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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon
Autoren: Jeff Lindsay
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ausgelassenen Scherz lachen würde. Es tat mir Leid, ihn zu enttäuschen, aber vielleicht würde ich ihn später komischer finden, wenn ich lebend hier herauskam.
    Danco tätschelte meinen Arm und beugte sich ein wenig vor. »Wir müssen Ihren Namen wissen, verstehen Sie. Sonst macht es keinen Spaß.«
    Ich stellte mir vor, wie er mich beim Namen nannte, während ich auf den Tisch gefesselt vor ihm lag, und es war kein fröhliches Bild.
    »Verraten Sie mir Ihren Namen?«, fragte er.
    »Rumpelstilzchen«, sagte ich.
    Er starrte mich an, seine Augen hinter den dicken Gläsern waren riesig. Dann griff er in meine Hüfttasche und zerrte meine Brieftasche heraus. Er klappte sie auf und fand meinen Führerschein. »Oh. Sie sind DEXTER . Glückwunsch zu Ihrer Verlobung.« Er ließ die Brieftasche neben mich fallen und tätschelte meine Wange. »Beobachten und lernen Sie, denn nur zu bald werde ich Ihnen dasselbe antun.«
    »Wie schön für Sie«, sagte ich.
    Danco sah mich stirnrunzelnd an. »Sie sollten wirklich verängstigter sein«, meinte er. »Warum sind Sie das nicht?« Er schürzte die Lippen. »Interessant. Nächstes Mal werde ich die Dosis erhöhen.« Damit stand er auf und ging weg.
    Ich lag in einer dunklen Ecke neben einem Eimer samt Besen und beobachtete, wie er sich in der Küche zu schaffen machte. Er bereitete sich einen kubanischen Pulverkaffee und rührte eine riesige Menge Zucker hinein. Dann ging er zurück in die Mitte des Zimmers und starrte auf den Tisch hinab, während er nachdenklich schlürfte.
    »Nime«, flehte das Ding auf dem Tisch, das einst Sergeant Doakes gewesen war »Nime. Nime.« Natürlich war ihm die Zunge entfernt worden, offensichtlich Symbologie für die Person, von der Danco annahm, dass sie ihn verraten hatte.
    »Ja, ich weiß«, sagte Dr. Danco. »Aber du hast bis jetzt keinen Einzigen erraten.« Er lächelte fast, während er das sagte, obgleich sein Gesicht nicht dazu geschaffen schien, abgesehen von nachdenklichem Interesse irgendeinen Ausdruck zu zeigen. Aber es reichte, Doakes wimmerte und versuchte sich windend und um sich schlagend aus seinen Fesseln zu befreien. Es klappte nicht besonders gut und schien Dr. Danco auch nicht zu beunruhigen, der sich Kaffee trinkend wieder entfernte und dabei völlig falsch zur Musik von Tito Puente vor sich hin summte. Als Doakes zurücksank, konnte ich sehen, dass sein rechter Fuß verschwunden war, ebenso wie seine Hände und seine Zunge. Chutsky hatte gesagt, sein Unterschenkel wäre im Ganzen amputiert worden. Der Doktor ließ sich dieses Mal offensichtlich ein wenig mehr Zeit. Und wenn ich an die Reihe kam – nach welchen Kriterien würde er entscheiden, was er wann amputierte?
    Stück um dunkles Stück löste sich mein Verstand aus dem Nebel. Ich fragte mich, wie lange ich bewusstlos gewesen war. Das schien nicht zu den Dingen zu gehören, die ich mit dem Doktor diskutieren konnte.
    Die Dosis,
hatte er gesagt. Er hatte eine Spritze in der Hand gehalten, als ich zu mir gekommen war, verblüfft, dass ich nicht mehr Angst hatte. Natürlich! Was für ein wunderbarer Einfall, dem Patienten psychotrope Drogen zu injizieren, um sein Gefühl hilflosen Schreckens zu verstärken. Ich wünschte, ich wüsste, wie man das macht. Warum hatte ich keine medizinische Ausbildung genossen? Aber natürlich war es ein wenig spät, sich darüber Gedanken zu machen. Jedenfalls klang es, als wäre die Dosis für Doakes genau richtig bemessen gewesen.
    »Nun, Albert«, sagte der Doktor in äußerst freundlichem Plauderton zu dem Sergeant, wobei er seinen Kaffee schlürfte. »Was meinst du?«
    »Nahana! Nah!«
    »Ich glaube, das ist nicht richtig«, bedauerte der Doktor. »Obwohl es das vielleicht hätte sein können, wenn du noch eine Zunge hättest. Nun, egal«, sagte er, beugte sich zum Rand des Tisches hinab und machte ein kleines Zeichen auf ein Blatt Papier, fast so, als streiche er etwas durch. »Es ist ein ziemlich langes Wort«, meinte er. »Zehn Buchstaben. Aber man muss nehmen, was kommt, nicht wahr?« Damit legte er seinen Stift weg und nahm eine Säge auf, und während Doakes sich wild gegen seine Fesseln bäumte, sägte der Doktor ihm den linken Fuß ab, direkt über dem Knöchel. Er tat es sauber und rasch, stellte den abgesägten Fuß neben Doakes’ Kopf, langte dann hinüber zu seinen Instrumenten und ergriff etwas, das aussah wie ein großer Lötkolben. Er setzte an der frischen Wunde an, und zischender Dampf stieg auf, als er den Stumpf
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