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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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heißen Asche. Die Hütte war fast vollständig abgebrannt.
    Da fast alles, die Stühle, der Tisch und die Regale, aus Holz bestanden hatten, war kaum etwas übrig geblieben. Der Boden war von einer dicken Schicht Asche bedeckt, aber bis auf zwei abgebrochene Balken, deren Spitzen noch immer glühten, war die Hütte flach wie ein Teller.
    Keine Spur von Steves Leiche. Keine verkrümmte, schwarze Gestalt mit Klauenhänden, lederner Haut und verzerrten Gesichtszügen.
    Wie war das möglich?
    Konnte ein Mensch tatsächlich restlos verbrennen, so dass keine einzige Spur von ihm zurückblieb?
    Noch einmal ging Richard den Brand in Gedanken durch. Steve konnte unmöglich die Hütte verlassen haben. Das Feuer war zu schnell, zu gefräßig gewesen, und er hatte den Eingang und die Fenster genau beobachtet.
    Steve musste verbrannt sein!
    Aber wo war die verdammte Leiche?
    Plötzlich bewegte sich etwas in Richards Rücken. Erschrocken fuhr er zusammen, aber dann entdeckte er, dass es nur ein Haufen Schutt war, in den der Wind fuhr. Desinteressiert wandte er sich wieder ab.
    Der Regen hatte weiter zugenommen. Dichte Wolken verdeckten die Sterne. Es sah nach einem richtigen Sturm aus, der über der Bay heraufzog.
    Ascheflocken wirbelten auf, senkten sich in Richards Haare, aber er war zu abgelenkt, um es zu bemerken. Wieder raschelte der Schutt hinter ihm. Richard machte sich keine Sorgen. Es gab nichts mehr, das noch einstürzen und ihn gefährden konnte.
    Er sah den Schatten nicht, der sich hinter ihm erhob, die Gestalt, die aus dem Boden zu wachsen schien.

    Als Steve vorsichtig die Bodenluke anhob, öffnete sie sich nur einen Spalt weit. Er stemmte sich dagegen und das Gewicht, das die Luke nach unten drückte, verschwand, aber es gab ein lautes Geräusch, das seinen Herzschlag rasen ließ.
    Was, wenn ihn jemand hörte?
    Er spähte durch den Spalt und entdeckte eine undeutliche Gestalt. Es war ein Mann, soviel konnte er an der Statur erkennen, die sich gegen den etwas helleren Hintergrund des Himmels abzeichnete.
    Was tat er da?
    Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm und stocherte in den Resten der Hütte herum. Steve erschrak, als er das Ausmaß der Verwüstung erkannte. Das Blockhaus existierte nicht mehr. Mit ihm waren die greifbare Erinnerung und die Nähe zu seinem Vater verbrannt. Wut erfasste ihn.
    Seine Hand schob sich heraus und mit ihr der Lauf des Gewehrs. Leise öffnete er die Luke, bis er den Deckel auf den Boden legen konnte, dessen Ascheteppich alle Geräusche dämpfte. Stufe um Stufe stieg er die Leiter hinauf und war er im Freien.
    Ein Stück Holz knirschte unter seinem Stiefel. Es klang wie Donnerhall. Der Fremde wirbelte herum. Sein Arm wirkte unnatürlich verlängert. Steve erkannte, dass er eine Waffe trug, die sich jetzt auf ihn richtete. Er selbst zögerte nicht und hob den Lauf des Gewehrs. So standen sie sich regungslos gegenüber. Unerwartet schoss aus einem der glimmenden Balken eine Flamme empor, und Steve sah in die Augen des Mannes, der seinen Tod wollte.
    Richard!
    Die Wahrheit ließ ihn taumeln.
    „Ja, ich bin es, Steve“, sagte die Stimme aus der Dunkelheit. „Richard. Der gute, alte Richard. Dein Freund und Partner. Richard.“
    Steve schwieg.
    „Ich kann deine Gedanken beinahe hören.“ Richard legte die gewölbte linke Hand hinter das Ohr und tat so, als lausche er, aber die Geste war für Steve nur als eine verschwommene Bewegung auszumachen. Warum will er mich töten?
    Richard kicherte. „Ja, ich will dich töten, und ich werde dich töten.“
    Seine Stimme war nur noch ein Zischen. „Alles hätte anders kommen können. Prometheus hätte uns alle reich gemacht, aber du wolltest die Firma nicht verkaufen. Nein! Steve hat entschieden, es wird nicht verkauft!“, Richard kicherte.
    Er ist verrückt! Komplett verrückt! Die Erkenntnis jagte durch Steves Gedanken. Was ist bloß mit ihm geschehen?
    „Wusstest du, dass ich in einem verwanzten Wohnwagen aufgewachsen bin?“, fragte Richard heiser. „Die meiste Zeit gab es nichts zu fressen, weil meine Mutter alles Geld versoffen hat. Irgendwann hat mein Vater genug gehabt und brachte sich selbst um. Danach wurde es dann so richtig schlimm. Weißt du, was es heißt, hungrig zu sein? Nein? Das weißt du nicht! Du bist ja auf einer Farm aufgewachsen. Ihr hattet bestimmt genug zu essen.“
    Steve konnte spüren, dass der Konflikt zwischen ihm und Richard einem Höhepunkt entgegensteuerte. Er versuchte erst gar nicht, seinen Partner zu
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