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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen
Autoren: Gabriella Poole
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der Dancer, wendete sie nach Steuerbord und ging in der Nähe des Anlegesteges vor Anker, wo bereits einige andere schicke Boote im blitzenden Wasser dümpelten. Cassie blickte ehrfürchtig zu dem Gebäude auf, das vor ihnen in den Himmel ragte. Das war also die neue Heimat der Dark Academy.
    Das Haus wirkte uralt — weit älter als die Akademie in Paris. Vergoldete Schnitzereien glänzten in der Morgensonne, und die Türmchen, die Kreuzgänge und Säulen waren kunstvoll mit blauen und goldenen Mosaiksteinen gekachelt, zwischen denen einzelne blutrote Akzente gesetzt waren. Unter einem turmhohen vergoldeten Bogen, der von einer riesigen, leuchtenden Kuppel gekrönt war, führte eine gewaltige, mit Schnitzereien verzierte Tür ins Innere. Das Gebäude war errichtet worden, um einzuschüchtern. Was war es einmal gewesen? Ein Sultanspalast? Selbst Senor Caruso wirkte beeindruckt. Er klemmte sich die kalte Zigarre zwischen die Zähne, kniff die Augen zusammen und starrte nach oben.
    »Ich denke, hier werdet ihr ein schönes Trimester verbringen, meine Damen.«
    »Und Isabella, du wirst dich in Mathematik sehr anstrengen, nicht wahr, mija?«, warf Senora Caruso ein und zwinkerte Cassie zu, während sie neben ihren Mann trat. »Ich werde euch Mädchen so sehr vermissen - euch beide.«
    Cassie lächelte zurück, wie gewöhnlich ein wenig überwältigt von der Warmherzigkeit und der reinen Schönheit der beiden. Sie mit ihrer Mähne dunklen, mahagonifarbenen Haares, das dem Isabellas so sehr ähnelte, er mit seiner hageren Polospielerfigur und seinen strahlenden Augen. Mann, dachte sie, der Gott der Gene hat es wirklich gut gemeint mit Isabella. Seit Cassie eine Auserwählte war, war auch sie noch sehr viel hübscher geworden - ein Pluspunkt, über den sie sich nicht beklagte. Vielleicht würde sie in diesem Trimester weitere entdecken. Sie war fest entschlossen, etwas Positives an der Situation zu finden...
    Ihre Mitbewohnerin umarmte bereits ihre Eltern, während die Crew ihr teures Gepäck — und Cassies zwei schäbige Koffer - in ein kleines Beiboot lud. Isabella schien ihren Kummer wegen Jake inmitten des Chaos und der Vorfreude, das neue Domizil der Schule kennenzulernen, für den Moment vergessen zu haben.
    Neue Schule, neuer Anfang, dachte Cassie abermals und stellte fest, dass sie sich wirklich auf dieses Trimester an der Dark Academy freute. Sie bedankte sich überschwänglich bei Isabellas Eltern, und ehe sie es sich versah, durchschnitt das kleine Boot auf dem Weg zum Steg das blaue Wasser. Die Carusos winkten den Mädchen von der Reling ihrer Jacht nach.
    Die Insel mit dem imposanten, uralten Palast, der ihre Schule beherbergen würde, stand in denkbar krassem Kontrast zu dem, was Cassie in ihren beiden letzten Trimestern als Heimat der Akademie erlebt hatte. Doch während sie und Isabella durch die von Mauern umgebenen Gärten zu einem schattigen, kunstvoll gekachelten und vergoldeten Säulengang liefen, entdeckte Cassie auch vertraute Dinge. Überraschenderweise freute sie sich darüber. Ein kleiner Teich, dunkel und kühl, mit einem Springbrunnen, der Wasserperlen auf schwarze Orchideen spritzte. In einer Nische weiter links fiel die vertraute Statue des Achilles immer noch über Hektor her. Und es gab auch Dinge, die Isabella vielleicht nicht auffielen, die Cassie aber sofort ins Auge stachen: sich windende, mythologische Kreaturen, die um eine Säule herum gemeißelt waren; oder das in einige Torbögen eingelassene Symbol eleganter, ineinander geschlungener Linien, das große Ähnlichkeit mit dem Emblem der Auserwählten hatte und das auch auf ihrer eigenen Schulter eingebrannt war - wenn auch nicht ganz vollständig.
    Ja, vieles war unverändert. Und sie brannte darauf, zu beweisen, dass auch ihre Freundschaft mit Isabella seit Cassies erstem Tag an der Akademie in Paris noch die gleiche war. Cassie war sich sicher, dass sie immer Freundinnen sein würden und dass sich daran nie etwas ändern würde. Ganz bestimmt nicht.
    Bei der Vorstellung, wie sie ohne ihre beste Freundin zurechtgekommen wäre, schauderte Cassie. Isabella war ein sicherer Anker in einer Welt, in der sich so vieles verändert hatte.
    Jake war fort. Sie hatten nach dem Motto gelebt: Alle für einen und einer für alle — angeblich. Aber Isabellas neue Rolle in Cassies Leben war für ihn ein Schritt zu viel gewesen, vor allem, nachdem er entdeckt hatte, wie die Auserwählten in den Tod seiner Schwester in Kambodscha verwickelt gewesen
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