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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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herab.
    Blut strömte aus der offenen Wunde, floss über seine Sportjacke. Die Waffe entfiel seiner Hand und rutschte unter den Baumstamm. John wollte etwas sagen, seinem Erstaunen Ausdruck geben, aber dann sackte er über Steve zusammen. Steves Arme öffneten sich, und er fing den fallenden Körper auf.
    Er verstand überhaupt nichts mehr. Wo kam Chen auf einmal her? Hatte er mit Richard gemeinsame Sache gemacht? Wer hatte gerade geschossen?
    Er hob den Kopf ein wenig über den Baumstamm und spähte zum Wald hinüber. Niemand zu sehen. Alles war still und ruhig, fast friedlich.
    Johns Augen waren weit geöffnet. Angst stand darin. Angst vor dem Tod. Seine Hand fasste nach Steve, verkrampfte sich in dessen Hemd.
    Steve sah auf ihn hinunter. „Warum wolltest du mich töten?“
    Die Antwort kam nur röchelnd. „Ich ... wollte... dich ... nicht ...töten. Helfen ...dachte du bist ...Richard ... Kleidung nicht erkannt.“
    „Richard ist tot!“, sagte Steve kalt. „Warum hast du ihn hergebracht?“
    „Habe ... ich ... nicht. Bin allein gekommen.“ Ein Schwall Blut ergoss sich aus Johns Mund.
    „Das kann nicht sein“, widersprach Steve. „Er kennt den Weg zur Hütte nicht. Er war noch nie hier.“
    Chen versuchte zu antworten, aber es ging nicht.
    „Du lügst, John. Du hast vorhin beim Wagen auf mich geschossen und verfolgst mich seitdem. Wie solltest du mich sonst gefunden haben?“
    John sammelte alle verbliebene Kraft, aber seine Worte waren kaum noch hörbar. „Habe ... Schüsse gehört. Gerannt. Dann ... gesehen. Bin ... nachgegangen ...“
    Steve verstand nicht alles. John wurde mit jedem Wort schwächer. Wen hatte er gesehen? Er war jemandem nachgegangen, aber wem? Hatte derjenige vor wenigen Augenblicken auf John geschossen?
    „John, du musst mir sagen, wem du nachgegangen bist!“
    Die Augen des Asiaten fielen zu.
    „Wem bist du nachgegangen?“

    „Er ist mir nachgegangen“, sagte eine Stimme über ihm.
    Steve hob den Blick und sah Liz. Seine Frau stand mit leicht gespreizten Beinen über ihm. Sie sah auf wilde Art schön aus, aber ihr Gesicht war verzerrt. In ihrer Hand lag eine Waffe.
    „Ich habe bemerkt, wie er mir nachschleicht. John war nicht gerade leise und wahrscheinlich noch nicht oft im Wald. Jedenfalls habe ich ihn gehört. Danach war alles ganz einfach. Ich habe mich versteckt und gewartet, bis er an mir vorbeigegangen ist, dann musste ich ihm nur noch folgen. Ich dachte mir, wenn du John siehst, kommst du vielleicht aus dem Versteck heraus. Nun habe ich dich gefunden.“
    Ihre Augen glänzten kalt und hart im Licht des beginnenden Tages.
    „Liz, ich verstehe nicht ...“
    „Halt den Mund!“, befahl sie.
    „Liz, ich ...“
    „Nein, sag kein Wort mehr oder ich knall’ dich sofort ab“, kreischte sie. „Richard und ich hatten ein Verhältnis. Da staunst du, nicht wahr? Schon seit Jahren. Wir liebten uns, und der Verkauf der Firma hätte uns eine Chance gegeben, unsere Liebe zu leben, aber du musstest ja deinen Willen durchsetzen.“
    Die Waffe kam näher. Die Mündung des Revolvers legte sich an seine Stirn.
    „Du hast Richard getötet. Dafür bringe ich dich um!“
    Er konnte die Kälte der Waffe bis in den letzten Muskel seines Körpers spüren. Der Tod war nahe, aber es war ihm gleichgültig. Zuviel war geschehen.
    „Richard wollte dich im Schlaf überraschen. Offensichtlich ist ihm das nicht gelungen. Als ich die Schüsse hörte, bin ich zur Hütte gerannt und habe Richard gefunden. Du bist gerade zu deinem Wagen gegangen. Ich habe mir Richards Waffe geschnappt und bin dir hinterher. Du hast Glück gehabt, dass ich dich nicht gleich getroffen habe, aber ich führe das auf die schlechten Lichtverhältnisse zurück, denn normalerweise bin ich ein ausgezeichneter Schütze. Du weißt es nicht, aber mein Vater war Jäger und hat mir schon in jungen Jahren beigebracht, wie man mit einer Waffe umgeht. Nun, ich habe dich ein Mal verfehlt, aber das wird mir nicht wieder passieren. Nicht auf diese Entfernung.“
    Das Klicken, als sie den Hahn des Revolvers spannte, sagte ihm, dass er nur noch einen Augenblick leben würde.

    Zweihundert Meter entfernt, auf einem kleinen Hügel, lag Sergeant Tom Kochinsky hinter der Zieloptik seines Scharfschützengewehrs. Seine Finger tasteten nach vorn und justierten das Ziel neu, bis Liz Sanders Hinterkopf im Mittelpunkt der Visierlinien stand.
    Neben ihm kauerte Holden hinter einem Schlehenbusch.
    Holden beobachtete das Geschehen zwischen Steve
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