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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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bevorsteht! Manche hier im Tal sagen, Sie könn’n Fergus sogar gesund machen – wenn Sie woll’n.“
    „Diejenigen, die so etwas behaupten, haben keine Ahnung, was ich kann oder nicht kann.“ Mara stand auf, obwohl ihre Beine sich so wackelig anfühlten wie die eines neugeborenen Lamms. „Ich kann Fergus nicht heilen, Marjory. Ich bin keine Ärztin.“
    Marjory wedelte mit der Hand, die vom Alter knotig und gefleckt war, in der Luft herum. „Ich habe Ihren Garten geseh’n. In diesem Boden hier wächst nichts, keine Kartoffeln, kein Kohl. Aber Sie kümmern sich darum wie eine Mutter um ihr Kind. Was machen Sie mit den Pflanzen hier, wenn Sie sie nicht zum Heilen benutzen?“
    „Kommen Sie etwas später noch einmal vorbei, und ich zeige Ihnen die Kartoffeln und den Kohl. Aber vor allem stelle ich Farbstoffe aus den Pflanzen her. Sie haben selbst gesehen, dass ich die Wolle gefärbt habe, dort hinten unter den Bäumen. Und ich habe Kräuter und Blumen gesät, für kleine Duftkissen, die in den Läden in Inverness und Fort William verkauft werden. Es sind keine Heilpflanzen.“
    „Aber mein Fergus stirbt!“
    Mara schluckte ihre Tränen herunter. Marjory Grant und Fergus, ihr Sohn, hatten sie am Beinn
    Domhain nicht willkommen geheißen. Jessie und Roger Gunn sowie Rogers Mutter Frances dagegen hatten sofort Freundschaft mit ihr geschlossen. Andere Nachbarn entlang der Straße waren freundlich, wenn auch vorsichtig. Marjory hingegen war von Anfang an misstrauisch und feindselig gewesen. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie litt, und Mara wusste, was es bedeutete zu leiden.
    „Es tut mir so leid“, sagte sie. „Wirklich.“
    „Dann wird er sterben.“ Marjory kam näher. „Und es tut Ihnen leid, weil Sie es sehen können. Das sagt jeder hier. Sie können die Zukunft sehen, und jetzt sehen Sie, dass mein Fergus das nicht überlebt.“ Sie machte noch einen Schritt nach vorn, und ihre Augen wurden schmal. „Sagen Sie mir, was Sie sehen. Ich muss es wissen! Sagen Sie es mir, oder ich weiß nicht, was ich tun werde.“
    Mara spürte das Näherkommen der Frau ebenso deutlich wie sie es sah. Es lag schon fast eine gewisse Boshaftigkeit in Marjorys Entschlossenheit, die Zukunft zu erfahren. Sie hatte die Trauer hinter sich gelassen und einen noch beunruhigenderen Zustand erreicht. Um Fergus zu retten, würde sie ihre Seele verkaufen und den Teufel herausfordern.
    „Mrs. Grant!“ Duncan trat vor die alte Frau. „Niemand kann in die Zukunft sehen, egal wie sehr man es sich wünscht. Die Geschichten, die Sie über Mara gehört haben sind genau das – Geschichten.“
    Marjory Grant schwankte, als würde sie am Rande eines Abgrunds balancieren, den niemand außer ihr sah. Duncan stützte sie, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Ich muss es wissen“, wiederholte sie. Aber der drohende Unterton war aus ihrer Stimme verschwunden.
    „Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.“ Duncan ließ die Hand sinken. „Ich kenne Fergus aus dem Pub. Er ist ein guter Mann. Es tut mir leid, dass er krank ist.“
    „Keiner sagt mir, was los ist.“
    Mitfühlend schüttelte Duncan den Kopf. Mara wurde Zeugin der Verwandlung, die sie sich zuvor nur ausgemalt hatte. Seine Gesichtszüge wurden weich, und die Augen bekamen einen warmen Schimmer. Einen Moment lang schien er zu allen menschlichen Gefühlen in der Lage zu sein. „Vielleicht kann ich Ihnen dabei behilflich sein“, sagte er. „Ich kenne Dr. Sutherland sehr gut. Er hat mich auf die Welt geholt.“
    „Aye. Du bist einer der drei Men of Midnight.“
    „Sollen wir zusammen mit ihm reden? Ich bin mir sicher, dass er Ihre Fragen beantworten wird. Wenn Sie möchten, können wir gleich zu ihm fahren. Wenn nötig, besuchen wir ihn auch zu Hause.“
    Mrs. Grants Missmut schien sich aufzulösen. „Das würdest du für mich tun?“
    „Natürlich.“
    „Ich kann jetzt nicht. Aber sie haben mir gesagt, dass ich Fergus heute nach dem Tee sehen kann. Würdest du dann mit mir hingeh’n?“
    „Ich werde um halb sieben vor dem Krankenhaus auf Sie warten.“
    „Auf dich wird der Doktor hören.“
    Duncan schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Dafür werde ich schon sorgen.“
    Sie lächelte nicht zurück, aber sie sah aus, als hätte ihr jemand eine Last von den Schultern genommen. Sie drehte sich zu Mara um, und ihre Augen wurden erneut schmal. „Das werde ich mir merken, dass Sie mir nich geholfen haben, als ich in Not war. Und hinter meinem Zaun wachsen
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