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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Autoren: Jeanne C. Stein
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Erscheinen eines fremden Wagens die Flucht ergreift. Es ist schon fast sechs, und die Herbstsonne wird bald einen ersten zarten, strahlenden Blick auf das Meer werfen. Ich darf keine Zeit verlieren.
    Ehe ich aus dem Auto steige, öffne ich das Handschuhfach. Darin liegt ein Messer in einer hübschen, praktischen Lederscheide. Ich befestige sie im Rücken an meinem Rockbund. Wenn ich Fisher den Rücken zuwende, würde er es sehen, aber ich habe nicht vor, ihm den Rücken zuzuwenden.
    Dann steige ich aus, werfe meine Jacke auf den Fahrersitz, streife die hochhackigen Schuhe ab und renne durch die Bäume, mit einer Lockerheit, die daher rührt, dass ich der tierischen Welt nun ebenso wie der menschlichen angehöre. Ich komme an einem dunklen Auto vorbei, das am Anfang des Klippenpfades am Rand einer Lichtung versteckt ist. Als ich näher komme, höre ich keinen Laut aus dem Wagen. Er ist leer. Der Zündschlüssel steckt, die Türen sind nicht verschlossen. Ich öffne die Beifahrertür, und ein berauschendes Bouquet von Blut, Lust und Angst schlägt mir entgegen.
    Fishers Geruch, vermischt mit dem seines Opfers. An der Kopfstütze kleben ein paar Blutstropfen. Ich streiche mit den Fingerspitzen darüber, und sie werden feucht. Der Geschmack des Frauenblutes verbreitet sich üppig über meine Zunge, und ein Schauer der Vorfreude überläuft mich. Gleich heute Nacht werde ich wieder nach Beso de la Muerte fahren. Mir wird nichts anderes übrigbleiben.
    Leise schließe ich die Tür. Vor mir liegt der Pfad zu den Höhlen, noch in den tiefen Schatten der späten Nachtstunden verborgen.
    Mit geneigtem Kopf lausche ich aufmerksam. Unterhalb der Kante, die den Pfad und die Klippe verbirgt, höre ich das Grollen der Wellen, das leise Klappern von Krallen auf Sand, als etwas Größeres die kleineren Geschöpfe ins Meer fliehen lässt. Dieses Etwas bewegt sich mit schweren, sicheren Schritten – ein Paar Füße, nicht zwei.
    Ich hoffe, ich bin nicht zu spät gekommen.
    Der Pfad führt den felsigen, gefährlich steilen Abhang hinab zum Eingang der ersten Höhle. Ich sende vorsichtig einen forschenden Gedanken aus und achte darauf, meine Identität zu verhüllen und meine eigenen Gedanken zu verschließen – ich will nur das Ding da unten identifizieren. Wie beim Radar einer Fledermaus hallt das Echo zu mir zurück – ein Vampir.
    Das ist alles, was ich wissen muss. Ich rase den Pfad hinunter. Diesen Simon Fisher will ich überraschen, ihm etwas geben, das ihn von seinem Opfer ablenkt. Etwas, das er noch mehr wollen wird als eine sterbliche Frau. Etwas Besseres.
    Am Fuß des Abhangs gähnt der Eingang zur ersten Höhle. Er ist weit offen, man hat freies Schussfeld über den Sand zum Meer. Hierher gehen die meisten Leute, die diesen Strand besuchen. Wenn man nicht weiß, was sonst noch hier unten ist, würde man es nicht finden. Links von der ersten Höhle, hinter einem gezackten Felsvorsprung, der nach völlig massivem Gestein aussieht, liegt ein zweiter Eingang. Unsichtbar, dunkel, abschreckend. Dahinter höre ich gleichmäßige Schritte, schwere Schritte von jemandem, der eine Last trägt. Und leise, unregelmäßige Atemzüge.
    Vampire atmen nicht.
    Vielleicht bin ich doch noch rechtzeitig gekommen.
    Eine weitere gedankliche Erkundung sagt mir, dass sich der Vampir nur wenige Meter hinter dem Eingang befindet. Seine Gedanken sind fiebrig, der Blutdurst gierig. Er freut sich aufs Töten. Er wird die Frau erst vergewaltigen und kann seine Erregung kaum mehr zügeln. Dann wird er sie leer trinken und die gesteigerte sexuelle Lust auskosten, wenn ihr Leben in seinen Körper strömt.
    Ich trete um den Felsvorsprung herum vor den Höhleneingang. Er ist zu sehr mit seinen Phantasien beschäftigt, um mich zu bemerken. Er legt die Frau auf den Boden und schlägt ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Er weiß, dass das Betäubungsmittel, das er ihr verabreicht hat, allmählich nachlassen sollte. Er schlägt sie noch einmal.
    Sie stöhnt und regt sich.
    Ich sende meine erste Botschaft aus. Simon Fisher?
    Sein Körper fährt ruckartig zu mir herum. In seinen Augen glimmt ein wüstes inneres Feuer, dann wird ihr Ausdruck schlagartig undurchdringlich. Er starrt mich an, versucht, in meinen Geist einzudringen.
    Ich lasse ihn nicht herein.
    Was bist du? Was tust du hier?
    Als ich einen Schritt vortrete, weicht er instinktiv zurück. Seine Hände ballen sich zu Fäusten. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor – es ist das Gesicht des Tieres, das
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