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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman
Autoren: Kristina Dunker
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rauslassen? Das machst du dir ja sehr einfach.« Peter ereifert sich. »Ich glaube dir das nicht. Nils beschimpft Lennart doch ständig. Du kannst mir nicht erzählen, dass er nichts damit zu tun hat.«
    »Nils war einfach nur betrunken. Mich hat Lennart gereizt. Du weißt doch, Lennart hat 'ne Gabe dafür, in Fettnäpfchen zu treten und alle Welt gegen sich aufzubringen.«
    Peter weiß nicht, was er sagen soll. »Das wird ein Nachspiel haben«, ist das Einzige, was ihm einfällt. Dann steht er auf, weil der Stationsarzt aus dem Behandlungsraum tritt. Hinter ihm kommt, von zwei Krankenschwestern gestützt und käsig wie ranziger Quark, Lennart.
    »Sie können ihn wieder mitnehmen«, sagt der Arzt in gutem Deutsch. »Aber der Junge braucht Ruhe. Es wäre besser, Sie brächten ihn nach Hause.«
    »Ich fahre sowieso morgen«, sage ich, »da kann ich ihn mitnehmen.«

25
    So erledigt, wie ich bin, schlafe ich sofort ein. Allerdings ist die Nacht viel zu kurz, um mich richtig zu erholen. Schon um sechs muss Eric zum Klo und stolpert über meine Beine, um sieben klappert das erste Geschirr, um halb acht stellt irgendein Volltrottel sein Radio auf volle Lautstärke und kurz darauf zerrt Peter den Reißverschluss zu unserem Zelt auf und ruft: »Raus aus dem Mief! Aufstehen! Florian, Nils, kommt her! Mit euch habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    Leicht verkatert schleppen Nils und ich uns zum Holztisch, wo Trixi sich gerade ein Brötchen mit Nutella bestreicht. Neben ihr sitzt Lennart, der -- quasi unter Aufsicht -- im Trainerzelt geschlafen hat und dem man die Strapazen der Nacht deutlich ansieht. Das Gesicht ist aschfahl, Lippe und Nase sind geschwollen und der Hals in einen Fan-Schal gehüllt. Angeekelt und hungrig zugleich schielt er auf Trixis Frühstück. Uns wirft er ein gequältes Lächeln zu.
    Dann fragt er mit einer Stimme, die vor Heiserkeit kaum wiederzuerkennen ist: »So wollt ihr gleich Fußball spielen?«
    Nils und ich tauschen einen Blick. Hat Lennart nicht mitbekommen, dass seine Vergiftung kein Unfall war, oder macht er nur einen auf fröhlich, um sich bei uns einzuschleimen?
    Peter beschäftigen ähnliche Fragen. »Florians Version habe ich schon gehört«, sagt er zur Eröffnung. »Jetzt würde ich die Geschichte der Saufparty gern noch von euch beiden hören. Wer fängt an? Nils?«
    Nils öffnet den Mund. Reden war noch nie so seine Sache und er wirkt entsprechend erleichtert, als Lennart sich röchelnd einmischt: »Ist doch ganz easy, Peter. Ich vertrage nichts und habe das Spülmittel versehentlich erwischt.«
    »Und wer hat dir dann eine reingehauen, du Schlauberger? Warst du das auch selbst? Hast du dich versehentlich selbst geschlagen?« Peters Stimme trieft vor Ironie. Um uns herum füllen sich die Bänke mit Neugierigen. Alle wollen das Tribunal mitbekommen.
    »Das hatten wir doch schon mal, Peter. Ich war's«, sage ich fest. »Lennart hat ein blödes Lied gesungen, daraufhin ist mir der Kragen geplatzt.«
    Ein paar Leute lachen. Niemand hier mag Lennart wirklich gern, niemand schätzt ihn, und das weiß er genauso gut wie ich.
    »Ich kann eben nicht singen«, sagt er mit seiner Hardcore-Halsentzündung, und das hat ausnahmsweise etwas so Passendes, Befreiendes, beinahe Sympathisches, dass alle freundlich lachen.
    Peter will wieder mit seiner Verhandlung fortfahren, aber ich unterbreche ihn: »Peter, es war so, wie ich es gesagt habe. Ich habe dir auch gesagt, ich fahre nach Hause. Nicht, weil ich mich jetzt superschuldig fühlen würde oder so, sondern weil ich hier momentan einfach nicht hinpasse. Ich wollte die Trauerklöße meiner Familie hinter mir lassen und mit euch Spaß haben, aber das geht nicht. Nach dem Frühstück nehme ich den Zug.«
    Lea öffnet den Mund, um etwas zu sagen. Für einen Moment denke ich, sie will mich begleiten. Tatsächlich höre ich dann: »Ich fahre auch mit.« Aber der Satz kommt nicht von ihr, sondern von Nils.
    »Das werte ich jetzt aber doch als Schuldeingeständnis.« Peter kann es nicht lassen. Und ganz falsch liegt er mit seiner Vermutung ja auch nicht. Kein Wunder, dass er Jura studiert. »So leicht kommt ihr mir nicht davon, Jungs.«
    »Was willst du denn noch, Peter?« Trixi mischt sich ein. »Lass es jetzt dabei bewenden. Wir wollen hier auch noch mal an was anderes denken.«
    Philipp und Christoph, die anderen beiden Trainer, sind der gleichen Meinung. Peter fühlt sich überstimmt, brummelt aber noch das ganze Frühstück über. Als ich meine
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