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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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lange und die eigene Munition würde hochgehen und das Ungetüm aus Stahl zerfetzen.
    Plötzlich schälte sich aus den grauen Schemen die Vision Tom Meyers heraus. Sein Gesicht war verschmiert, aber er grinste auf seine unnachahmliche Art und Weise. Seine Augen suchten Steve, fanden dessen Blick.
    „Na, Kumpel. Es hat uns ordentlich erwischt“, hörte Steve die Stimme seines Freundes.
    „Ja, sieht nicht gut aus.“
    Tom ging vor ihm in die Hocke. Er strahlte eine beruhigende Wirkung aus und schien keine Angst zu verspüren. „Wir müssen hier raus. Die Munition wird explodieren.“
    „Ich weiß, aber ich kann mich nicht bewegen.“
    „Doch, Steve, das kannst du. Du musst es nur wollen, mit aller Kraft.“
    Steve machte die erste vorsichtige Bewegung. Sein Fuß setzte auf dem Holzboden auf.
    „Siehst du, es geht“, unterstützte ihn Meyers.
    Steve erwiderte dankbar seinen Blick und setzte den zweiten Fuß auf. Um ihn herum tobte ein Inferno.
    „Jetzt lass dich auf den Boden fallen“, sagte Meyers.
    Er tat es. Das Metall des Panzers war noch nicht zu heiß und Steve konnte sich mit den Händen abstützen.
    „Dort ist die Ausstiegsluke. Da müssen wir hin“, erklärte Tom. Seine durchscheinende Hand deutete auf die Bodenluke, die zum Vorratskeller führte. „Wirst du das schaffen, Steve? Willst du das für mich tun?“
    „Ja“, flüsterte Steve leise. „Ich versuche es.“
    Kriechend schob er sich vorwärts. Wie ein Kind, das den Raum um sich herum entdeckt, kroch Steve auf die Luke im Boden zu.
    Immer mehr der alten Holzbalken, die den Hüttengiebel bildeten, brachen nun entzwei. Durch die zerborstenen Fensterscheiben strich Wind herein, gab dem Feuer Kraft, und wie ein lebendiges Wesen fraß es sich durch die Hütte.
    Steve erreichte die Luke und hielt inne.
    „Zieh sie auf.“
    „Das Metall glüht bestimmt schon. Ich werde mich verbrennen.“
    „Nein, Steve. Vertrau mir. Öffne jetzt die Luke.“
    Mit zitternden Fingern bewegte sich Steves Hand auf den Ring zu, mit dem sich die Luke hochziehen ließ. Er zögerte, dann fassten seine Finger zu, erwarteten brennenden Schmerz, aber Tom Meyers hatte Wort gehalten. Es war nicht so schlimm.
    Steve zog die Luke hoch.
    „Ich muss jetzt gehen“, sagte Tom ruhig.
    „Du kommst nicht mit?“
    „Nein, Steve. Diesmal musst du ohne mich gehen.“
    Mit diesen Worten löste sich die Gestalt auf. Steve war wieder allein. Er kletterte die Leiter hinunter, zog die Luke wieder zu und hockte sich auf den erdigen Boden.
    Über ihm setzten die Flammen ihr zerstörerisches Werk fort, aber das Feuer konnte ihm hier unten nichts mehr anhaben.

    Richard beobachtete fasziniert, wie das Dach einbrach und einen Orkan aus Funken in den Nachthimmel wirbelte. Nicht lange danach fielen die Wände in sich zusammen. Das sterbende Feuer entwickelte noch einmal neues Leben, aber seine Kraft war verbraucht.
    Der leichte Regen wurde stärker. Dicke Tropfen fielen vom Himmel, zischten in der Glut, dann öffnete der Himmel seine Schleusen, und es war, als wolle Gott selbst die Flammen löschen.
    Innerhalb von Minuten war das Feuer ausgegangen. Weißer Dampf stieg von der glimmenden Ruine auf, bis ihn der Wind über den Wald trieb.
    Richard zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf sie ins feuchte Gras, bevor er zu den Resten der Hütte hinüberging, um nach Steves Leiche zu suchen.

    Die Kraft des Feuers hatte nachgelassen, und es wurde still. Steve hörte, wie der Regen einsetzte, hörte das Zischen der sterbenden Glut. Die Hitze unten im Vorratsraum war erträglich. Nur wenig Rauch drang durch die dicht aneinander verlegten Bodenplanken nach unten.
    Die Angst hatte Steve verlassen, seine Gedanken waren wieder klar. Eine übernatürliche Ruhe hatte ihn erfasst.
    Irgendwie war die Hütte in Brand geraten. Das Ganze als Zufall oder Unglück abzutun, fiel ihm schwer. Zu viele Dinge waren in letzter Zeit geschehen, und man hatte schon einmal versucht, ihn zu ermorden.
    Steve stand auf und ging zum Regal hinüber. Er tastete nach dem Gewehr seines Vaters und einer Schachtel mit Munition, dann lud er die Waffe.
    Bisher hatte er immer fliehen können, aber diesmal würde es kein Entkommen geben, das wusste er. Der Feind lauerte irgendwo da draußen, und er musste sich ihm stellen.
    Steve war bereit, um sein Leben zu kämpfen.
    Langsam stieg er die Leiter hinauf.

    Das kann nicht sein! Es kann einfach nicht sein!
    Richard stand mitten in der Ruine und stocherte mit seinem Schuh in der noch
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