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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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wieder zu und hören Sie mir zu.«
    »Na gut.« Sie schloß das Kleid
bis obenhin und warf mir dann einen ebenso kalten wie fragenden Blick zu.
»Haben Sie Ihre Ansicht geändert, was die Abmachung anbetrifft? Wollen Sie mir
alles über Mr. Wagner erzählen, aber nicht meine rosafarbene Unterwäsche
sehen?«
    »Das gerade nicht«, murmelte
ich. »Aber wir müssen...«
    »Ich verstehe schon. An Nancy
in ihrer Unterwäsche ist nichts Aufregendes, wie?« Ihre Stimme war von der
Kälte eines Gletschers. »Hätten Sie etwas dagegen, mir — nur zu meiner
Information — mitzuteilen, was eigentlich los ist? Ich meine, bin ich zu mager
oder an den falschen Stellen zu fett, oder was ist sonst los?«
    »Sie sehen in Ihrer Unterwäsche
entzückend aus!« schrie ich sie an. »Und wenn Sie sie auf der Straße tragen
wollen, mir soll’s recht sein.«
    »Auf der Straße?« In ihre
saphirblauen Augen trat ein nervöser Ausdruck. »Sind Sie nicht ganz bei Trost?«
    »Die nächste Fortsetzung der
Geschichte Mr. Wagners spielt sich in seinem Wäscheladen ab, weil mir gerade
eingefallen ist, daß Sie ja die Schlüssel für dort haben«, sagte ich munter.
»Während also das kalte Abendessen auftaut, gehen wir einmal hinüber und sehen
uns schnell um.«
    »Wozu?« jammerte sie.
    Ich ergriff ihre Hand und
strebte in schnellem Trott der Wohnungstür zu. »Weil er in irgendeine Sache
verwickelt ist, bei der es sich ganz sicher nicht um Unterwäsche handelt.«
    Als wir den Laden erreicht
hatten, war Nancy über die wesentlichen Zusammenhänge zwischen Drury, Lubell
und Wagner informiert. Sie war nach wie vor der Überzeugung, ich hätte nicht
alle Tassen im Schrank, aber zumindest war sie bereit, mir meinen Willen zu
lassen, und gab mir die Schlüssel. Ich öffnete die Ladentür, und wir traten
ein.
    »Wissen Sie, von wem er das
Geschäft hier gepachtet hat?« fragte ich sie, nachdem ich sorgfältig die Tür
geschlossen hatte.
    »Ich habe den Namen mal
irgendwo gelesen.« Sie überlegte einen Augenblick. »Eine Firma namens Waller,
glaube ich.«
    »William Waller
& Companie?«
    »Ja, genau.«
    »Das ist Drury«, sagte ich.
»Ich habe gestern abend auf gut Glück geraten und erklärte Slater, seiner Firma
gehörte dieses Geschäft, und er bestritt es nicht, aber ich wollte sicher
sein.«
    Ich sah mich schnell auf den
Tischen und den dahinter angebrachten Regalen um, aber da sich vermutlich das,
wonach ich suchte, im Warenlager befand, strebte ich dorthin.
    »Al, warten Sie«, sagte Nancy
verzweifelt.
    »Jetzt ist nicht der richtige
Zeitpunkt, über ein neues Négligé nachzudenken«, sagte ich über die Schulter
hinweg und ging weiter.
    »Gehen Sie nicht...« Sie
verstummte.
    Ich streckte den Kopf aus der
Tür des Warenlagers und sah sie an. »Was haben Sie denn für Kümmernisse?«
    »Sie werden welche haben«,
sagte sie mit starrer Stimme. Dann hielt sie einen Schlüssel in die Höhe. »Sie
hätten den hier in den kleinen schwarzen Kasten an der Wand neben Ihnen stecken
sollen, bevor Sie das Warenlager betraten.«
    »Also eine Alarmanlage mit
Infrarotstrahlen über der Tür.« Ich wies ihr die Zähne. »Ich habe überhaupt
nichts klingeln gehört.«
    »Das ist deshalb, weil es im
Büro einer Bewachungsagentur in der Innenstadt klingelt.« Sie lächelte mir
ihrerseits finster zu. »Sie können es jetzt nicht mehr abstellen. Es klingelt
weiter, bis einer ihrer Leute herkommt und es abstellt.«
    »Ich werde ihnen sagen, ich
hätte geglaubt, jemand drinnen umherschleichen gesehen zu haben«, sagte ich
selbstsicher. »Man wird mir glauben müssen, oder die Polizeigewerkschaft wird
ihm seine Lizenz oder seine Frau oder sonst was Wertvolles wegnehmen.«
    »Vielleicht ist Ihnen noch
nicht aufgefallen, daß ich kein Polizeibeamter bin?« sagte sie mit kalter
Stimme.
    »Wie wäre es, wenn Sie in
meinem Wagen in meine Wohnung zurückfahren würden und dort auf mich warteten?«
Ich warf ihr die Schlüssel hin. »Ich werde in einer Stunde zurück sein.«
    »Das gefällt mir alles nicht,
Al.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Es könnte gefährlich für Sie
werden!«
    »Es wird alles prima klappen«,
sagte ich. »Nun gehen Sie schon.«
    Sie ging zögernd, und ich mußte
sie beinahe hinaus in den Wagen jagen. Nachdem ich sie wegfahren gesehen hatte,
kehrte ich ins Warenlager zurück. Etwa zwanzig Minuten später stand ich bis
über beide Oberschenkel in leeren Kartons, Négligés, Nachthemden, Korsetts,
Unterröcken, Büstenhaltern und Höschen,
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