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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur
Autoren: Sinje Beck
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Diskothekenbetreiber. Die war aber eiskalt kalkuliert und ausgeführt. Der aktenkundige Mann hat sich auch nicht gestellt. Ich las in der Siegener Zeitung, dass er fünf Jahre dafür bekommen hat. Außerdem war er als Versicherungsbetrüger bekannt. In Gretas Fall stehen die Zeichen günstiger, setzt der Advokat zu einem Plädoyer an. Emotionaler Ausnahmezustand, keine Vorstrafen, und wenn sie sich stellt ... Reue zählt. Hat sie vielleicht irgendwie dazu beigetragen, dass das Feuer gelöscht wird? Ich frage sie. Nein, hat sie nicht. Doch sie habe die Feuerwehr alarmiert, als sie sah, wie schnell die Flammen um sich griffen. Auch habe sie die Nachbarn aus den Betten geklingelt. Das untere Strafmaß liege bei sechs Monaten, je nach dem. Meine Erinnerung will sich nicht festlegen. Ein Klassenkamerad in der Berufsschule, der wohnte auf der Lippe, hatte dort einen Kuhstall in Brand gesetzt, wobei ein Zuchtbulle starb. Ich überlege fieberhaft, wie die Sache damals ausging. Jugendstrafrecht, kommentiert der Advokat. Ob sich die Wetterlage auf der oft neblig trüben Lippe strafmildernd auswirkt, fragt Kalle. Hilft uns alles jetzt nicht weiter. Greta fragt, den Kopf beinahe zwischen ihre Knie geklemmt, abermals, was sie tun soll.
    »So wie ich dich einschätze«, meint Kurt, »kommst du mit deinem Gewissen nicht klar, solltest du schweigen.«
    »Besser du stellst dich«, bekräftige ich Kurt und ergänze den Rat durch meine Überlegungen bezüglich des zu erwartenden Strafmaßes im Zusammenhang mit der gezeigten Reue. Ich muss an das Dokument denken, das feucht in meiner Hosentasche pappt. Würde es was nützen ihr zu sagen, dass Michael den Kaufvertrag unterzeichnet hat? Wenn ich was gelernt habe hier auf der Burg, dann das: Man muss delegieren können. Ich werde den Brief Theresa geben, soll sie das entscheiden. Sie kennt Greta besser.
     

47
     
    Während wir auf die Polizei warten, müssen wir unbedingt noch klären, wer von uns Michael zuletzt gesehen hat. Offensichtlich bin ich derjenige. Das Telefonat mit der Praktikantin hat weniger Gewicht, denn, so stellt sich heraus, können die Mädels nicht sicher gewesen sein, dass am anderen Ende der Leitung Michael spricht, da sie ihn nicht gut kannten.
    Ich gebe unser einziges Gespräch wieder und erwähne auch Michaels Plan, das Haus zu kaufen. Greta scheint es gar nicht richtig wahrzunehmen. Bevor die Polizei aufkreuzt, will ich noch wissen, ob außer Kurt sonst noch einer einen Mann gesehen hat, auf den die Beschreibung von Alfons passt.
    »Alfons? Der Mann aus der Behindertenwerkstatt?«, fragt Theresa. Ich bejahe.
    »Den habe ich mit Udo gesehen. Frag ihn. Es schien, als kennen sie sich.«
    »Was ist mit Jörn und Alfons? Wie stehen die zueinander?« Vielleicht hat die stille Elfe auch davon etwas mitgekriegt, so meine Hoffnung.
    »Ich glaube, die kennen sich auch von früher. Wenn ich mich recht entsinne, gab es da mal einen tüchtigen Streit. Vor ungefähr drei Jahren. Dieser Alfons hatte Jörn irgendwas eingebrockt. Er spricht nicht darüber. Kurt, du weißt doch sicher noch worum es ging.«
    Kurt zieht sich am Kinnzopf. Er erzählt von einer jungen Frau, die vor drei Jahren in der Burg gearbeitet hat. Er wisse nicht genau, wo die hergekommen sei. Jedenfalls habe Jörn eine heiße Affäre mit ihr gehabt, sogar das Wort Heirat sei gefallen und dann stellte sich heraus, dass die Braut nicht nur ihn, sondern auch die Gäste beklaut hatte. Am Ende musste Jörn sich vor Gericht verantworten. Damit endet Kurts Rückblick. Jetzt wird mir klar, warum Jörn mich so eindringlich gebeten hat, zuerst die Polizei anzurufen und dann Alfons. Gebranntes Kind.
    Bevor sie Greta abholen, muss ich noch in Erfahrung bringen, was sie von Michaels Geschäften weiß. Nichts, wie sich herausstellt. Sie schüttelt matt mit dem Kopf, als ich sie danach frage.
    »In meinem Laden bewahre ich etwas für ihn auf. Ein Kästchen unter der Theke. Er sagte, ich solle nicht hineinsehen. Er vertraue mir. Ich habe es nie angerührt. Theresa hat einen Schlüssel«, erzählt sie mit leiser Stimme.
     
    Keine Sekunde zu spät schließe ich die Tür des Kiosks von innen. Zwei Polizisten steigen soeben aus ihrem Wagen und begeben sich in Richtung Café.
    Das Kästchen ist schnell zu finden. Es hat Ähnlichkeit mit der Knopfkiste meiner Oma. Der Blechdeckel ist lediglich festgeklebt. Michael muss sich seiner Sache bei Greta sehr sicher gewesen sein. In dem Kästchen befinden sich einige Papiere. Eine
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