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Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Titel: Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Autoren: Christine Feehan
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seinen Adern, damit er
endlich die Finsternis hinter sich lassen und ins Licht gehen konnte.
    Einer der Jungen schrie auf, ein
anderer stöhnte, doch Julian beschwichtigte sie mit einem Wink. Er wollte sie
nicht zu Tode erschrecken, nur genug, dass sie sich an diese Nacht erinnern und
ihr Verhalten ändern würden. Von ihren Gedanken Besitz zu ergreifen, stellte
keine Schwierigkeit dar. Julian löschte ihre Erinnerungen an den Vorfall und
trat dann auf sie zu, um sich zu nähren. Er brauchte viel Blut und war dankbar
dafür, dass er gleich mehrere Jungen gefunden hatte, damit er keinen von ihnen
zu sehr schwächen musste. Jedem der Teenager gab er etwas unterschiedliche
Erinnerungen ein, damit sie einander verwirren würden. Mit einem kleinen
Lächeln gab Julian schließlich jedem der vier Jungen den telepathischen Befehl,
immer mit der Wahrheit herauszuplatzen, wenn er in Versuchung geriet, seine
Eltern zu belügen.
    Dann verschmolz Julian wieder
mit den Schatten der Nacht und entließ die Jugendlichen aus dem Trancezustand,
der sie in seinem Bann gehalten hatte. Er beobachtete, wie sie erwachten, alle
am Boden sitzend oder liegend. Sie waren verwirrt und hatten Angst, denn jeder
von ihnen erinnerte sich an einen Angriff aus dem Wald, dem sie nur knapp
entkommen waren. Doch ihre Erinnerungen unterschieden sich. Die vier Jungen
stritten kurz und halbherzig miteinander, denn eigentlich wollten sie nur so
schnell wie möglich nach Hause.
    Julian sorgte dafür, dass sie
ihren Zeltplatz ohne Schwierigkeiten fanden. Als sich die Jungen ums
Lagerfeuer kauerten, imitierte er das Jagdgeheul eines Wolfsrudels. Lachend sah
er zu, wie die Jungen panisch ihre Habseligkeiten ins Auto warfen und dann das
Weite suchten.
    Da er nun seine Wunden versorgt
und seinen Hunger gestillt hatte, fühlte sich Julian viel besser und kehrte
langsam zur Hütte zurück. Unter dem Holzfußboden befand sich ein kleiner
Keller, in dessen Boden Julian nun eine tiefe Grube öffnete. Die kühle,
heilende Erde schien nach ihm zu rufen.
    Er glitt an seinen Ruheplatz und
legte die Hände leicht auf seine Wunden, während er an Desari dachte. Sie war
groß und schlank, mit zarter, weißer Haut. Ihr langes Haar war prachtvoll und
fiel ihr in Locken und Wellen bis zu den Hüften, blauschwarz schimmernd wie das
Gefieder eines Raben. Ihre Züge waren zart und von klassischer Schönheit, die
Lippen voll und sinnlich. Selbst als sie bewusstlos gewesen war, hatte Julian
sich fasziniert zu ihrem Mund hingezogen gefühlt. Er war perfekt.
    Ein Lächeln lockerte seine
harten, wie in Marmor gemeißelten Züge auf. Seine Gefährtin. Nach all den Jahrhunderten
ohne Hoffnung. Womit hatte ausgerechnet er dieses Glück verdient? Julian kannte
so viele Karpatianer, die alle Gesetze befolgten und sich an die Regeln
hielten, und doch hatte ihm, der beinahe als Geächteter seines Volkes gelebt
hatte, das Schicksal eine Gefährtin zugedacht.
    Dreimal würde er den
Blutaustausch vollziehen müssen, um seine sterbliche Gefährtin zu einer
Karpatianerin zu machen. Und er würde sich erst davon überzeugen müssen, dass
sie tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten besaß. Dennoch konnte er sich der
Aufregung nicht erwehren. Er hatte seine Gefährtin gefunden, die endlich sein
Leben mit Schönheit und aufregenden Geheimnissen erfüllen würde.
Unglücklicherweise würde sich für sie vieles ändern müssen. Sie konnte nicht
mehr vor Publikum singen. Desari. Julian fiel ein, dass sie auch einen
Spitznamen benutzte. Dara. Julian kannte dieses Wort, das dem antiken Persisch
entstammte. Dara. Die vom Dunklen stammt.
    Julians Herz raste, als ihm die
Verbindung bewusst wurde. Sollte es sich etwa nur um einen Zufall handeln?
Gregori wurde von den anderen Karpatianern oft als »der Dunkle«, bezeichnet,
wie schon sein Vater vor ihm. Die Blutlinie war uralt und mächtig. Warum trug
sie den Spitznamen Dara? Gab es eine Verbindung? Es musste einfach so sein.
Doch wie?
    Kopfschüttelnd verwarf Julian
den Gedanken. Kein Karpatianer der Welt lebte völlig unentdeckt vor seinem Volk
verborgen. Und einer Frau würde es erst recht nicht gelingen. Da
karpatianische Frauen so selten geworden waren, wurden sie bewacht und
beschützt. Der Vater vertraute seine Tochter schon in jungen Jahren ihrem
Gefährten an, damit der Fortbestand des karpatianischen Volkes gesichert war.
Anderenfalls würden alle anderen Karpatianer ebenfalls versuchen, um das
Mädchen zu werben. Auf jeden Fall aber würde sie unter
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