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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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herausgehauen haben?«
    »Das war wahr«, sagte Drury mit
dünner Stimme. »Aber ich wußte damals nicht, wie es einmal sein würde, wenn man
einen so großen blöden Gorilla wie ihn dauernd um sich hat. An manchen Tagen
könnte ich laut schreien, wenn ich nur sein widerliches Gesicht sehe!«
    Der Pistolenlauf hob sich, so
daß er direkt auf meine Brust wies. »Ich glaube, wir haben jetzt genügend Zeit
vergeudet. Drehen Sie sich um!«
    Eine massive Tatze legte sich
auf Drurys Schulter und wirbelte ihn herum wie ein Spielzeug, so daß er
geradewegs in das Gesicht des großen Neandertalers blickte.
    »Wozu, zum Teufel, bist du
hereingekommen?« knurrte Drury. »Du verdammter blöder Ochse!«
    »Jesse«, die gequetschte Stimme
hatte einen gequälten Unterton, »das hast du doch nicht so gemeint?«
    »Was?«
    »Das, was du gerade über mich
gesagt hast?« Das vernarbte und zerschlagene Gesicht hatte einen Ausdruck
eindringlicher Intensität. »Daß du schreien könntest, nur wenn du mich
ansiehst?«
    »Sei nicht albern!« sagte Drury
kurz und drehte sich mir wieder zu.
    »Ich muß es wissen, Jesse!« Die
schwere Tatze legte sich erneut auf Drurys Schulter und drehte ihn wieder um.
»Der Polyp sagte, du wolltest ihn umbringen und ich soll es ausbaden? Das ist
doch nicht wahr, oder?«
    »Verdammt noch mal!« Drurys
Gesicht verzog sich in unbeherrschter Wut. »Nimm deine dreckigen Hände weg.
Ja?«
    Einen Augenblick lang wand sich
Drury hilflos und versuchte, sich von dem zermalmenden Griff auf seiner
Schulter zu befreien. Dann explodierte er. »Natürlich ist es wahr, du
idiotischer Bastard!« schrie er. »Auf die Weise kann ich dich wenigstens
loswerden und mir gleichzeitig selber nützen. Aber das ist nur ein Zufall.
Begreifst du? Ich muß dich so bald wie möglich loswerden, denn dein blödes
häßliches Gesicht die ganze Zeit um mich zu haben, macht mich völlig
wahnsinnig!« Er holte tief und stockend Luft. »Willst du jetzt endlich deine
dreckigen Hände von mir wegnehmen?«
    Big Mikes Hände sanken seitlich
herab, und er schüttelte blindlings den Kopf. »Solche Dinge solltest du nicht
sagen, Jesse. Es ist nicht recht. Seit du damals diese falsche Anklage gegen
mich niedergeschlagen hast, wollte ich nichts anderes tun, als dir das auf die
einzige Weise, die ich kannte, zurückzuzahlen.«
    »Halt die Klappe!« sagte Drury
kalt. »Wir werden hinterher darüber sprechen.« Er wandte sich mir wieder zu und
sah die Pistole in meiner Hand.
    »Während ihr beiden euch
gestritten habt, war ja schließlich Zeit genug«, sagte ich. »Lassen Sie die
Pistole fallen, Drury, oder ich besorge es Ihnen.«
    Meine Pistole war geradewegs
auf ihn gerichtet; seine eigene Waffe hätte einen Bogen von etwa fünfzehn
Zentimeter beschreiben müssen, bevor sie ihm etwas genützt hätte. Seine Augen
schätzten diesen imaginären Bogen bis zum letzten Bruchteil eines Zentimeters
ab, dann entspannten sich seine Finger, die Pistole fiel auf den Boden und
verschwand in einem Haufen Nylonunterwäsche.
    »Siehst du jetzt, was du
angerichtet hast, du dummer Riesengorilla!« Der Atem entwich pfeifend seiner
Kehle, und er begann vor Wut zu zittern. »Wenn ich damals nur halbwegs meinen
Grips beisammen gehabt hätte, dann hätte ich dich bei deiner Zwangsarbeit für
den Rest deines Lebens verrotten lassen!«
    »Jesse, sag nichts mehr«,
flehte die gequetschte Stimme heiser. »Du meinst es nicht so, und es macht
mich...«
    »Ich meine es nicht so?« Drurys
Lippen waren weiß. »Nichts habe ich in meinem Leben ernster gemeint! Verdammt,
du idiotischer...«
    Big Mike schlug zu. Es war ein
bedächtiger, beinahe beiläufiger Schlag, aber als sein Handrücken mit Drurys
linker Gesichtsseite kollidierte, klang es wie ein Gewehrschuß. Der große
Industriekapitän verlor glattweg den Boden unter den Füßen und wurde durch die
Luft geschleudert, bis er gegen die drei Meter hinter ihm befindliche Wand
prallte. Er fiel auf den Boden und blieb dort wie eine weggeworfene Stoffpuppe
liegen, den Kopf in einem völlig unmöglichen Winkel verdreht. Ich sah zu, wie
Big Mike durch den Raum schlurfte und neben ihm niederkniete.
    »Er ist tot!« Das zerschlagene
Gesicht hob sich zu mir empor, und ich sah, wie ihm die Tränen herunterliefen.
»Ich habe ihn umgebracht.«
    »Sie wollten ihn nicht
umbringen«, sagte ich sanft. »Das werde ich bezeugen. Es war wie beim
letztenmal, Sie hatten einfach Pech.«
    Er stand auf und starrte mich
blicklos an. »Es war Jesses Schuld.
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