Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum
Autoren: Madeleine L'Engle
Vom Netzwerk:
Zustimmung verlassen. Aber ich fürchte, du hast recht. Er wird sie mir nicht geben. Doch wie soll ich zu Geld kommen? Wie ein Schiff finden? Wie die Überfahrt buchen? Dergleichen ist schwer für eine Frau, wenn nicht ganz unmöglich.«
    »Du mußt noch in diesem Frühjahr aufbrechen, sobald das Eis schmilzt und das erste Schiff Segel setzt.«
    »Matt! Warum diese plötzliche Eile?«
    »Bran war heute nacht bei mir…«
    »Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Nicht ihm. Aber Gedder. Rich… Rich hat…«
    Matthew wurde von einem plötzlichen Hustenanfall geplagt. Als er sich endlich wieder aufrichten und zurücklehnen konnte, war er zu schwach für jedes weitere Wort.
    Zillah kam weiterhin jeden Tag, saß in Matthews Arbeitszimmer in ihrem blauen Lehnstuhl, goß den Tee ein und beglückte Matthew mit ihrer Gegenwart und ihrem Lächeln.
    Wochen vergingen, ohne daß er erneut auf ihre Reise nach Vespugia zu sprechen kam. Eines Tages aber, schon sprießten auf den Zweigen der Bäume die ersten Knospen, erwartete er sie voll Ungeduld.
    »Zillah«, bat er, »öffne den Safe.« Er nannte ihr die Kombination und sah zu, wie sie an dem klickenden kleinen Handrad drehte. »Gut. Gut so. Und jetzt nimm den großen braunen Umschlag heraus. Er gehört dir.«
    Sie schaute ihn überrascht an. »Mir?«
    »Ich bin in den letzten Wochen nicht untätig geblieben.«
    »Vater sagt, du mutest dir zuviel zu. Ist der Roman fertig geworden?«
    »Im Grunde, ja. Ich muß nur noch einiges daran korrigieren und besser herausarbeiten. Aber darum geht es nicht. Wenn ich sagte, daß ich nicht untätig blieb, war das anders gemeint. Mach den Umschlag auf.«
    Sie gehorchte. »Geld! Und – und was ist das, Matt?«
    »Ein Ticket. In vier Tagen läuft ein Schiff nach Südamerika aus. Dein Schiff.«
    »Aber, Matt! Ich kann doch nicht zulassen, daß du…«
    »Dieses Geld habe ich mit meinen Erzählungen ehrlich verdient. Es gehört mir, und ich darf damit tun, was ich will. Zillah! Bran braucht dich. Du mußt zu ihm. Nur du kannst das Blatt noch wenden.«
    »Das Blatt wenden?«
    »Das Kind muß aus Madocs Geschlecht kommen. Es darf nicht von Gwydyr sein.«
    »Das verstehe ich nicht. Du bist so erhitzt. Hast du…?«
    »Nein, das kommt nicht vom Fieber. Es kommt aus dem Buch. Alles kommt aus meinem Roman. – Du liebst doch Bran?«
    »Von ganzem Herzen.«
    »So fest, daß du Madrun auch ohne den Segen deines Vaters bei Nacht und Nebel verlassen würdest?«
    Sie preßte den Umschlag an die Brust.
    »Wirst du uns verlassen?«
    »Ja.« Sie nahm seine eiskalte Hand und preßte sie an ihre Wange.
    »Dann wird alles gut!« versprach er. » Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn das Feuer ist aus Rosen. Aus Rosen…«
    Er sah sie nicht wieder. Keiner der beiden wollte den Schmerz der Trennung auf sich nehmen.
    Dr. Llawcae kam aufgeregt nach Merioneth . Matthew hörte ihn brüllen: »Woher hatte sie nur das Geld? Wie ist sie zu der Schiffskarte gekommen?«
    Matthew lächelte vor sich hin. Diesmal traf es sich gut, daß Dr. Llawcae ihn für einen Krüppel hielt, für einen, dem man die erforderlichen Vorkehrungen nie zutrauen würde.
    Als der Doktor endlich in sein Arbeitszimmer kam, um Matthew zu untersuchen, hatte er sich bereits ein wenig beruhigt. Er schrie und tobte nicht mehr, sondern sagte bitter: »Ich darf wohl annehmen, daß du jetzt sehr zufrieden bist.«
    »Zillah und Bran lieben einander«, erwiderte Matthew ruhig. »Da ist es nur recht und billig, daß sie wieder vereint sind. Und Sie, Doktor, haben stets so großen Anteil an Ihrer walisischen Herkunft und an dieser kleinen Kolonie genommen, daß Sie gewiß bald anders denken werden. Sie können Bran und Zillah ja besuchen…«
    »Das sagt sich so leicht. Und was wird aus meiner Praxis?«
    »Sie haben sich seit Jahren keine Muße gegönnt und ein paar Wochen der Abwechslung redlich verdient.«
    Dr. Llawcae untersuchte Matthew diesmal nur oberflächlich und sagte:
    »Dein Zustand wird sich bessern, sobald die warme Jahreszeit kommt.«
    Der Sommer ließ auf sich warten.
    Matthew sandte das Romanmanuskript an den Verlag. Die Schmerzen im Rücken wurden mit jedem Tag unerträglicher. Der Pulsschlag stockte oder raste ganz nach Belieben.
    Im Traum war Matthew bei Bran und wartete auf Zillahs Ankunft.
    Er war auch bei Gwen, die immer noch grollte, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher