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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur
Autoren: Sinje Beck
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Päckchen Tabak und beginnt, sich eine zu drehen. Kaum ist er damit fertig, erhält er einen Funkspruch, den wir mithören können:
    »Die Verdächtige ist entwischt. Ein Kerl kam plötzlich auf einer blauen Schwalbe durch das Tor geschossen, sodass die Kollegen im ersten Reflex beiseite gesprungen sind. Niemand ist verletzt. Cowboyartig hat der Typ das Mädchen um die Hüfte geschnappt, sie quer vor sich über die Sitzbank gelegt und dann ist er in einem irren Tempo durch unwegsames Gelände abgehauen. Die Großfahndung ist eingeleitet.«
    Alfons, was machst du nur für Sachen, geht mir durch den Kopf. Reimann springt derweil fluchend auf, blauen Dunst hinterlassend.
     
    »Ich habe eben mit Jörn gesprochen, der wird gerade noch befragt, er meinte, du könntest heute Abend frei haben. Ich schaffe das hier schon.« Kurt dreht den Spieß und Idefix verfolgt jede seiner Bewegungen mit den Augen, die Zunge hängt ihm tropfend aus dem Maul. Ich gedenke, das Angebot anzunehmen. Der Hungerturm ist versiegelt, ich werde in die Tanke fahren, heiß duschen, vielleicht gibt’s bei Susanne noch was zu essen und dann hau ich mich in den Bauwagen.
     

52
     
    Zum Glück wurde mein Auto nicht beschlagnahmt. Müde falle ich auf den Fahrersitz. Irgendwas knackt im Bereich zwischen Rückenlehne und Sitzfläche. Es wird wohl nicht mein Kreuz gewesen sein. Als ich auf der Kalteiche ankomme, weiß ich nicht, wie ich dorthin gelangt bin. Die Fahrt über muss ich völlig abgeschaltet haben. Erst jetzt bemerke ich eine extreme Duftnote. Nachdem ich mich aus dem Auto gewuchtet habe, zieht es mir kalt hinten um den Steiß. Vorsichtig befühle ich meine Hose. Sie ist feucht und ich realisiere, dass dort der Auslöser des umwerfenden Geruchs sein muss. Ich betaste die Sitzfläche meines Peugeots. Auch sie ist nass. Im dunklen Wageninnern riecht es wie in einem orientalischen Puff, in dem seit Gründung des Gewerbes nicht gelüftet wurde. Das Aroma kenne ich. Es ist mit einem Erlebnis verknüpft. Der Speicher meines Duftgedächtnisses meldet: Sex.
    Bei der Durchsuchung des Autos reiße ich mir die Hand an einer Scherbe auf. Dünnes Glas schimmert in der spärlichen Innenbeleuchtung. Jetzt dämmert mir was. Luca hat es mir buchstäblich untergejubelt. Ein Fläschchen Moschus. Ein Sekret aus der Brunftdrüse eines Moschushirschen, der wohlmöglich im Himalaya sein Leben ließ. Schätzungsweise rinnen mir gerade 1000 Euro durch die Ritze.
     
    »Hi, Heiner.«
    »Hallo, Rudi.«
    »Boah, wat stinkst du.«
    »Ich weiß.«
    »Ich lese gerade in der Zeitung von einem bläulichen Stein, ein Achat mit Schleiereulenmotiv drin. Der soll eine Million Dollar wert sein. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ja, kann ich.«
    »Boah, nä, wat stinkst du. Geh mal duschen.«
     
     
    E N D E
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