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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition)
Autoren: Alberto Riva
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Erdinnere.
    » Ich bleibe mit der Dame hier « , sagte Rodrigo zu Leo. » Sie wissen ja: ein Kilometer, immer geradeaus. Sie können es gar nicht verfehlen. Nehmen Sie das Funkgerät mit und folgen Sie dem Pfad. Und lassen Sie es nicht zu spät werden. «
    Der Drache hatte ausdrücklich darum gebeten, nur in Leos Begleitung zum Felsenauge zu gehen. Der Geologe setzte den Rucksack auf und schritt voran.
    » Denken Sie an die Stöcke « , rief ihnen Rodrigo hinterher. » Und klatschen Sie gelegentlich in die Hände, das hält die Kobras fern. «
    Agata beobachtete den Aufbruch der beiden Männer mit einer gewissen Unruhe. Schon waren die beiden im Wald verschwunden. Sie gingen langsam, denn obwohl Leo ein erfahrener Führer war, nötigte ihm diese wuchernde Vegetation Respekt ab. Der Drache folgte ihm. Die frische Luft des Waldes und sein unverwechselbarer Duft berührten ihn tief. Seine Laune besserte sich merklich. Tatsächlich lächelte er jetzt, die weißen Lippen leicht geöffnet.
    Nach einer halben Stunde erreichten sie die Stelle. Man erkannte sie sofort, weil der Wald sich dort lichtete und deutlich mehr Sonnenstrahlen durchs Laubwerk dringen ließ.
    Sie betraten die Lichtung, wie man sich in ein verbotenes Zimmer schleicht, und hatten das merkwürdige Gefühl, hinter der Pflanzenwand von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden. Von diesem Nabel der Welt, der vom Wald eifersüchtig gehütet wurde, hatte der Drache als Kind oft gehört. Er war in der Nähe aufgewachsen, ohne genau zu wissen, wo er sich befand. Und dann hatte ihn das Leben in die Ferne geführt.
    Jetzt aber war er da und spürte eine erhabene Bestürzung. Auch davon hatte er gehört: von diesem Wind oder Gegenwind, der dem trägen Vor und Zurück der Rollbrandung glich und eine Strömung erzeugte, von der man, obwohl man aufs Ufer zuzuschwimmen meinte, aufs Meer hinausgezogen wurde.
    Noch ein Schritt, und sie waren am Ziel.
    Der Anblick raubte dem Drachen den Atem. Selbst Leo, dem nie eine Gefühlsregung anzusehen war, konnte seine Überraschung nicht verbergen. Schweigend betraten sie den riesigen, glatt geschliffenen, mit grünlichem Moos bedeckten Felsen.
    » Gehen Sie vorsichtig, Doktor « , sagte Leo schnell. » Es könnte glatt sein. «
    Wie immer hörte der Drache nicht auf den Geologen, aber er merkte selbst, dass er mit seinen festen Stiefeln keinen guten Halt hatte.
    » Vermutlich befand sich hier vor hunderten von Jahren ein See. Wir laufen auf dem herum, was mal sein Grund war « , erklärte Leo und schaute sich um.
    Plötzlich wurde der Drache von einer heftigen Gefühlsregung gepackt. Jetzt konnten sie es sehen, nur wenige Meter vor ihnen: Die Erde öffnete sich in einem kreisrunden Krater. Der Felsen fiel in einer harmonischen Kurve ab, als wäre das Loch kunstvoll in den Felsen gehauen worden. Am Rande des Kraters, wo es nicht mehr weiterging, blieben sie stehen. Der Drache spürte, dass ihn schwindelte. Dennoch warf er einen Blick in das schwarze Loch und starrte in eine grenzenlose Finsternis, in der sich jedoch, gleißenden Klingen gleich, die Reflexe des irgendwo dort unten verborgenen Wassers sammelten. Um sie herum herrschte Stille, nicht einmal mehr die Vögel waren zu hören. Das Geräusch ihrer Stiefel auf dem Felsen und das Echo ihres Atems hallten umso lauter wider.
    Leo öffnete den Rucksack und zog ein hohes, zylindrisches Futteral heraus. Es enthielt eine Stahlsonde. Aus einem anderen Beutel holte er eine aufgewickelte Eisenschnur, löste das Ende und befestigte es an der Sonde.
    » Okay, Doktor. Wir lassen die Sonde jetzt in das Loch hinab. «
    Der Drache nickte.
    » Sobald wir spüren, dass sie das Wasser berührt hat, ziehen Sie an diesem zweiten Draht, und die Sonde wird sich öffnen, okay? Ich gebe Ihnen ein Zeichen. «
    » Nein, ich möchte die Sonde selbst hinablassen. Ich möchte spüren, wie sie das Wasser berührt. «
    Leos Kiefer versteifte sich. » Okay « , sagte er. » Dann lassen Sie uns anfangen. «
    Plötzlich zeichnete sich auf Leos Gesicht Schrecken ab. Er hatte gehört, wie sich das Echo seiner Stimme in dem Loch brach, verschluckt vom Luftzug, der ihnen wie ein Schlangennest um die Füße strich und den Felsen umschmeichelte. Unsicher ließ er seine erfahrenen Augen umherschweifen. » Woher kommt dieser Wind? «
    Nachdem sie sich möglichst trittsicher postiert hatten, ließen sie die Sonde ins Loch hinab. Die Eisenschnur wickelte sich schnell ab, und der Drache fürchtete schon, sie würde gar
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