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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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jüngeren Kinder hatten zu ihr aufgeblickt — und natürlich war da Patrick Mallone gewesen. Ihr Freund, ihr Mentor, ihr Betreuer. Der freundliche, hilfsbereite Patrick.
    Patrick, der sie verraten hatte, weil er sie zur Dark Academy geschickt hatte, ohne sich die Mühe zu machen, deren schreckliches Geheimnis zu erwähnen...
    Sie schüttelte sich. Es wurde nicht dadurch besser, dass sie sich die schockierende Entdeckung vom letzten Trimester immer und immer wieder ins Gedächtnis rief— die Entdeckung, dass Patrick über die dunklen Geister der Akademie Bescheid gewusst hatte, gewusst hatte, dass sie von einigen Schülern Besitz ergriffen und sich von anderen nährten. Er hatte die Gefahr gekannt, in die er sie ge  schickt hatte. Und er hatte sie trotzdem geschickt.
    Es fiel ihr schwer, ihm zu verzeihen. Trotzdem hatte sie während der Ferien versucht, genau das zu tun. Er war ihre Verbindung mit der Vergangenheit und kam für sie der Familie, die sie nie gehabt hatte, am nächsten. Sie vermisste ihn, verdammt noch mal. Das Problem war, sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Sie hatte im letzten Trimester jeden Kontakt zu ihm abgebrochen und ihm erklärt, dass sie ihn nie wiedersehen wolle. Deswegen hatte sie über die Osterferien auch nicht ins Cranlake Crescent zurückkehren können. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie es ertragen hätte, Patrick zu sehen. Als Isabella sie dann für die Ferien eingeladen hatte, war Cassie ihr erleichtert um den Hals gefallen.
    Und an Bord der Luxusjacht von Isabellas Vater übers Mittelmeer zu segeln, von einem exotischen historischen Hafen zum nächsten, war gewiss keine Strafe. Trotzdem, Isabella mit ihrer Familie zu erleben, so eng verbunden und liebevoll, hatte eine wunde Stelle getroffen. Ihr war klar geworden, dass sie sich mit demjenigen versöhnen musste, den sie als ihre eigene Familie betrachtete. Sie brauchte Patrick.
    Cassie holte ihr Handy aus der Tasche. Sie biss sich auf die Unterlippe und scrollte zu seinem Namen hinunter. Tu es, dachte sie.Was du heute kannst besorgen... Nur eine SMS. Nichts zu Überschwängliches...
    Sie holte tief Luft und tippte eine Nachricht.
    Hey. Wie läuft's so?
    Sie drückte auf Senden, bevor sie es sich noch einmal überlegen konnte, und steckte das Handy wieder in ihre Tasche. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vor  kam, die aber wahrscheinlich höchstens sieben oder acht Minuten dauerte, vibrierte das Handy und piepte. Nervös las sie die Antwort.
    Von: Patrick Mallone
    Cassie. Schön, von dir zu hören. Bist du okay?
    Wir vermissen dich alle.
    Cassie lächelte traurig. Er war immer noch ein wenig verhalten, und das überraschte sie nicht. Sie hatte ihm nicht gerade viel Hoffnung gemacht, sich irgendwann in nächster Zukunft wieder bei ihm zu melden. Hastig ließ sie die Finger über die Tasten wandern.
    Ich vermisse euch auch. Tut mir leid, dass ich mich nicht
    gemeldet habe.
    Nach einer weiteren kurzen Pause vibrierte ihr Handy abermals.
    Ich verstehe. Cassie, könnte ich dich besuchen kommen?
    Kein Stress, aber ich habe einige Tage frei. Kann ich vorbei  kommen?
    Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie zurücksimste.
    Ja! Das würde mich freuen. Schick mir die Einzelheiten
    per E-Mail. X
    Mein Gott, sie freute sich auf die Versöhnung...
    Cassie grinste immer noch, als sie zum Sonnendeck hinaufblickte, wo Isabellas Mutter in ein Taschenbuch vertieft bereits ein Sonnenbad nahm. Die Carusos waren zwar nicht ihre Familie, aber immerhin die nettesten, großzügigsten Menschen, die sie je getroffen hatte. Aber eigentlich hätte sie sich das auch denken können: Irgendwoher musste Isabella schließlich ihr Wesen haben. Trotz der Geheimhaltung, die notwendig war, um sich von Isabella nähren zu können - und sie fühlte sich schrecklich, weil sie die Eltern ihrer Freundin hinter  ging -, hatte Cassie sich vom ersten Tag an wie zu Hause gefühlt. Und sie würde sie vermissen. Sie würde das Meer vermissen, die langen Faulenzertage und die Mistral Dancer selbst.
    Aber trotzdem. Istanbul!
    Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte, während sie zu der Stadt hinüberblickte, die vor ihnen aufragte. Zu den vornehmen Villen, prächtigen Moscheen und den kleinen Dörfern entlang des Ufers auf der asiatischen Seite? Oder zu den wunderschönen Kuppeln und Minaretten, die sich auf der anderen Seite vor dem blauen europäischen Himmel abzeichneten? Beinahe fühlte sie sich versucht, einfach von Bord zu
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