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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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enorme Wirkung auf Frauen. Aus irgendeinem obskuren Grund konnte ihm kein
weibliches Wesen widerstehen. Seine derzeitige Geliebte war zudem eine Freundin
von Elinor, also erschien damals alles ganz logisch. Slater bemühte sich
gewaltig um Elinor und übernahm sie von Mason als ihr Zuhälter. Auf diese Weise
gab es kein Risiko durch einen Außenseiter, und wir konnten alle unser Dasein
genießen. Ich hätte realisieren müssen, daß Slater ein sehr ehrgeiziger Mensch
war. Er wußte natürlich nichts von dem Heroin, als wir ihn auf Elinor
ansetzten, aber er war klug genug, um selber dahinterzukommen — mit ihrer
Hilfe, ohne Zweifel. Keiner von uns war in ihrer Gesellschaft völlig diskret.«
    »Und deshalb mußten Sie sie
umbringen«, sagte ich.
    »Nein.« Er sah leicht
überrascht drein. »Slater hat sie umgebracht. Sie wollten ihn doch in dem
Augenblick festnehmen, als er durchs Fenster sprang.«
    »Aber er hat sie nicht
ermordet«, beharrte ich.
    »Nun ja...«, er zuckte die
Schultern. »Ich halte das im Augenblick auch nicht mehr für wichtig.«
    Ein träumerischer Ausdruck trat
in seine Augen. Dann zog er die Hand aus der Tasche und mit ihr eine Pistole.
»Ein tragischer Zufall«, murmelte er. »Einer der Männer von der Agentur kommt
hierher, um nachzusehen, wodurch der Alarm ausgelöst worden ist, und hört, wie
sich im Warenlager etwas bewegt. Er ruft dem Mann zu, er solle herauskommen,
aber der Mann rennt weg. Der Angestellte von der Agentur jagt, die Pistole in
der Hand, hinter ihm her, stolpert über all das Zeug hier«, er blickte auf die
Ansammlung von leeren Kartons und verstreuter Unterwäsche, die den Boden
bedeckten, »und seine Pistole geht aus Versehen los. Die Kugel bohrt ein
säuberliches Loch in den Schädel des Einbrechers, und er ist tot. Was ein
Lieutenant nachts in einem Wäscheladen zu suchen hatte, wird kein Mensch jemals
erfahren. Aber, wie ich schon sagte, nichts als ein tragischer Unfall. Ich werde
persönlich einen Kranz schicken.«
    »Zuerst müssen Sie einen
Angestellten bei der Agentur finden, der die Verantwortung auf sich nimmt«,
knurrte ich.
    »Kein Problem«, sagte er
zuversichtlich. »Big Mike ist unter den Angestellten der Agentur aufgeführt. Er
würde sich für mich den rechten Arm abschneiden! Es wird schlimmstenfalls zu
einer Anklage wegen fahrlässiger Tötung kommen.«
    »Darauf würde ich keine Wette
eingehen«, sagte ich. »Big Mike ist vorbestraft, vergessen Sie das nicht. Er
wurde zu sechs Monaten Zwangsarbeit wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, das
haben Sie mir erzählt. Das Büro des Distriktstaatsanwalts wird in dieser Sache
nachgraben, und zwar tief. Niemand bei den Justiz- und Polizeibehörden schätzt
es, wenn ein Polizeibeamter umgebracht wird. Es verleiht ihnen ein Gefühl der
Unsicherheit in ihrem Job, und so halten sie sich an eine einfache Regel:
Niemand kommt mit heiler Haut davon, wenn er einen Polizeibeamten umgebracht
hat, ganz gleich, auf welche Weise es passiert ist. Bei seiner Vergangenheit
werden sie ihn mindestens wegen Totschlags verurteilen.«
    »Vielleicht haben Sie recht.«
Er gähnte gemächlich. »Jedenfalls steht Big Mike zur Verfügung. Es gab einmal
eine Zeit, als er von Nutzen war, aber nun nicht mehr. Nun läuft er mir die
ganze Zeit über den Weg, und ich stolpere fortgesetzt über den blöden Gorilla.
Wie jetzt zum Beispiel — er bestand darauf, mitzukommen, also mußte ich ihn
draußen auf der Straße lassen, damit er mich benachrichtigen kann, falls jemand
auftaucht. Ich weiß zwar, daß das nicht geschehen wird, aber man muß ihm eben
etwas geben, was ihn glücklich macht und ihn mir zugleich aus dem Weg schafft.«
    Über Drurys Schulter hinweg sah
ich, wie sich die Hintertür öffnete, und dann wurde der ganze Türrahmen von
einer riesigen dunklen Gestalt ausgefüllt. Sie bewegte sich langsam auf uns zu,
und der gesamte Raum schien schnell einzuschrumpfen.
    »Sie wollen also damit sagen«,
erwiderte ich schnell, »daß Sie mich hier umbringen werden und Big Mike dafür
geradestehen lassen wollen, nur weil er Ihnen die ganze Zeit über im Weg ist?
Wie stand es denn mit dem ganzen Quatsch, den Sie mir in Ihrem Büro erzählt
haben? Die herzzerreißende Story von Big Mike, der nie merkte, wenn er im Ring
verdroschen wurde, und wie Sie ihn sozusagen als Maskottchen adoptiert hatten
und wie Sie ihn, als er aus Versehen bei einer Rauferei in einer Bar einen Mann
umbrachte, ohne Rücksicht auf Zeit und Geld vor Gericht
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