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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht
Autoren: Dave Duncan
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dieser Unsinn mit der Kutsche?«, fragte Maddy.
    »Ich weiß es nicht genau.« Agnes Woodbridges Lächeln war dünn. »Aber die Bremsen sind in dem Augenblick plötzlich defekt gewesen, als Fage vorschlug, mit uns zu fahren. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass wir ›Pläne ausheckten‹, während er nicht mithören konnte.« Gleich darauf fügte sie hinzu: »Aber vielleicht ist da noch mehr dran. Wahrscheinlich reitet er nicht sehr oft, und er ist bereits eine lange Strecke geritten. Vater hat ihm ein Kissen für seinen Sattel angeboten, und er hat die Zähne gezeigt wie ein Schwein.«
    »Und die Nachrichten über Rollo?«
    Das Gesicht ihrer Mutter verdüsterte sich noch mehr. »Sind vielleicht zuverlässig, oder es sind Lügen, um uns irgendwie in die Falle zu locken. Fage behauptet, Rollo sei nach Schweinetrog gebracht worden, das …«
    Maddys Ausruf »Oh, nein!« beendete den Erklärungsversuch.
    »Also werden wir mit etwas bedroht oder zu etwas erpresst. Vertraue keinem ihrer Worte und lass deinen Vater entscheiden.«
    Maddy lächelte. »Ich bin mir sicher, er würde sagen, ich solle Eurer Führung folgen.«
    Sie schlossen die Kluft und sprachen über Regen und das Pflügen im Frühjahr.
    Während der nächsten beiden Stunden mussten sie Tore passieren, Furten queren und Zweige in den Wäldern beiseitehalten. Aus bestimmten Gründen wurde eine neue Formation der Reiter nötig. Maddy ritt eine Weile lang neben einem Husaren aus Uptree, Hal Raspy, der ein verblüffendes Profil hatte, gut plaudern konnte und ein Lächeln besaß, das jedem Mädchen den Kopf verdrehte. Er hielt genau die Balance zwischen Respektlosigkeit und Worten, bei denen sie errötete. Meist jedoch blieb es beim Erröten, und hin und wieder überschritt sie gar die Grenze zum Gekicher. Zum Glück war Mutter in diesem Augenblick gerade außer Hörweite.
    Kurz war sie mit Vater zusammen. Er sagte nicht mehr als Mutter. Sie müssten abwarten und sehen, was angeboten wurde. Vielleicht war es eine echte Bemühung zu helfen, aber auf diese Möglichkeit würde er nicht viel setzen.
    »Hat der Graf genügend Einfluss bei Hof, um Rollo zu retten?«, fragte sie.
    »Wer weiß? Er ist Mitglied des Kronrats und soll einer der Zechkumpane des Königs sein. Aber wie viel Macht haben sie? Die wirkliche Macht übt die Hierarchie aus. Rollos Probleme haben sehr wenig damit zu tun, dass er das Land ohne Erlaubnis der Regierung verlassen und wieder betreten hat, und nicht viel mehr mit Hochverrat. Eine Anklage wegen Ketzerei bedeutet, dass die Hierarchie ihre Finger im Spiel hat. Und da können wir vielleicht etwas Gutes tun.« Er erzählte Maddy von dem anderen Bruder, den sie besuchen würden, Garrett Uptree, einem der Hierarchen, welche die Kirche des Lichts regierten. Aber Vater war ihm nie begegnet, und er konnte nicht vorhersagen, welche Haltung der Mann vielleicht einnähme.
    Maddy ritt ebenfalls mit Polly, nachdem sie das reiche Schwemmland des Spote verlassen und das sanfte Hochland erreicht hatten, das der Graf von Norcaster besaß. Pollys Vater war einer der erfolgreicheren Pächter der Woodbridges, und die beiden Bauerntöchter überboten einander mit verächtlichen Bemerkungen. Der Boden war schlecht, das Vieh taugte wenig, und die Betriebsführung war noch schlechter, ihrer Expertenmeinung nach. Seine Lordschaft sollte entweder daheimbleiben und seinen Besitz angemessen führen, oder er sollte Leute anheuern, die ihr Handwerk verstünden.
    Als jedoch Schloss Norcaster selbst in Sicht kam – zwei lange, heiße und staubige Stunden nach Verlassen des Hauses –, ritt Maddy neben Pater Silas Page persönlich, diesem rattenhaften kleinen Mann. Mutter hatte sie gelehrt, dass das Gespräch mit einem Mann einfach sei: Stelle eine Frage zu Getreide, Handel oder Jagd, warte, bis ihm die Luft ausgeht, und stelle dann eine weitere Frage. Frauen hingegen tauschten Familienklatsch aus, und das könnte gefährlich für Menschen aus Familien mit Talent werden. Bei einem Priester musste es sogar noch kniffliger sein. Man konnte ihn nicht nach seiner Familie fragen, weil er keine haben durfte. Wie sich herausstellte, nahm dieser schlüpfrige Silas gern die Sache selbst in die Hand.
    »Wie oft gehst du zur Kirche, Madeline?«
    »Wenn Ihr die Kirche des Allerheiligsten in Stonebrigde meint, Pater, dann lautet die Antwort: fast nie. Ich bin, glaube ich, seit der Weihe dieses neuen Westfensters, das Vater gestiftet hat, nicht mehr dort gewesen. Aber Pater Snuggs
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