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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur
Autoren: Sinje Beck
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nicht klar, ob das scherzhaft oder ernst gemeint ist.
    »In einer halben Stunde sehe ich dich am Grillplatz.«
    Ich nicke. Du hast eindeutig zu viele Bestimmer, meckert Kalle. Ich stopfe den Brief in meine Hosentasche und lege meine Wäsche in eine unübersichtliche Ecke des Raumes, da ich keine Lust habe, sie in den Turm zu bringen und Luca zu begegnen.
    Kurt gebe ich Bescheid, dass ich nur eine halbe Stunde Zeit habe. Er nickt nur und beginnt damit den Herd zu schrubben, während ich mich den Töpfen widme. Als ich aus den Tiefen des Spülbeckens wieder aufblicke, hobelt er immer noch mit einem Glitzi auf der gleichen Stelle des Herdes. Dick schwellen seine Muskeln unter dem T-Shirt auf und ab, wie das kräftige Branden einer herbstlichen See. Gleich wird er ein Loch in das Metall gescheuert haben. Das Küchentelefon läutet. Kurt macht keine Anstalten dran zu gehen. Kaum habe ich den Hörer abgenommen, sagt eine Frauenstimme:
    »Kurt, du musst sofort herkommen.«
    Klack, aufgelegt. Das war doch die Elfe Theresa, oder war es Greta? Ich stupse Kurt an, der mich völlig irritiert anstarrt, und sage ihm, was die Frau am Ende der Leitung gesagt hat und dass es dringend klang. Noch mit dem Glitzi in der Faust und ohne ein Wort verlässt Kurt die Küche. Ich folge.
    Er dreht sich zu mir um:
    »Das geht dich nichts an – obwohl, so’n Schiet, komm man doch mit«, stöhnt er.
    Der weiß was, flüstert Kalle. Oder er ahnt was, denke ich mir.
    Als wir die Burg verlassen, spüre ich Blicke im Rücken. Kurz drehe ich mich um und sehe, wie sich Gnom Napoleon hinter die Rotbuche verdrückt. Falsch herum, meint Kalle. Wir wollten ihn im Auge behalten, nicht umgekehrt.
    Kurt klopft an die Cafétür. Wir warten nur einen kurzen Moment und die Elfe namens Theresa schließt auf. Ihren skeptisch fragenden Blick auf meine Person beantwortet Kurt mit einem schrägen Kopfnicken, was so viel bedeutet wie, ist schon in Ordnung. Theresa schließt hinter uns ab. Unten am Tisch sitzt ein heulendes Häufchen Elend. Greta. Sie zittert am ganzen Körper und stammelt: »Das habe ich nicht gewollt. Das habe ich nicht gewollt.« Sie zieht die Beine an ihren Körper, umschlingt sie und beginnt sich die Unterarme aufzukratzen. Theresa legt ihr eine Hand auf die Schulter und gießt mit der anderen Tee in eine Tasse. Greta scheint nicht in der Lage zu sein mehr zu sagen außer, dass sie das nicht gewollt habe. Kurt rückt sich einen Stuhl zurecht, setzt sich Greta gegenüber und findet seine Sprache nicht. Ich werde ungeduldig, denn ich beginne zu ahnen, was Greta nicht gewollt hat.
    »Du hast niemanden umgebracht«, werfe ich in den Raum.
    Eben jener Gedanke, am Tod eines Menschen Mitschuld zu tragen, hatte mich zuvor auch malträtiert. Seitdem ich weiß, dass der Tote schon im Haus gelegen haben muss, fühle ich mich besser. Vielleicht hilft die Erkenntnis Greta, sich zu beruhigen. Alle gucken mich verdutzt an. Auch Greta, die mit der nervösen Kratzerei aufgehört hat.
    »Was weißt du schon«, sagt sie beinahe tonlos und kratzt sich weiter, diesmal sachter.
    »Ich habe dich gesehen.« Die Tatsache unterstreicht meine Worte und nun wird es sehr still. Ich fordere Kurt auf zu erzählen, was er mir über den Knochenfund berichtet hat. Ungläubig starren beide Frauen uns an.
    »Warum hast du das Haus angezündet?«, will ich schließlich von ihr wissen, denn bisher fehlte jede Bestätigung meiner Annahme, dass sie der Feuerteufel war.
    »Michael ist ein Lügner«, beginnt sie.
    Gut, das ist nun nichts Neues, wenn das der Grund wäre, hätte sie schon früher austicken können.
    Nachdem sie sich ausgiebig geschnäuzt hat, berichtet sie uns von ihrem Anruf bei einem Notar in Betzdorf, bei dem Michael für sie beide das Häuschen kaufen wollte. Doch der Notar habe nie einen unterschriebenen Kaufvertrag erhalten. Dann sei als nächstes dieses blaue Luder aufgetaucht und ihr sei endlich ein Licht aufgegangen. Sie würde Michael nie für sich haben, nie. Ihr aufgegangenes Licht hat in der Folge das alte Fachwerkhäuschen zum Lodern gebracht.
    Greta seufzt und sagt: »Ich habe gedacht, ich hätte Michael abgefackelt, als ich vom Leichenfund hörte. Oh mein Gott, das hatte ich doch nicht gewollt.«
    »Hast du auch nicht«, sagt Theresa und stoppt damit die nächste Kratzattacke.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragt Greta.
    Advokat, was gibt es denn auf derartige Sachbeschädigung? Ich entsinne mich eines Falls einer Brandsanierung durch einen
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