. Dreht sich um.
    Ich reiß die Armbrust vom Rücken. Nehm einen Pfeil. Lade. Schieß.
    Alles passiert auf einmal, alles geht viel zu schnell. Der Tonton schießt, und genau da wirft Tommo sich auf Ike. Beide gehen zu Boden.
    Mein Pfeil trifft den Tonton.
    Ike!, schrei ich. Tommo! Ich galoppier rüber und spring ab. Komm zur gleichen Zeit an wie Jack.
    Tommo liegt auf Ike. Ich nehm Tommo in die Arme. Er hängt schlaff da. Die Augen sind zu.
    Nein! Ich schluchz, schüttel ihn. Nein, Tommo!
    Ein Schauer läuft durch seinen Körper. Er kommt zu sich. Seine wunderschönen braunen Augen gucken benommen zu mir hoch. Ich drück ihn, drück ihn ganz fest an meine Brust.
    Jack hat Ike umgedreht. Er kniet neben ihm, fasst ihm an den Hals. Verdammt, Ike, sagt er leise. Er guckt mich an, und da weiß ich Bescheid.
    Ike?, fragt Tommo. Wo ist Ike? Ich will zu Ike! Er versucht, sich loszureißen, und ich drück ihn noch fester an mich. Ich will es ihn nicht sehen lassen. Ich will nicht, dass er es erfährt.
    Aber dann entdeckt er Ike. Ich kann es spüren. Sein Körper erstarrt. Ich lass ihn los. Er steht auf. Geht rüber zu Ike, setzt sich neben ihn auf den Boden und nimmt seine Hand. Nein, sagt er. Verlass mich nicht, Ike. Nicht du auch. Dicke Tränen laufen ihm übers Gesicht. Er schaukelt vor und zurück und drückt Ikes Hand an sein Herz. Sagt immer wieder dasselbe.
    Verlass mich nicht, verlass mich nicht, verlass mich nicht.

    M itten auf dem Schlachtfeld bauen wir einen Scheiterhaufen. Einen schönen großen, passend für
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