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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon
Autoren: Jeff Lindsay
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stöhnte erbarmungswürdig, und Dr. Danco stand mit nun wieder hoch erhobener Spritze vor ihm, schaute zu und genoss den Moment.
    Von der Vorderseite des Hauses erklang ein dumpfes Poltern, und Danco wirbelte herum und griff im gleichen Augenblick nach seinem Betäubungsgewehr, als die große und kahle Gestalt Kyle Chutskys den Eingang zum Zimmer verstopfte. Wie ich befürchtet hatte, stützte er sich auf eine Krücke und hielt eine Waffe in der Hand, die, wie sogar ich erkannte, verschwitzt war und zitterte. »Hurensohn«, stieß er hervor, und Dr. Danco feuerte einmal, zweimal das Betäubungsgewehr auf ihn ab. Chutsky starrte ihn mit hängendem Unterkiefer an, und Danco senkte die Waffe, als Chutsky zu Boden glitt.
    Und hinter Chutsky stand, unsichtbar, bis er zu Boden ging, meine liebe Schwester Deborah, mit der Glock in ihrer ruhigen rechten Faust, das Schönste, was ich jemals gesehen hatte. Sie hielt nicht inne, um zu schwitzen oder Dancos Namen zu rufen. Sie presste einfach die Kiefer zusammen und feuerte zwei schnelle Schüsse ab, die Dr. Danco mitten in die Brust trafen, ihn von den Beinen rissen und nach hinten über den panisch kreischenden Doakes warfen.
    Einen langen Augenblick verharrte alles still und reglos, abgesehen von dem rastlosen Tito Puente. Dann rutschte Danco vom Tisch, und Deb kniete neben Chutsky und fühlte seinen Puls. Sie bettete ihn bequemer, küsste seine Stirn und wandte sich endlich mir zu. »Dex«, sagte sie. »Geht es dir gut?«
    »Prima, Schwesterherz«, erwiderte ich, mir war irgendwie schwindlig. »Wenn du nur bitte diese furchtbare Musik abstellen könntest.«
    Sie ging hinüber zu dem verkratzten Ghettoblaster und riss den Stecker aus der Wand.
    In der plötzlichen, erdrückenden Stille sah sie auf Sergeant Doakes hinunter und versuchte, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. »Wir holen Sie jetzt hier raus, Doakes«, sagte sie. »Alles wird gut.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, während er flennte, wandte sich dann plötzlich ab und kehrte mit tränenüberströmtem Gesicht zu mir zurück.
    »Jesus«, flüsterte sie, als sie meine Fesseln durchtrennte. »Doakes ist eine Riesensauerei.«
    Aber während sie den letzten Rest Paketband von meinen Gelenken streifte, fiel es mir schwer, wegen Doakes betrübt zu sein, denn ich war endlich frei, in jeder Hinsicht frei, vom Paketband, vom Doktor und davon, Gefallen zu tun, und ja, es sah so aus, als wäre ich letzten Endes auch frei von Sergeant Doakes.
    Ich stand auf, was nicht so einfach war, wie es klingt. Während Deb ihr Funkgerät herauszerrte und unsere Freunde von der Polizei in Miami Beach herbeirief, streckte ich meine armen, verkrampften Glieder. Ich ging hinüber zum Operationstisch. Es war nur eine Kleinigkeit, aber meine Neugier überwältigte mich. Ich langte hinüber und griff nach dem Zettel, der auf dem Rand des Tisches klebte.
    Darauf stand in Dancos krakeligen Blockbuchstaben: » VERRAETER «. Fünf der Buchstaben waren durchgestrichen.
    Ich sah Doakes an. Er erwiderte den Blick mit aufgerissenen Augen, in denen ein Hass lag, den er niemals würde artikulieren können.
    Sehen Sie, manchmal gibt es doch ein Happyend.

[home]
    Epilog
    E s ist sehr schön, dabei zuzusehen, wie in der Stille eines subtropischen Morgens in Südflorida die Sonne über dem Wasser aufgeht. Es ist noch schöner, wenn jener große gelbe Vollmond so niedrig am gegenüberliegenden Horizont hängt und langsam zu Silber verblasst, ehe er hinter den Wogen der offenen See verschwindet und der Sonne den Himmel überlässt. Und am schönsten ist es, all das außer Sichtweite des Festlands zu betrachten, vom Deck eines neun Meter langen Kabinenkreuzers, während man nach einer arbeitsreichen Nacht, die ein wenig lange auf sich hat warten lassen, müde, aber zufrieden und endlich o so glücklich die letzten Verspannungen aus Nacken und Armen dehnt.
    Bald würde ich auf mein eigenes Boot zurückkehren, das an diesem vertäut war, die Leinen lösen und zurück in die Richtung schippern, in der der Mond verschwunden war, verschlafen einem nagelneuen Leben als zukünftiger Ehemann entgegensteuern. Und die
Osprey,
der geborgte, neun Meter lange Kabinenkreuzer, würde gemächlich in die entgegensetzte Richtung tuckern, Richtung Bimini, hinein in den Golfstrom, diesen großen, blauen, bodenlosen Fluss, der praktischerweise ganz in der Nähe von Miami durch den Ozean fließt. Die
Osprey
würde es nicht bis Bimini schaffen, sie würde nicht
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