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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht
Autoren: Dave Duncan
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hätte sie besser zurückhalten sollen.
    »Das ist allerdings eine gute Nachricht, Pater. Wie genau wollen sie helfen?«
    »Ich gestehe, dass mir die Einzelheiten nicht bekannt sind, Herrin. Sie haben mich in nichts über das hinaus eingeweiht, was ich Euch bereits mitgeteilt habe. Vermutlich wollten sie ihre Überlegungen nicht schriftlich niederlegen, falls das Papier in die falschen Hände geraten sollte, und sie befürchteten, dass Ihr dem Wort irgendeines weltlichen Dieners nicht trauen würdet. Aber sie haben mich mit der Botschaft ausgeschickt, dass es vielleicht eine Möglichkeit gibt, die schwersten Anklagen gegen Euren Sohn zu sistieren und – sobald er wegen des weniger schweren Vergehens des illegalen Betretens des Landes verurteilt ist, ein Vergehen, das kaum in Zweifel gezogen werden kann – seine Strafe in lebenslängliche Verbannung umzuwandeln. Euch mag das hart erscheinen, aber es wäre offensichtlich wesentlich angenehmer als die Alternative.«
    »Offensichtlich«, sagt Woodbridge trocken. Angesichts dessen, wie er sich unentwegt die Lippen leckte, war sein Mund wahrscheinlich noch trockener als seine Bemerkung. Auf seiner Stirnglänzte jedoch erfreulicherweise der Schweiß. »Was geschieht also als Nächstes?«
    »Ah, ja!« Fage hob einen Finger. »Eines habe ich vergessen. Mir wurde geheißen, Euch daran zu erinnern, dass die Familie Uptree sehr groß ist.«
    »Was vermutlich nicht besagen soll, dass sie sich erhebt und bewaffnet gegen die Hauptstadt marschiert, um meinen Sohn aus Schweinetrog zu befreien. Was geschieht also jetzt? Worin besteht der Preis?«
    Fage wackelte mit dem Zeigefinger. »Preis? Junker, Junker! Zu solch edlen Herren spricht man nicht vom Preis. Mir wurde geheißen, Euch ihr feierliches Wort zu geben, dass sie vielleicht helfen können und dass Ihr sogleich kommen sollt, um die Sache mit ihnen zu besprechen, von Angesicht zu Angesicht. Seine Heiligkeit muss gegen Abend nach Weypool abreisen, also gilt es, keine Zeit zu verschwenden.«
    »Wir beide?«, fragte Agnes.
    »Ihr beide«, erwiderte Fage. »Und auch Eure Tochter Madeline.«
    Oh, wie entzückend!

Kapitel 3
    Wie üblich saß Maddy zwischen Henry und ihrer Mutter bei Tisch und blickte über die Dutzenden von Dienern und Kindern, die sich eifrig an der langen Reihe von Tischen und Bänken bedienten. Im Frühjahr waren die Vorräte in der Speisekammer mager, und die Kost war dementsprechend eintönig; aber die Flotte der Küstenfischer konnte sich jetzt wieder hinauswagen, und die Fuhrleute kämpften sich durch den Schlamm, daher gab es heute Fisch. Und Eier. Ihr Vater glaubte fest daran, dass gute Arbeit ein gutes Essen erforderte, und er achtete darauf, dass jeder Beschäftigte auf Woodbridge bis hinab zum niedrigsten Küchenjungen gut zu essen bekam. Seltenere Leckerbissen bereicherten vielleicht die Speisen am Tisch des Junkers – Austern und Taubenpastete an diesem Tag –, aber niemand in seinem Haus ging hungrig davon, wenn er es eben ermöglichen konnte.
    Das Gespräch in der Familie drehte sich um die Heirat, denn Maddy war sechzehn und musste sich jetzt endlich entscheiden. Die Unterhaltung hatte etwas seltsam Traumhaftes an sich. Wie konnten sie über Verlobung oder Hochzeit reden, wenn Rollo im Gefängnis steckte, vielleicht in einem unsäglichen Kerker angekettet war? Ein angemesseneres Thema wäre gewesen, dass Brat in sojungen Jahren mit einem Vertrauten beschenkt worden war, aber sie konnten nicht besprechen, was vielleicht die Diener hören würden. Da blieb also nur die Kuppelei.
    Zurzeit war der wahrscheinlichste Kandidat Guy Rowthorn, zweiundzwanzig Jahre alt und Schriftsetzergeselle in der königlichen Druckerei in Weypool. Er war ein Vetter, denn Familien, die dem alten Glauben anhingen, neigten dazu, untereinander zu heiraten, aus offensichtlichen Gründen. Guy hatte gute und schlechte Seiten. Er war lustig und brachte sie zum Lachen. Er war eher schmächtig als mannhaft, aber sie war zum Glück über die jugendliche Neigung hinausgewachsen, beim Anblick eines hemdlosen, muskelstrotzenden, sonnengebräunten Arbeiters in Ohnmacht zu fallen. Wie Henry es ausdrückte, wäre Guy wohl in der Lage, seine Pflicht im Ehebett zu erfüllen. Weniger schön wäre, dass Maddy in die Hauptstadt ziehen müsste, einen ungesunden Ort. Sie würde die ländliche Freiheit verlieren. Die Gefahr einer Verfolgung wäre in der Stadt geringer, denn dort achteten die Leute weniger darauf, wie es um ihre Nachbarn
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