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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer
Autoren: Arne Dahl
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Liebe haben sie mir genug gegeben. Deshalb braucht Felicia mich, um Liebe aus mir herauszusaugen. Und das ist ganz okay so, ich hab ja genug davon. Aber ist das Freundschaft? Wenn Astrid laut aus Herz der Finsternis vorliest, dann ist es Felicia - und übrigens auch Emily -, die am stärksten ergriffen zu sein scheint. Als hoffte sie, zumindest das in ihrem Herzen zu finden, ein wenig Dunkelheit, wenn schon nichts Besseres. Ich weiß, dass ich frühreif bin, und ich weiß, dass Sie das denken, Sie brauchen es nicht zu sagen, das haben schon so viele andere getan. >Vanja ist so frühreif. Sie musste schneller erwachsen werden als die anderen.< Na ja, wir fühlten uns schon ein bisschen so wie Marlow an der Mündung des Kongo, als wir aufbrachen, Felicia und ich, am Waldrand entlang in nordöstlicher Richtung. Wir kamen an der verdeckt liegenden Laube vorbei und sahen, wie Sven-Olof, Ginas Vater, und Reine, der Vater von Albin und Alvin, da drinnen saßen und sich jeder ein Bier aufmachten und eine Kippe rauchten. Sie hatten offenbar nicht vor, in den Wald zu gehen. Aber wir. Dort in der Nähe der Landstraße war der Wald nicht ganz so schrecklich dicht, wir kamen also einigermaßen schnell zum Fußballplatz, Sie wissen, der dort am Waldrand. Und da stiefelt Lisa auf den Platz, ihre Ralph-Lauren-Jacke zerrissen, und ich sah Felicia an, dass sie nicht vorhatte, so zu tun, als wäre ihre Mutter da. Ich hatte nichts dagegen. Also sind wir weiter nach Norden Richtung Fluss gegangen. Nein, eigentlich haben wir überhaupt nichts gesehen. Aber wenn Sie mich fragen, dann sage ich, Emily ist abgehauen. Durchgebrannt. Felicia und sie sind Zwillingsseelen irgendwie. Deshalb ertragen sie sich nicht. Sie haben da einen Hohlraum, wo das Herz sitzen sollte, aber es ist einer, der wehtut. Jetzt vielleicht nicht mehr.
    Tja, Kollegen, es ist wohl meine Schuld, dass ihr heute hier sitzt und versucht, Fäden zu entwirren. Ihr wisst ja, dass die Kürzungen die lokalen Stationen am härtesten getroffen haben, es gibt hier keine Polizeipräsenz mehr, die nächsten sind wir in Sollefteä. Es wäre jetzt verdammt gut, wenn wir hier einen Ortspolizisten hätten. Saltbacken ist für uns fast so fremder Boden wie für euch. Sobald wir erkannten, dass es eine internationale Verbindung geben könnte, habe ich Kommissar Bengtsson unterrichtet, und der hat den Ball weitergespielt zum Reichskrim. Ein Abteilungsleite r namens Wör ner, oder nein, Mörner, hat entschieden, dass es ein Fall für euch wäre. Worin die internationale Verbindung besteht? Mindestens drei baltische Autos - litauische, glaube ich - wurden zum fraglichen Zeitpunkt in der Nähe von Saltbacken gesehen. Ich konnte nicht umhin, an trafficking und geraubte Mädchen zu denken, die in Sexspielzeug verwandelt werden und denen in gesamteuropäischen Bordellen der Unterleib zerfetzt wird. Eine frische Vierzehnjährige wie diese Emily wäre doch ein Juwel in der litauischen Bordellkrone. Salopp ausgedrückt. Sie sieht ja wirklich gut aus. Man kann sich Mädchen in seiner eigenen siebten Klasse mit diesem Aussehen ja überhaupt nicht vorstellen. Ist etwas passiert mit der menschlichen - oder zumindest der weiblichen - Genbank in den letzten zwanzig Jahren? Wir reden von erwachsenen Vierzehnjährigen. Wenn ihr gestattet, meine Damen, so vermute ich, dass nicht einmal ihr, die ihr so jung und frisch wirkt, in der siebten Klasse so ausgesehen habt. Aber was soll's? Dies ist zwar eine phantastische Gegend, das Flusstal vor allem, aber es ist nicht unbedingt der geeignete Ort für eine Klassenfahrt. Da war Ärger vorprogrammiert. Ihr versteht, worauf ich hinauswill. Nicht nur der Wald, der unmittelbar ans Haus heranreicht, nicht nur der Fluss mit extremem Hochwasser und entsprechend starker Strömung, sondern vor allem die lokalen Sorgenkinder. Ob diese oder die Litauer die Schuldigen sind - es ist jetzt an euch, das herauszufinden. Die Suche durch den Rettungsdienst und die Freiwilligen wird noch einige Stunden fortgesetzt. Aber hiermit lege ich hoffnungsvoll den Fall der verschwundenen vierzehnjährigen Stockholmerin Emily Flodberg in die vielleicht nicht ganz so hoffnungsvollen, aber desto routinierteren Hände der A-Gruppe.
    3
    »Sind das wirklich die best en Zeugenaussagen?«, fragte Gun nar Nyberg skeptisch.
    »Nicht nur die besten«, sagte Lena Lindberg. »Es sind die einzigen.«
    »Die einzigen, die die Bezeichnung verdienen«, sagte Sara Svenhagen und sah zum Abendhimmel auf, der nicht
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