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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche
Autoren: Carter Brown
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richtete sie auf seine Brust, als er
lossprang. Nur sprang er in die falsche Richtung — nicht auf mich zu, sondern
von mir weg. Es geschah im Bruchteil einer Sekunde; und alles, was mir blieb,
war das Geräusch zersplitternden Glases, das in meinen Ohren widerhallte.
    Er stürzte sich geradewegs aus
dem mittleren Fenster, mitten durch die Scheibe hindurch. Angela stieß einen
plötzlichen Schrei aus, der an meinen Nerven zerrte, und fiel dann bewußtlos
von der Couch auf den Boden.
    Fünf Sekunden später schallte
von unten auf der Straße ein dünner Schrei herauf, aber er konnte nicht von
Slater stammen, überlegte ich — nicht, nachdem er elf Stockwerke tief hinabgestürzt
war. Ich schob die Pistole in die Halfter zurück und ging zum Telefon. Angela
atmete langsam und gleichmäßig, und ich dachte, sie wäre im Augenblick besser
daran, wenn sie sich dessen, was geschehen war, nicht bewußt wurde. Außerdem
war sie imstande, mir, wenn sie wieder hochkam, weitere Betrachtungen in freien
Versen ins Gesicht zu sprudeln; und für eine Nacht hatten meine Nerven nun
genügend auszustehen gehabt.
     
     
     

NEUNTES KAPITEL
     
    G egen halb drei Uhr am folgenden
Nachmittag kam ich wieder ins Büro. Da es vier Uhr morgens gewesen war, bis ich
endlich zu Bett gehen konnte, fühlte ich mich berechtigt, am Morgen ausgiebig
auszuschlafen. Auf Annabelles Gesicht lag ein besorgter Ausdruck, der sich auch
nicht milderte, als sie mich erblickte.
    »Ich habe seit einer Stunde
versucht, Sie in Ihrer Wohnung anzurufen«, jammerte sie. »Wo waren Sie denn?«
    »Ausgegangen, um zu
frühstücken, Magnolienblüte«, sagte ich vergnügt. »Und ich habe soeben das
große Geheimnis des angenehmen Lebens entdeckt — man soll nie vor Mittag aufstehen.«
    »Der Sheriff ist am Rand eines
Nervenzusammenbruchs«, sagte sie nervös. »Er schreit nach Ihnen, seit Doktor
Murphy sein Büro verlassen hat, und das ist nun über eine Stunde her.«
    »Also werde ich hineingehen und
ein bißchen Sonnenschein in sein Dasein bringen«, sagte ich zuversichtlich.
    »Passen Sie bloß auf, daß er
nicht in Ihr Dasein einen Wirbelsturm bringt!«
    Ein dicker, fetter Wutanfall
ergoß sich über mich, sobald ich Lavers ’ Büro
betreten hatte; und so ließ ich mich auf dem Besucherstuhl nieder und wartete,
bis er sich ungefähr fünf Minuten später ein wenig gelegt hatte. Von
unzusammenhängenden Beschimpfungen, in denen vorwiegend mein Name vorkam,
schränkte sich der Redefluß des Sheriffs schließlich auf zusammenhängende
Beschimpfungen ein, in denen mein Name fortgesetzt vorkam. Schließlich gingen
ihm sowohl die Worte als auch die Luft aus; danach saß er nur noch da und haßte
mich tödlich.
    »Ich habe den Eindruck,
irgendwas ist schiefgegangen«, sagte ich vorsichtig.
    »Schief!« Er begann ein wenig
zu brabbeln, und das ließ mir Zeit, mir eine Zigarette anzuzünden. »Als Slater
sich gestern nacht aus dem Fenster gestürzt hat, hielt ich Ihre Erklärung, auf
welche Weise er die Brooks und Mason umgebracht hat, für halbwegs einleuchtend.
Das war gestern nacht! Heute vormittag — als Sie
natürlich nicht hier waren — kam Murphy mit seinem Autopsiebericht über Slater
hereingestolpert und hat Ihre brillanten Theorien himmelhoch platzen lassen!«
    »Slaters Blutgruppe hat nicht
zu der des Bluts gepaßt, mit dem der Buchstabe auf die Stirn des Mädchens
gemalt wurde?«
    »Sie haben, verdammt noch mal,
recht!« Er starrte mich anklagend an. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Sie
haben den Autopsiebericht erwähnt.« Ich betrachtete ein paar Sekunden lang
eingehend meine Zigarette, als ob in ihr das Geheimnis der Sphinx enthalten
sei, und lächelte Lavers zaghaft an. »Nun, zumindest wissen wir, daß er Mason
umgebracht hat. Das hat er gestern nacht im Beisein von Miss Palmer zugegeben.
Vielleicht hat er doch die Wahrheit erzählt. Er behauptete, Mason habe ihm die
Ermordung Elinor Brooks in die Schuhe schieben wollen, und wenn Masons
Blutgruppe der des Buchstaben auf der Stirn des Mädchens entspricht...«
    »Ich habe weitere Neuigkeiten
für Sie, Wheeler«, fauchte er. »Sie entspricht nicht. Das hat Murphy ebenfalls
herausgefunden.«
    »Was gibt es sonst noch Neues?«
krächzte ich mit mühsamer Nonchalance.
    »Nun — «, seine Lippen teilten
sich in der gespenstischen Nachahmung eines Lächelns, »wenn Sie schon fragen,
will ich es Ihnen verraten, Wheeler. Heute früh — bevor Doc Murphy eintraf — gab
ich eine
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