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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond
Autoren: Susanne Picard
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dass er selbst nur die Magien derer klar zu sehen vermochte, die in seiner Nähe waren. Auf die Entfernung hin verschwamm diese Empfindung, und er konnte dann nicht mehr unterscheiden, zu wem oder was die Magien gehörten, die er spürte. Man sagte, dass den Menschen mit Iretis dunkler Gabe die Seelen aller Geschöpfe als Geister erschienen, als Gestalten aus dem lichtlosen Nebel, der die jenseitige Leere erfüllte. Sein Meister im Palast der Stürme gar hatte gesagt, dass die Seelenherren sich einen Körper aus diesem Nebel zu weben verstünden und diesen mit Licht versehen konnten, der ihrer magischen Begabung entsprach.
    Telarion schauderte, als er versuchte, sich die Königin als Nebelgeschöpf vorzustellen. Er dachte an die dunkle Flamme aus Schwarzlicht, die sich im Augenblick seines Todes über Tarind gebeugt hatte.
    Die Kraft in ihr konnte nicht sehr stark sein, sie war von ihrer Elbenmagie verwässert. Grauen erfasste ihn bei dem Bild, das vor seinem inneren Auge entstand; ein blasser Körper, kaum erkennbar, sich verändernd wie Tinte, die in Wasser zerfloss, der sich immer wieder neu zusammenfand und doch dabei im Dunkeln und verschwommen blieb.
    Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Feuer, das die unbarmherzigen Fluten seines Zwillings in ihm gelöscht hatten. Die Magie in der Tochter des Siwanon war stark, ihre Kraft stärker als alle Magie, die Telarion je gefühlt hatte.
    Glaubte man den Worten seines Meisters, wäre ihr Seelenbild wohl leuchtend farangelb. Telarion wünschte sich mit einem Mal, er könnte es sehen.
    Ihm war, als erklänge heiteres Lachen in der Ferne. Dass diese Magie aus ihm verschwunden war, erfüllte ihn mit Trauer.
    Die Sonne war jetzt nur noch ein Funken über dem Rand der Steppe. Er musste nach Norden aufbrechen. Gern wäre er in den Palast der Stürme zurückgekehrt, um nun, da er kein Heermeister und auch kein Truchsess mehr war, sein Gelehrtenlebenwieder aufzunehmen. Doch er war sicher, dass man ihn dort, in Darkod, nicht weit von der Heimat Dajarams, zuerst suchen würde.
    Vielleicht würde er zu den Verwandten seiner Mutter gehen, die in Yakonak, der Eisstadt in den Ebenen von Kantis lebten, auch wenn das bedeutet hätte, dass er einen Großteil des Jahres auf die tröstenden Strahlen der Roten Sonne, die ihn an die Tochter des Siwanon erinnerten, verzichten musste.
    Doch noch vor allem anderen war es nötig, seine Seele zu heilen.
    Vielleicht war es das Beste, wenn er zuerst zu den Weisen ging. Man sagte, ihre Tempel befänden sich in den westlichen Zendarbergen. Der Weg dorthin war weit, aber auch nicht weiter als nach Darkod oder Yakonak.
    Es war müßig, schon jetzt darüber nachzudenken. Das genaue Ziel würde er festlegen, wenn er den Lithon überquert und die Wälder nördlich des Loranon erreicht hatte. Dort würde er sicher sein, denn sie waren zu groß, als dass man ihn, den Fürsten der Elben, dort hätte finden können. Dann erst würde er entscheiden, wohin er sich wandte.
    Er drehte sein Gesicht mit geschlossenen Augen in Richtung der Roten Sonne und genoss die letzte Wärme des Abends. Für einen Augenblick wurde die Erinnerung an Sanara und das Gefühl, ihren zerbrechlichen, menschlichen Leib im Arm zu halten, lebendig.
    Doch in diesen andächtigen Moment fuhr plötzlich eine feuchte Brise, als habe der Wind gedreht und brächte die Ahnung eines kühlen Waldes mit sich.
    Telarion fuhr herum und verbarg sich rasch hinter einem der vorstehenden Felsen. Er hatte keine echte Waffe, aber einen selbstgefertigten Schlagstock aus dem Holz eines Resatbusches. Der Stab war stabil und am Ende angespitzt, sodass er auch als Lanze dienen konnte. Doch der Fürst war sich darüber im Klaren, dass er einem daikon nur begrenzt standhalten konnte.
    Man hatte ihn gefunden. Er kauerte sich tiefer in die Schatten des Felsens.
    Der Duft des Waldes wurde stärker. Der Geruch von Pferden mischte sich darunter, dann erklangen sowohl die Hufe zweier Reittiere auf dem festen Boden als auch die kraftvollen Schritte des Mannes, der sie führte. Ein Schwertgehänge klirrte leise, der Geruch von Leder breitete sich aus. Das bittere Aroma, das ähnlich freigesetzt wurde, wenn man das aromatische Laub des Mayalabaums, der in den Urwäldern von Mundess zu finden war, zu Brei zerstampfte, verstärkte sich noch einmal, als die Schritte vor dem Felsen, hinter dem er kauerte, verhielten, als suche der Verursacher etwas.
    Telarion lächelte unwillkürlich, als ihn am Rand seiner Magie die
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