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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Autoren: Jeanne C. Stein
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durchdringen lasse. Zufällig mag ich Rosa. Sein Tonfall klingt beinahe nach Defensive.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch und lasse mich auf einem Stuhl nieder. Ist unbedingt deine Farbe.
    Sein Gesichtsausdruck wird weicher. »Die Liebe«, sagt er, »bringt einen Vampir dazu, seltsame Dinge zu tun.« Dann sieht er mich zum ersten Mal richtig an. Er lässt das Blatt Papier auf den Schreibtisch fallen und runzelt die Stirn. »Du musst trinken. Und du hast seit mindestens vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Ich brauche dich fit und wach, Anna. Vor allem heute. Jetzt bin ich nicht sicher, ob ich dir diesen Auftrag anvertrauen kann.«
    Die Härchen in meinem Nacken sträuben sich vor Wut. Hat er eine Standleitung zu Sorrel? »Ich kann jede Aufgabe bewältigen, vor die ich gestellt werde. Ich denke, das habe ich bewiesen.«
    Er hebt beschwichtigend die Hand, doch seine grimmige Miene ändert sich nicht. »Der Abtrünnige, auf den ich dich ansetzen will, ist mächtig und schlau. Zahlreiche Todesfälle werden ihm zugeschrieben. Er ist erst seit zehn Jahren Vampir, aber er hat schon als Mensch gemordet, und mit seiner Macht ist auch sein Spaß am Töten gewachsen. Er operiert jetzt in San Diego und hat bereits die Aufmerksamkeit der Rächer erregt. Wir müssen ihn schnell ausschalten.«
    Die Rächer sind eine Geheimorganisation menschlicher Vollstrecker, deren einziges Ziel darin besteht, Vampire ausfindig zu machen und zu töten. Wenn sie diesen Abtrünnigen schon im Visier haben, warum überlassen wir ihn dann nicht denen?
    Er runzelt die Stirn. Das sollte dir eigentlich klar sein, Anna. Die Rächer unterscheiden nicht zwischen jenen in unserer Gemeinschaft, die gut sind, und jenen, die es nicht sind.
    Da hat er recht. An meinem zweiten Tag als Vampirin hätten sie mich beinahe getötet.
    Und es gibt einen zweiten offensichtlichen Grund: Wenn wir als schwach angesehen werden, unfähig, unsere Leute unter Kontrolle zu halten, wird das die Rächer nur darin bestärken, dass das ihre Aufgabe sei.
    Er funkelt mich an. »Aber dieser wird nicht leicht zu töten sein, vor allem, wenn du nicht bei Kräften bist.«
    Diesmal zügele ich mich bei meiner Antwort. »Also gut. Ich gebe zu, dass ich nicht geschlafen habe und dringend trinken muss. Aber ich kann beides zu meinem Vorteil nutzen.« Ich lasse ihn aus meinen Gedanken lesen, was mit unserem Kautionsflüchtigen in San Francisco passiert ist. »Der Lockruf des Blutes ist heute sehr stark für mich.«
    Williams verschließt seinen Geist und mustert mich mit grauen Augen, so unermesslich wie der Ozean. Du trinkst immer in zu großen Abständen. Du darfst nicht so lange warten , sagt er schließlich.
    Ich winke ab. Kann sein. Es ging eben nicht anders. Ich war in Beso de la Muerte, aber es gab keinen Wirt.
    Seine Antwort ist ein missbilligendes Knurren. Anna, du musst damit aufhören. Du brauchst einen eigenen, festen menschlichen Wirt, männlich oder weiblich. Bleib bei diesem einen Wirt. Das ist die einzige Möglichkeit, dich zu schützen und deine Kraft aufrechtzuerhalten.
    Drei Monate sind seit meiner Wandlung vergangen, und es kommt mir so vor, als hätte ich mir genau diesen Rat seitdem jeden verdammten Tag anhören müssen. Es wird allmählich lästig. In hundert Jahren werde ich mich vielleicht mit dem Gedanken anfreunden können, mir einen Menschen zu halten, bei dem ich ein-, zweimal im Monat trinken kann – wie ein Haustier.
    Vielleicht.
    Aber ich glaube es nicht. Und ich lasse mir meine Gereiztheit anmerken.
    Können wir bitte wieder auf den Job zu sprechen kommen?
    Ich erwarte einen weiteren hitzigen Redeschwall bezüglich meiner Ernährungsgewohnheiten. Zu meiner Überraschung und Erleichterung lässt Williams es aber gut sein. Ein weiterer Hinweis darauf, wie wichtig es ihm sein muss, diesen gefährlichen Einzelgänger aufzuhalten.
    Er reicht mir ein Blatt Papier mit der Skizze eines Polizeizeichners. Das Phantombild zeigt einen Mann Ende vierzig, helle Haut, dunkle Augen, graues Haar, aus einem schmalen Gesicht zurückgekämmt. »Simon Fisher«, sagt er. »Knapp eins fünfundsiebzig groß, etwa fünfundachtzig Kilo schwer. Wird in drei Staaten gesucht. Seine letzten beiden Opfer hat er in die Höhlen in La Jolla verschleppt. Kennst du die?«
    Ich blicke von dem Bild auf und nicke. »Könnte ich ihn jetzt dort finden?«
    Williams sieht auf seine Armbanduhr. »Wenn meine Quellen recht behalten, wird er in etwa einer Stunde da sein. Er wurde vor zwanzig Minuten
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