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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum
Autoren: Madeleine L'Engle
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es doch um… Aber wir sind alle übermüdet. Da spielt einem das Gedächtnis die seltsamsten Streiche.«
    »Was denn sonst sollte Vater vorhin vorgelesen haben?« erklärte Sandy mit Nachdruck. »Mein gesunder Menschenverstand sträubt sich zwar dagegen, aber es sieht doch ganz danach aus, als stammten Branzillos Vorfahren aus unserer Gegend.«
    »Der Brief lag auf Frau O’Keefes Dachboden«, sagte Dennys. »Das heißt, daß Branzillo vielleicht sogar entfernt mit ihrer Familie verwandt ist. Dann wären die beiden über mehrere Ecken Cousin und Cousine.«
    Sandy protestierte. »Das ist aber weit hergeholt! Na, und wenn schon?« Charles Wallace wandte sich von dem Streitgespräch ab, betrachtete noch einmal das Modell der Tesserung und ging dann zu Frau O’Keefe hinüber, die sich wieder zum Kamin und in den Schaukelstuhl zurückgezogen hatte. Auch Meg verließ die Zwillinge und schloß sich Charles Wallace an.
    »Beezie«, fragte er leise. »Was ist mit Chuck geschehen?«
    Beezie. Chuck. Auch sie waren in dem Kythen gewesen, in dieser verblassenden Erinnerung.
    Sie traten ganz nahe an den Schaukelstuhl heran, um Frau O’Keefes Antwort besser hören zu können.
    »Er starb«, sagte sie dumpf.
    »Wie?«
    »Fortgebracht haben sie ihn. In eine Anstalt gesteckt. Dort ist er… Gestorben ist er dort. Schon nach einem halben Jahr.«
    Charles Wallace seufzte, leise und traurig. »Oh, Beezie, Beezie. Und das Baby?«
    »Geriet Duthbert Mortmain nach. Starb im Zuchthaus. Unterschlagung. Was soll’s. Was war, war. Was geschehen ist, ist geschehen.«
    Ananda drückte sich an Meg, hob die Schnauze und ließ sich kraulen.
    Beezie. Chuck. Paddy O’Keefe. Ihr Kythen wirbelte Meg kurz durch den Kopf. Beezie mußte Paddy O’Keefe mehr oder weniger aus demselben Grund geheiratet haben, wie ihre Mutter Duthbert Mortmain. Und sie lernte, ihre Gefühle zu unterdrücken. Keinen mehr zu lieben, nicht einmal ihre Kinder, nicht einmal Calvin. Um nicht noch tiefer verletzt zu werden.
    Aber sie hatte Charles Wallace die Rune gegeben und ihm aufgetragen, mit ihrer Hilfe Mad Dog Branzillo von seinen Plänen abzubringen. Also mußte in Frau O’Keefe doch noch ein wenig von der Alten Musik geblieben sein.
    »Matthews Buch«, sagte Charles Wallace. »Alles, was er geschrieben hat, ist eingetroffen.«
    Das Telefon läutete.
    Frau Murry starrte ihren Mann an, ohne ein Wort zu sprechen.
    Sie waren aufs äußerste gespannt.
    »Ja, Mr. President?« Herr Murry lauschte – und begann zu lächeln. » El Zarco will eine Konferenz zur Ausarbeitung eines Friedensplanes einberufen? Und zur gerechten Verteilung aller Bodenschätze? Habe ich recht verstanden, Mr. President? Und er möchte, daß ich als Berater für die friedliche Nutzung des Weltraums an dieser Konferenz teilnehme? Aber natürlich! Mit großer Freude. Vielen Dank für Ihren Anruf!«
    Er legte den Hörer auf und wandte sich seiner Familie zu.
    » El Zarco… « flüsterte Meg.
    »Madog Branzillos berühmter Beiname«, sagte ihr Vater. »Aber das weißt du doch! El Zarco . Der Blauäugige.«
    »Aber seine Drohungen
    Vater blickte sie verwundert an. »Welche Drohungen?«
    »Daß er eine Bombe explodieren lassen will…«
    Jetzt starrten alle sie an. Alle, außer Charles Wallace und Frau O’Keefe.
    »Als wir zu Tisch gingen und der Präsident anrief«, sagte sie verwirrt, »sprach er da nicht von einem drohenden Krieg?«
    »Im Gegenteil. El Zarco hatte soeben die letzten Militärs aus seinem Kabinett entlassen. Er galt schon immer als ein Mann des Friedens.«
    Charles Wallace sagte, so leise, daß nur Meg ihn hören konnte: »Sie sind nicht mit dem Einhorn gereist, Meg. Für sie gibt es keinen El Rabioso . Eines führte zum anderen, durch Zeit und Raum. Aber erst, daß Matthew Zillah nach Vespugia schickte, damit Bran sie heiraten konnte, erst das, und daß Gedder starb – erst das war das Soll-Sein , das unser heutiges Geschick entschied. Das eine, das zu ändern ich ausgeschickt wurde. Und deshalb gab es gar keinen El Rabioso . An seiner Stelle wurde nun – also: damals – El Zarco geboren.« Charles Wallace faßte Meg so fest an der Hand, daß es schmerzte.
    Frau O’Keefe nickte ihr zu. »Dein Baby. Darf jetzt zur Welt kommen.«
    »Oh, Mom!« rief Meg. »Wirst du gern eine Großmutter sein?«
    »Zu spät«, sagte die Alte. »Bringt mich heim. Chuck und meine Großmutter. Sie warten. Auf mich.«
    »Wie bitte?« fragte Herr Murry.
    »Chuck und meine Großmutter… Ach, was. Vergeßt es.
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