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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne
Autoren: Christine Feehan
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Geräusch zu hören und Jaxon
erkannte das Zischen einer Gewehrkugel.
    Die Kehle vor Schreck wie zugeschnürt, kroch sie unter seiner leblosen
Gestalt hervor. Sie wusste sofort, dass Drake sie gefunden hatte. Er musste per
Flugzeug gekommen und vor ihnen eingetroffen sein. Ihr war nicht einmal
bewusst, dass ihr Verstand diese Tatsache registrierte; sie konnte sich nur
immer wieder schreien hören, obwohl kein Laut von ihren Lippen kam.
    Sie kniete sich neben Lucian und untersuchte ihn. Kein Puls war zu
spüren, kein Lebenszeichen. Er lag auf dem Boden, ohne sich zu rühren oder auch
nur zu atmen, und weder sein Herz noch seine Lungen arbeiteten. Es dauerte
einen Moment, das Chaos in ihrem Inneren zu beruhigen und festzustellen, dass
er eigentlich viel stärker bluten müsste. Lucian hatte seine Herztätigkeit
eingestellt, um den Blutverlust gering zu halten!
    Die Zeit kroch schleppend dahin. Dieser Mann war ihr Leben, die Luft,
die sie zum Atmen brauchte. Er war nicht tot. Lucian hatte gesagt, dass er
nicht getötet werden konnte, und daran musste sie glauben. Er verließ sich
darauf, dass sie alles tat, was getan werden musste.
    Was soll ich tun?, rief sie ihm zu. Am liebsten
hätte sie geweint, geschrien, mit Sachen um sich geworfen. Sie musste ihn
retten!
    Wie schlimm ist es? Die Stimme kam aus dem Nichts,
aus ihrem Denken, über einen unbekannten Weg, den sie noch nie benutzt hatte.
Der Ton war so ruhig, wie es meist auch bei Lucian der Fall war, und diese Ruhe
übertrug sich auf sie und half ihr, die schreckliche Panik in den Griff zu
bekommen, die sie befallen hatte.
    Jaxon erkannte, dass die aus weiter Ferne kommende Stimme Gabriel
gehörte. Er hatte es gespürt, als die Kugel Lucian traf, im selben Moment wie
sie. Er hatte dieselbe schreckliche Leere empfunden, ein schwarzes Loch,
schlimmer als alles, was sie je erlebt hatte.
    Tief durchatmen, Jaxon. Mein Bruder
ist nicht tot. Er braucht dich jetzt. Du musst ihn schnell heilen. Er braucht
Blut.
    Sag mir, was ich machen soll. Mir bleibt
nicht viel Zeit. Drake wird sich hierher durchschlagen. Ich habe keine Ahnung,
wie lange er dazu braucht. Sag mir schnell, was ich tun kann.
    Du musst zu Licht und Energie
werden. Konzentriere dich allein darauf; dein Körper muss sich auflösen. Dann
musst du in Lucians Körper hinein, den Schaden finden und von innen reparieren.
Dazu brauchst du medizinische Kenntnisse. Francesca, meine Gefährtin, ist eine
Heilerin. Beschreibe mir, was du siehst, dann kann sie dir Anweisungen geben.
Ich weiß, dass das deine Fähigkeiten übersteigt, aber du hast keine andere
Wahl.
    Ich schaffe es, Gabriel. Lucian wird nicht sterben. Es war ihr ernst mit ihren
Worten. Wenn sie irgendetwas in ihrem Leben richtig machen würde, dann das
hier. Sie würde ihn retten, um jeden Preis.
    Erlaube mir, die geistige Verbindung
zwischen uns aufrechtzuerhalten. Du wirst deine ganze Kraft brauchen, um
meinen Bruder zu heilen. Ich stehe dir bei. Du bist nicht allein.
    Für längere Gespräche war keine Zeit. Sie musste sich beeilen. Jaxon
schaltete das Wissen aus, dass Drake auf dem Weg zu ihr war und mit jedem
Augenblick näher kam. Indem sie den Anweisungen folgte, die Gabriel ihr gegeben
hatte, strich sie sämtliche Bilder aus ihrem Denken. Sie schloss die Augen und
besänftigte das Chaos und die Panik, die stummen Schreie, das Entsetzen
darüber, Lucian bleich und leblos auf dem Boden liegen zu sehen. Sie dachte
nicht mehr an das Blut in ihrem Haar und auf ihren Kleidern. Ihre Welt
reduzierte sich auf einen stillen, friedlichen Teich, in dem sie leicht wie
Luft wurde. Hell, weiß, reine Energie. Langsam trat sie in diesem körperlosen
Zustand in Lucians Inneres ein und bewegte sich dort, bis sie die
Eintrittswunde unten an seinem Hinterkopf fand. Die Kugel war glatt
durchgegangen und hatte das Rückenmark durchtrennt. Jaxons Herz hämmerte, und
ihr Atem ging in flachen Stößen, als ihr das Ausmaß seiner Verletzung bewusst
wurde. Sie hatte keine Ahnung, wie sie eine so schreckliche Wunde heilen
sollte.
    Francesca wird dich anleiten. An
diesem Bild musst du festhalten. Vertraue ihr, egal, wie schwierig es wird.
    Es gab so viele Adern und Arterien und Muskelstränge, die sie nicht
identifizieren konnte. Sie musste sich zwingen, Ruhe zu bewahren, obwohl sie
vor Angst zitterte. Das durfte einfach nicht passieren. Lucian war ihr Leben.
Nach ihrem einsamen Dasein, in ständiger Angst, Freunde zu haben, geschweige
denn eine Familie, hatte er ihre Welt in
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