Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
Ausgangsmaterial besser durchsuchen konnten. Jetzt strichen wir mit Textmarkern wichtige Informationen in den Zettelstapeln an und hoben unbenutzte Textpassagen und Beschreibungen hervor, die wir möglicherweise in unsere Romane aufnehmen würden – Figurenhintergründe und Ideen für Geschichten.
    Über mehrere Kartons verteilt entdeckten wir einige mit Buchstaben markierte Blätter – Kapitel B, Kapitel N und so weiter –, auf die wir uns im ersten Moment keinen Reim machen konnten. Diese Seiten enthielten kurze Beschreibungen von dramatischen Szenen, in denen es um Sandwürmer, Stürme und neuartige Gewürzförderungstechniken ging. Ein Teil der Handlung spielte sich an bekannten, aber seltsam verzerrten Schauplätzen ab, als würde man sie durch eine gesprungene Linse betrachten: Die Rede war vom »Dune Planet« oder der »Dune World« statt von »Dune«, von Catalan statt Caladan, von Carthage statt Carthag und dergleichen. Anders als in Der Wüstenplanet gehen die Figuren in Der Gewürzplanet nicht unrhythmisch durch den Wüstensand, damit die Sandwürmer sie nicht hören und angreifen. Offenbar handelte es sich um eine Idee, auf die Frank zu diesem Zeitpunkt in der Entstehungsphase des Wüstenplaneten noch nicht gekommen war.
    Die Kapitel aus Der Gewürzplanet waren von uns unbekannten Figuren bevölkert: Jesse Linkam, Valdemar Hoskanner, Ulla Bauers, William English, Esmar Tuek und eine Konkubine namens Dorothy Mapes. Diese Fremden trafen auf wohlbekannte Figuren wie Gurney Halleck, Dr. Yueh (der hier Cullington statt Wellington Yueh hieß), Wanna Yueh und einen irgendwie vertraut klingenden Planetenökologen namens Dr. Bryce Haynes. Obwohl in der letztlich veröffentlichten Fassung von Der Wüstenplanet eine Nebenfigur (genaugenommen ein Gewürzschmuggler) den Namen Esmar Tuek trägt, handelte es sich in den neu entdeckten Aufzeichnungen um eine ganz andere Person, einen bedeutenden Mann, der eindeutig die ursprüngliche Version einer weiteren bekannten und beliebten Figur war: des Krieger-Mentaten Thufir Hawat. Dorothy Mapes füllte eine Rolle aus, die der von Lady Jessica ähnelte. Der Edelmann Jesse Linkam war dagegen offensichtlich die Grundlage für Herzog Leto Atreides und Valdemar Hoskanner die embryonale Form von Baron Vladimir Harkonnen.
    Als wir die Kapitel in die richtige Reihenfolge gebracht und diesen beachtlichen Handlungsabriss gelesen hatten, stellten wir fest, dass es sich bei Der Gewürzplanet um eine ganz eigene Geschichte handelte, die es wert war, erzählt zu werden, und nicht nur um einen Vorläufer des Wüstenplaneten. Obwohl die lebensfeindliche Wüste deutlich an diejenige erinnert, die Millionen von Fans bekannt ist, hat die Geschichte selbst ein anderes Thema und konzentriert sich auf Dekadenz und Drogenabhängigkeit statt auf Ökologie, begrenzte Ressourcen, Freiheit und religiösen Fanatismus. In einer längeren Sequenz des Kurzromans muss die Hauptfigur, Jesse Linkam, gemeinsam mit seinem Sohn Barri (einer achtjährigen Version von Paul Atreides, wenn auch ohne besondere Kräfte) in der Wüste überleben. Diese Szene erinnert an die Flucht Lady Jessicas und ihres Sohns Paul, wie wir sie aus Der Wüstenplanet kennen. Genau wie Der Wüstenplanet ist auch Der Gewürzplanet randvoll mit politischen Intrigen und zeigt uns eine herrschende Klasse selbstgefälliger Adliger – es gibt also zahlreiche Parallelen. Vor allem aber gewährt uns dieses frühere Konzept einen Einblick in den komplexen Verstand von Frank Herbert.
    Irgendwann hat der Autor seine Arbeit an Der Gewürzplanet abgebrochen und den detaillierten Handlungsabriss beiseitegelegt. Er fing ganz von vorn an, wobei ihm der legendäre Herausgeber John W. Campbell jr. mit Rat zur Seite stand, und entwickelte einen viel weiter greifenden und bedeutenderen Roman aus seinem ursprünglichen Konzept, allerdings auch einen, der fast unmöglich an den Mann zu bringen war. Der Wüstenplanet wurde von mehr als zwanzig Verlagen abgelehnt, bevor ihn schließlich Chilton Book Co. ins Programm aufnahm, ein Verleger, der vor allem dafür bekannt war, Autoreparaturhandbücher zu publizieren.
    Es ist eine Ironie des Schicksals: Hätte Frank Herbert Der Gewürzplanet so geschrieben wie ursprünglich geplant – als Science-Fiction-Abenteuerroman, der etwa so lang gewesen wäre wie die meisten damals erscheinenden Taschenbücher –, wäre es ihm vielleicht sehr viel einfacher gefallen, einen Herausgeber und einen Verlag zu finden.
    Auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher