Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
beruhigen. Richards Geist hatte sich verwirrt. Er war für Argumente nicht mehr zugänglich. Steve konzentrierte sich auf den Revolver, der unbeweglich auf ihn gerichtet war.
    Richard begann, eine leise Melodie zu summen. Sein Kopf wiegte sanft hin und her. Es war ein Kinderlied. Ein Lied, das Kindern die Angst vor der finsteren Nacht nehmen sollte. Steve kannte es. Sein Vater hatte es ihm oft vorgesungen.
    Plötzlich verstummte der Gesang. Richards Augen leuchteten gespenstisch im Dunklen auf.

    Holden saß im Halbdunkel des Wagens und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus auf die regennasse Fahrbahn. Obwohl er nichts gegessen hatte, stiegen aus seinem nervösen Magen immer wieder bitter schmeckende Klumpen seine Speiseröhre nach oben, die er mühsam hinunterwürgte.
    Neben ihm bemühte sich sein Fahrer Tom Kochinsky, trotz der schlechten Sicht das Fahrzeug weiter zu beschleunigen. Zwischen seinen Lippen hing eine nicht brennende Zigarette, an der er nervös herumkaute.
    Holden hatte ihn instruiert. Er wusste, um was es ging. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder sie erreichten die Hütte rechtzeitig und verhinderten den Mordversuch an Sanders oder sie schafften es nicht, dann würde Sanders sterben und die Hölle auf Erden über sie hereinbrechen.
    Das Programm durfte unter keinen, unter gar keinen Umständen in die Hände der falschen Personen geraten, und McIvor war dafür bekannt, dass er Fehler nicht duldete. Von den Menschen, die diese Fehler begingen, ganz zu schweigen.
    Die Landstraße machte vor ihnen einen Bogen. Kochinsky erkannte die Gefahr zu spät. Sein Fuß hämmerte auf die Bremse. Alle vier Räder blockierten gleichzeitig.
    Neben ihm schrie Holden entsetzt auf.
    Der Wagen brach aus und schoss auf eine Gruppe windgebeugte Tannen zu. Einer der Bäume schien ihnen entgegen zu springen.
    Kochinsky griff nach der Handbremse.

    „Lass die Waffe fallen“, befahl Richard.
    „Nein.“
    Dann schossen beide gleichzeitig. Die Mündungsblitze ihrer Waffen tauchten das Geschehen in ein unheimliches Licht. Es klang wie ein einziger Schuss, dann kehrte Stille ein.
    Etwas traf Steve mit ungeheurer Wucht. Er wurde nach hinten geschleudert und stürzte zu Boden. Schmerzwellen rasten von der Schulter aus durch seinen Körper. Das Gewehr fiel ihm aus der Hand. In Panik richtete er sich wieder auf, wollte danach suchen, hielt dann aber inne. Instinktiv fühlte er, dass Richard tot war.
    Seine Beine wirkten seltsam kraftlos, als er wieder auf den Füßen stand. Unterhalb des rechten Schlüsselbeins pochte ein pulsierender Schmerz. Er tastete danach. Als er seine Hand wieder wegzog, spürte er klebrige Feuchtigkeit. Richards Schuss hatte ihn an der Schulter erwischt. Er unterstützte die verwundete Seite, indem er mit der linken Hand den rechten Arm festhielt.
    Die Augen geschlossen, wartete er darauf, dass der Schmerz nachließ. Schließlich ging es ihm etwas besser, und er humpelte zu Richards leblosem Körper hinüber, der schräg über einem der zerbrochenen Balken zusammengesunken war. Der Regen hatte nachgelassen. Im Licht des aus den Wolken hervortretenden Mondes sah Steve das Einschussloch in Richards Stirn. Heftig würgend wandte er sich ab.
    Das Blut, das unablässig aus seiner Schulterwunde floss, erinnerte ihn an seine eigene Verletzung.
    Zitternd vor Erschöpfung machte er sich auf den Weg zu seinem Auto. Er musste sich einen Verband anlegen oder er würde verbluten, und der Verbandskasten war im Wagen.

    Kochinsky riss die Handbremse ruckartig nach oben. Das Heck schleuderte herum und der Ford Taurus verfehlte das Hindernis nur um Haaresbreite. Metall streifte Holz, und ein widerliches, kreischendes Geräusch ließ Kochinsky und Holden die Luft anhalten.
    Plötzlich griffen die Räder wieder. Kochinsky nahm den Fuß von der Bremse und stampfte das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Der Wagen reagierte und schoss zurück auf die Fahrbahn. Der Asphalt war nass, aber Kochinsky brachte das Fahrzeug wieder unter Kontrolle.
    Ein kurzes, heftiges Schlingern, dann war es ausgestanden. Der Taurus blieb stehen. Atemlos warfen sich beide Männer in ihren Sitzen zurück.
    Holden nickte seinem Fahrer zu.
    Kochinsky gab Gas und beschleunigte erneut auf ein aberwitziges Tempo.

    Als Steve den Jeep erreichte, war er völlig fertig. Alles an ihm schlotterte, und er fror erbärmlich. Das ist der Schock, sagte er zu sich selbst. Mit der linken Hand suchte er nach dem Fahrzeugschlüssel, der sich in seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher