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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur
Autoren: Sinje Beck
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Kalle an: Reimann, Michael und Luca kennen sich von früheren Geschäften, doch Reimann ist ein vom Staat eingesetzter Verbrecher. Ja, nein, so kannst du das jetzt auch nicht vereinfachen, antwortet der Advokat spröde und gereizt.
     
    Reimann sieht auf die Uhr, drückt sich mit den Händen von den eigenen Oberschenkeln ab und erhebt sich schwer von der niedrigen Pritsche.
    »Ich muss jetzt telefonieren. Ihr passt mir auf das Mädchen auf, während sie sich überlegt, um wie viele Monate sie ihre Haftstrafe verkürzen will.« Reimann fischt seinen Revolver aus dem Bodenloch. Kurt, der die ganze Zeit regungslos vor der Tür gestanden hat, senkt den Kopf und macht den Weg frei. Kaum hat Reimann die Tür einen Spalt breit geöffnet, dringt ein markerschütternder Schrei zu uns hinein. Mit lautem Johlen gehen die heiligen Sauerländer Gralskrieger auf die Schweriner Kämpfer Gondors und Rohans los. Wenn alle mit heiler Haut aus der Schlacht kommen, will ich Elfriede heißen, wiederholt sich Kalle. Ein verirrter Pfeil surrt singend durch die Luft und bleibt im Holz der schweren Hungerturmtür stecken. Hier wird scharf geschossen. Ob das mal seine Ordnung hat? Reimann zieht die Tür schnell wieder zu, bevor er einen zweiten Versuch unternimmt unbeschadet auf den äußeren Burghof zu gelangen.
    »Ich mach’s.« Wie aus einer tiefen Trance heraus erklärt sich Luca bereit, die Seiten zu wechseln und Reimann die Käufer und vermutlichen Drahtzieher in die Hände zu spielen. Ein kurzes Kopfnicken seinerseits lässt vermuten, dass er mit keiner anderen Reaktion gerechnet hat.
     

51
     
    Es vergehen kaum zehn Minuten, bis Reimann wieder bei uns ist. Luca hat die ganze Zeit geschwiegen. Auch gab sie mir keinerlei Auskunft, wo Alfons ihrer Meinung nach steckt. Irgendwas sagt mir, dass sie es weiß. Mir ist ganz kribbelig, denn ich bin nicht sicher, ob das Biest nicht doch etwas in meinem Auto versteckt hat.
    Der Ermittler dirigiert uns zu einer Töpferwerkstatt. Wie alte Freunde sollen wir uns verhalten und fröhlich unauffällig den Turm verlassen und gegenüber dem Parkplatz durch die kleine Pforte eine Treppe hinab gehen. Der Besitzer sei informiert. In der Töpferwerkstatt warten einige schwarz gekleidete junge Männer und ein Haufen Technik auf uns, vielmehr auf Luca. Das Mädchen wird verkabelt. Kurt und ich erhalten die Anweisung, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten und mit niemandem ein Wort über die Angelegenheit zu sprechen. Währenddessen füllen sich die Parkplätze mit Autos aus allen möglichen Regionen Deutschlands, den Niederlanden und teilweise auch aus Osteuropa. Jede Bewegung vor und hinter den Schutzmauern wird von Kameras aufgezeichnet. Der Kuckuck sei im Nest, höre ich einen der durchtrainierten Typen sagen. Eilig werden Kurt und ich hinausbugsiert.
    »Kneif mich mal«, raunt Kurt.
    Ich komme nicht dazu, denn kaum haben wir die Burg betreten, rennt Jörn uns entgegen. Fast außer sich will er wissen, wo wir stecken, während hier die Burg brennt. Er habe den Kämpfern Spanferkel versprochen, der Metzger habe keines mehr vorrätig, ob wir nicht Udo finden könnten, vielleicht hätte er noch was für den Spieß.
    »Du suchst Udo und ich schaue nach, was die Gefriertruhen hergeben.« Kurt ist wieder in seinem Element.
     
    Wo zum Teufel soll ich Udo in der riesigen Burg finden? Hier hilft nur eine systematische Suche. Ich entschließe mich, unten zu beginnen. Im Getränkekeller ist er nicht, im Putzmittellager ist er auch nicht. Hier treffe ich nur auf die Putzfrau, die meine Wäsche gefunden hat. Bei meinem Anblick spiegelt sich der Abscheu in ihrem Gesicht wieder. Bei den Waschmaschinen ist Udo ebenfalls nicht zu sehen. Bevor ich jetzt die gesamten drei Bauteile der Burg den geografischen Lagen nach bis unters Dach durchkämme, versuche ich es erst bei den Gartengeräten.
    Die Sensen und Sägen befinden sich etwas abseits. Die Krieger im Hof sind immer noch zugange. Der unbeteiligte Zuschauer vermag keine Sieger oder Verlierer zu erkennen. Alle scheinen noch munter auf den Beinen. Auch das Gebrüll hat noch nicht wesentlich nachgelassen. Metall trifft auf Metall oder Holz. Hin und wieder ist ein spitzer Schrei aus den Reihen der weiblichen Zuschauer zu hören. Ich lasse die Schlacht hinter mir und gehe um eine Biegung. Auch hier hallen die Rufe noch wider. Die Tür des Geräteraums steht offen. Der Geräuschkulisse ist es zu verdanken, dass ich unbemerkt an Udo herankommen kann, der bei den
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