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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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Vogelbeeren. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal telefonieren wollen.“
    „Ich werde für Fergus beten“, erwiderte Mara. „Und für Sie.“
    Die alte Frau schnaubte. „Erhört Gott etwa die Gebete von einer wie Ihnen, Mara MacTavish?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie kehrt und schlug den Pfad zur Straße ein.
    Wieder spürte Mara die Bank hinter sich und setzte sich. Sie stützte den Kopf in die Hände. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Wärme eines anderen Menschen neben sich spürte. Im Nachhall von Marjory Grants Worten hatte sie beinahe vergessen, dass Duncan immer noch hier war.
    „Vogelbeere?“, fragte er.
    „Wissen Sie das nicht? Vogelbeeren halten Hexen fern. Ich bin überrascht, dass sie keine zum Kreuz geflochtenen Zweige trug, als sie hierher kam.“
    „Sie ist eine alte Frau, und sie ist ziemlich aufgeregt“, sagte er ruhig. „Machen Sie sich nichts draus.“
    Sie schlug die Augen auf und stellte fest, dass er neben ihr saß. Er hatte seine langen Beine neben ihren ausgestreckt. Sie konnte seine Wärme durch ihren Wollrock spüren und nahm den dezenten maskulinen Duft wahr, der sie beide einhüllte. Seine Gegenwart war sowohl ein Eindringen als auch ein Friedensangebot.
    „Ich fürchte, ich habe mir nicht klargemacht, was es bedeutet, in einem Dorf wie Druidheachd als Hexe gebrandmarkt zu sein. Ich komme aus Kalifornien, und da würde es niemanden großartig interessieren.
    Vermutlich wird dort in jedem Block Hexensabbat gefeiert.“
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    „Hier gehörte ich immer zu den Außenseitern“, fuhr er fort. „Ich kam zur Welt …“ Er zuckte die Achseln. „Das spielt jetzt keine Rolle. Sagen wir einfach, man hielt mich von Anfang an für etwas Besonderes. Ich hätte also vermutlich etwas feinfühliger Ihnen gegenüber sein müssen, schließlich stecken Sie in einer ähnlichen Situation. Es ist nicht schwer, die Leute vom Dorf auf dumme Gedanken zu bringen. Ein Hund, der irgendwo in der Nacht heult. Rauch aus dem Kamin, der sich in der falschen Richtung kräuselt. Die Größe der aufgehenden Sonne. Hier deutet man solche Zeichen, wie die Menschen woanders die Zeitung lesen. Druidheachd mag vielleicht aussehen wie hundert andere Dörfer in den Highlands, aber unter der Oberfläche herrscht hier noch finsterstes Mittelalter. Wie bei dem Musical Brigadoon, in dem ein Dorf nur alle hundert Jahre aus dem Nebel der Vergangenheit auftaucht.“
    Er wandte ihr das Gesicht zu, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, wirkte sein Blick unverschleiert. Sie erhaschte einen Eindruck von dem ganzen Mann, sowohl von dem, der er zu sein versuchte, als auch auf den, der tief in seinem Inneren schlummerte. In seinem Blick lag Verständnis und sogar eine Art widerwilliges Mitgefühl. Sie war verwirrt wie schon seit Jahren nicht mehr. Und erschrocken.
    Verunsichert wandte sie den Blick ab. Ihre Hände begannen erneut zu zittern. „Marjory hat guten Grund, sich Sorgen zu machen.“
    „Das werden wir heute Abend herausfinden.“
    Jetzt zitterte auch ihre Stimme. Ihre Stimme, die Hände, selbst ihr Herz schien zu beben. „Hören Sie nicht? Ich sage Ihnen, sie hat Grund, sich zu sorgen.“
    „Was meinen Sie damit? Wissen Sie etwas, das sie nicht weiß? Haben Sie etwas gehört?“
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Es war einfacher, als sich das Schlimmste vorzustellen. „Etwas gehört? Nein. Aber Fergus Grant liegt im Sterben. In vierzehn Tagen wird er sterben, sobald der Mond voll ist. Und kein Doktor in Glasgow oder irgendwo auf der Welt wird das verhindern können.“

4. KAPITEL
    „Hast du schon gehört, dass Fergus Grant letzte Nacht gestorben ist?“
    Duncan schaute von seinem Schreibtisch auf und stellte fest, dass Andrew an der Tür zu seinem Büro lehnte. Er hatte den Kopf voll mit Zahlen, die den Schluss nahelegten, das Hotel aus wirtschaftlichen Gründen sofort zu schließen. „Verzeihung, was hast du gesagt?“
    „Fergus Grant ist letzte Nacht gestorben. Im Krankenhaus in Glasgow.“
    Duncan starrte seinen Freund an. „Aber es ging ihm doch schon wieder besser. Es hieß, vielleicht würde er nach dem Wochenende sogar wieder nach Hause kommen.“
    „Aye, Fergus kommt nach Hause, das stimmt. In einem Sarg.“ Andrews Gesichtsausdruck war ernst, ein seltenes Ereignis und sehr beeindruckend anzusehen.
    „Was ist passiert?“
    „Er hatte wohl irgendein Blutgerinnsel. Es ging ganz fix.“ Andrew schnippte mit den
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