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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman
Autoren: Kristina Dunker
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Falsche«, behauptet Peter. »Los, ins Krankenhaus mit dir!« Er beginnt aufgeregt zu telefonieren, während Lea eine Packung Papiertaschentücher aufreißt und Lennarts Mund abwischt.
    »Hilf mir, Florian!« Peter versucht, Lennart auf die Beine zu bringen, was nicht gelingen will, denn der knickt immer wieder ein.
    Finn kümmert sich um Nils. Lea leuchtet uns den Weg durch die Dünen.
    Glücklicherweise steht unten am Strandaufgang, wo auch eine Schotterstraße beginnt, eine Bank. Auf sie lassen wir Lennart plumpsen, heben seine Beine an, damit er auf ihr liegen kann, und drehen seinen Kopf so, dass Speichel, Seifenblasen und alles, was sonst noch so aus seinem Mund herausläuft, auf den Sandboden tropfen.
    »Stabile Seitenlage ist das noch nicht, aber ich glaube, es geht so«, sagt Peter. Dann schimpft er los: »Wie konntet ihr nur nicht merken, aus welcher Flasche er in seinem Suff trinkt? Soo daneben seid ihr doch noch gar nicht!«
    Nils sieht mich mit wild aufblitzender Angst an. Nein, soo betrunken und neben der Spur sind wir nicht.
    »Es war ein Versehen«, antworte ich hastig und merke, wie Peter mich mehr als misstrauisch mustert.
    »Ein Scherz«, füge ich hinzu, obwohl ich weiß, dass es auch das nicht trifft.
    »Ein Scherz«, wiederholt Peter ironisch, »ach so.«
    Sein Zornesgebrüll bricht so plötzlich über uns herein, dass wir alle zusammenzucken. »Ich dachte auch, es wäre ein Scherz, als ich hörte, ihr wärt zu einer Saufparty aufgebrochen! Verdammt noch mal, das hier ist eine Sportveranstaltung und kein Assitreff. Es gibt hier Regeln, Absprachen, wie beim Spiel. Wir haben uns auf euch verlassen, wir tragen dieVerantwortung. Wir müssen euch heil wieder nach Hause bringen. Wie sollen wir
das hier
euren Eltern erklären?«
    »Er atmet jetzt zumindest ein bisschen ruhiger«, flüstert Lea und streicht Lennart über das schweißverklebte Haar, ähnlich wie es meine Mutter oft bei Sarah tut.
    »Das ist aber auch das einzig Gute an diesem Abend«, knurrt Peter, flucht, sieht auf die Uhr und läuft nervös hin und her, bis endlich das Taxi vor dem Strandaufgang hält.
    Krankenhaus heißt auf Holländisch
Hospitaal
, aber der Taxifahrer versteht auch Deutsch. Die Spülmittelflasche steckt Peter ein, damit die Ärzte gleich wissen, woran sie sind. Finn, Lea und Nils schickt er zu Fuß zum Camp zurück. Mich nimmt er mit.

24
    Solange wir fahren, hält Peter sich mit Fragen und Vorwürfen zurück. Wir drei sitzen hinten, Lennart in der Mitte. Der Taxifahrer versucht, ein Gespräch mit Peter anzufangen, aber dem ist nicht nach Reden und mir auch nicht. Ich sehe nach draußen, obwohl ich in der regnerischen Dunkelheit nichts erkennen kann. Im Radio wird ein Lied gespielt, das Sarah mag und ich bisher immer schmalzig fand. Jetzt hat der Kitsch eine ganz andere Wirkung auf mich: Ich bin schon wieder kurz vorm Heulen. Meine Nerven liegen eben einfach blank.
    Dazu haben sie auch allen Grund, denn nachdem er Lennart bei der Notaufnahme abgegeben und mich ins Wartezimmer dirigiert hat, beginnt Peter mit seinem Verhör.
    »Also, Florian, die Wahrheit, aber ein bisschen plötzlich! Was war los?«
    Mir sind die Sicherungen durchgebrannt und für einen kurzen Moment wollte ich, dass auch Lennart mal richtig leidet -- das wäre die Antwort, die ich Peter ehrlicherweise geben müsste. Aber das kann ichnicht, also versuche ich mich rauszureden, spreche von einem Unfall.
    »In der Dunkelheit konnten wir nicht so genau sehen, was in der Flasche war. Es war keine Absicht.«
    »Ihr habt Lennart doch schon den ganzen Tag drangsaliert.«
    »Quatsch. Die Sache mit den Quads, das war ein Spaß. Es ist ja auch nichts passiert; er ist nur in den Sand gefallen.«
    »Jetzt ist aber mehr passiert. Wer von euch hat ihn verprügelt?«
    »Verprügelt?«
    »Glaubst du, ich bin blind und hab die aufgeplatzte Lippe nicht gesehen?«
    In dem Augenblick unterbricht uns -- Glück gehabt! die Anrufmelodie von Peters Handy. Es ist wie eh und je das Schalke-Lied, aber diesmal würde ich nicht wagen, darüber einen Witz zu machen.
    »Hallo, Trixi«, sagt Peter und ich bekomme mit, wie Trixi ihm unter anderem erzählt, dass Julia und Corinna Ferhad das Spülmittel in die Tüte geschmuggelt haben.
    »Also war's von den Jungs zumindest nicht geplant.« Peter wirft mir einen grimmigen Blick zu. »Das ist ein kleiner Trost. Okay, Trixi. Mach das so. Schick sie alle ins Bett und sieh zu, dass Ruhe einkehrt. Tschüss.«
    Er wendet sich wieder an mich.
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