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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen
Autoren: Nora Roberts
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und sie machen schlimme Sachen mit Frauen, die nichts anhaben. Und sie machen Hunde und Ziegen tot.«
    »Hast du da das Armband gefunden? Das Armband, das du Clare gegeben hast?«
    Annie nickte. »Eigentlich darf ich gar nicht darüber sprechen, weil man nicht an Monster glauben soll. Die gibt es nur im Fernsehen. Wenn man über Monster spricht, glauben die Leute, man ist verrückt, und dann wird man eingesperrt.«
    »Ich halte dich nicht für verrückt, und ich werde nie zulassen, daß man dich einsperrt.« Jetzt strich er ihr doch über das Haar. »Aber du mußt mir unbedingt sagen, wo dieser Ort ist.«
    »Im Wald.«
    »Wo genau?«
    »Da drüben.« Sie deutete vage ins Leere. »Über die Felsen weg und dann durch die Bäume durch.«
    Also in einem kilometerlangen Gebiet, das nur aus Felsen und Bäumen bestand. Cam holte tief Atem und bemühte sich, ruhig weiterzusprechen. »Annie, du mußt mir die Stelle zeigen. Kannst du mich hinführen?«
    »O nein.« Entsetzt sprang Annie auf, so schnell es ihre Körperfülle zuließ. »Nein, ich geh’ da jetzt nicht hin. Es wird bald dunkel, und wenn es dunkel ist, kommen die Monster.«
    Cam ergriff ihre Hand und hielt sie fest, damit die Armbänder
aufhörten zu klirren. »Annie, erinnerst du dich an Clare Kimball?«
    »Sie ist weggegangen. Keiner weiß, wohin.«
    »Ich glaube, daß jemand sie weggeschleppt hat, Annie. Sie wollte nämlich gar nicht gehen. Vielleicht bringen sie sie heute nacht an diesen Ort und tun ihr weh.«
    »Sie ist hübsch.« Annies Lippen begannen zu zittern. »Sie hat mich besucht.«
    »Ja. Sie hat dies hier für dich gemacht.« Er tippte auf das Armband an ihrem Handgelenk. »Hilf mir, Annie. Hilf Clare, und ich verspreche dir, daß ich die Monster verscheuche.«
     
    Ernie war stundenlang ziellos durch die Gegend gefahren, weg von der Stadt, auf die Autobahn und dann über Landstraßen zurück. Er wußte, daß seine Eltern vor Sorge außer sich waren, und zum erstenmal seit langer Zeit dachte er wieder voller Sehnsucht und Bedauern an sie.
    Er wußte, was die heutige Nacht für ihn bedeutete. Sie würde ein Test sein, der letzte für ihn. Sie wollten ihn rasch und mit Leib und Seele in ihre Gemeinschaft aufnehmen, so daß er durch Blut, Feuer und Tod auf ewig an sie gekettet war. Er hatte daran gedacht, einfach fortzulaufen, aber er hatte niemanden, zu dem er sich flüchten konnte. Für ihn gab es nur einen Weg, und dieser Weg führte zu einer kleinen Lichtung im Wald.
    Es war seine Schuld, daß Clare heute nacht sterben mußte. Er wußte es, und dieses Wissen fraß ihn innerlich auf. Die Lehren, denen er sich verschrieben hatte, ließen keinen Raum für Reue oder Gewissensbisse. Aber sie würden ihn reinwaschen. An diesen Gedanken klammerte er sich, als er seinen Wagen wendete und seinem Schicksal entgegenfuhr.
    Bud kam an dem Toyota vorbei und warf ihm einen geistesabwesenden Blick zu, ehe in seinem Hirn eine Glocke anschlug. Leise fluchend schaltete er sein Funkgerät ein.
    »Wagen Eins, hier ist Wagen Drei, bitte kommen.« Da er außer statischem Rauschen nichts empfing, versuchte er es noch einmal. »Na mach schon, Cam, melde dich. Bud hier.«
    Scheiße auf dem Scheunendach, schimpfte er erbittert in sich hinein. Der Sheriff war nicht zu erreichen, und er, Bud, mußte einen Halbwüchsigen verfolgen, der weiß Gott wohin wollte. Doch trotz seines Ärgers befolgte er pflichtgetreu seine Anweisungen und hielt sich in sicherem Abstand von Ernies Wagen.
    Es dämmerte bereits, und die Rücklichter des Pick-ups schimmerten blaßrot vor ihm.
    Als der Wagen in einen Waldweg einbog, fuhr Bud an den Straßenrand und hielt an. Wo zum Teufel wollte der Kerl hin? Dieser alte Holzfällerweg führte geradewegs in den Wald, und der Toyota verfügte nicht über Allradantrieb. Aber da der Sheriff ihm aufgetragen hatte, den Jungen im Auge zu behalten, würde er das auch tun.
    Bud entschied sich dafür, zu Fuß weiterzugehen. Er griff nach seiner Taschenlampe, dann zögerte er einen Moment. Der Sheriff würde garantiert behaupten, er habe nur Cowboy spielen wollen, aber trotzdem schnallte sich Bud sein Pistolenhalfter um. So, wie die Dinge standen, würde er nicht unbewaffnet in den Wald gehen.
    Als er den Weg erreichte, sah er Ernies Wagen dort stehen. Ernie selbst lehnte sich dagegen, als würde er auf etwas  – jemanden – warten. Bud dachte noch, daß dies die erste Beschattung war, die er selbständig durchführte, dann schlich er ein Stück zurück und
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