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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur
Autoren: Sinje Beck
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er Luca zur Seite und wirft sich auf Napoleon, der eine Hand an seine eigne Kehle gepresst hält und mit der anderen etwas aus dem Bereich seiner Wade ziehen will. Ein kleiner Revolver, wie sich herausstellt. Kurt schnappt sich die Schusswaffe und wirft sie ins Bodenloch.
    »Ich hasse Schießeisen«, bemerkt er, während er den kleinen Mann auf die Füße bringt und dabei dessen Arme auf dem Rücken verschränkt. Napoleon röchelt.
    »Der Schlüssel ist in seiner hinteren Hosentasche«, informiere ich. Kurt greift mit einer Pranke in die Tasche und wirft mir den Handschellen-Schlüssel zu. Bei der Aktion fällt ein Ausweis auf den Boden. Ich entfessle mich und greife nach dem Dokument. Napoleon heißt Dieter Reimann und arbeitet für den Staat. Er ist Polizeibeamter.
     
    Ich muss mich erst mal setzen und den Schuh ausziehen, bevor mein kleiner Zeh auf die Größe einer Kanonenkugel angeschwollen ist und ich den Latschen vom Fuß schneiden muss. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Luca sich davonstehlen will, doch mit einem Hechtsprung von der Pritschenkante aus, kann ich das verhindern. Ich erwische ihr linkes Bein, sie kommt zu Fall und schnell schließe ich die Tür. Von draußen guckt bereits einer der Krieger kritisch. Doch der Mann in langer, schwarzer Gewandung mit Kettenhemd darüber wird ins Kampfgeschehen zurückgezogen und muss sich seiner eigenen Haut wehren.
    Die frei gewordenen Handschellen lasse ich um Lucas Gelenke schnappen.

50
    In der Zwischenzeit ist Dieter Reimann, alias Napoleon, zu Luft gekommen. Nachdem Kurt bewusst wurde, dass er einen Ordnungshüter in der Zange hatte, hat er ihn sofort losgelassen. Reimanns Augen stehen nicht mehr ganz so weit vom Kopf.
    »Verdammte Scheiße«, röchelt es aus ihm raus.
    »Drei Jahre Arbeit und dann kommen so ein paar Burgheinis und ...«
    Jetzt ist aber gut, beginnt es in mir zu kochen, sobald ich den Namen Heini höre. Ich hasste es schon als Kind, so genannt zu werden.
    »Halten Sie mal die Luft an«, falle ich dem Beamten ins Wort.
    »Ha«, schnauft dieser und will sich entfernen, während ich zur Pritsche hinke. Kurt versperrt ihm den Weg zur Tür.
    »Ich muss telefonieren«, sagt er mit seltsamer Stimme. Kurt bewegt sich nicht vom Fleck und schüttelt ganz langsam den Kopf.
    »Drei Jahre Arbeit müssen nicht umsonst sein«, souffliert mir der Advokat. Wir sind die Guten, halte ich für mich fest und mein Gerechtigkeitssinn sagt mir, dass die ganze Geschichte jetzt nicht im Sande verlaufen soll. Ich sehe mich schon der Mittäterschaft verdächtigt auf dem Polizeirevier.
    »Wenn das stimmt, was ich vermute, sind Sie so was wie ein verdeckter Ermittler«, fahre ich fort.
    Reimann sagt nichts. Ich nehme das als Aufforderung weiterzureden. Zunächst langweile ich ihn mit der Feststellung, dass Kurt und ich mit nichts was zu tun haben, was vor dem Gesetz Schwierigkeiten bereiten könnte. Reimann, der immer noch regungslos vor Kurt Obelix steht, stöhnt verhalten. Als Schleifscheibenpromoter und Werbefuzzi habe ich gelernt, dass man sich von ersten Ressentiments nicht aufhalten lassen soll. Ich werfe ihm meine Wagenschlüssel hin und biete ihm an, dass er gerne nachsehen kann, ob dort der Amber versteckt ist, und sage gleich, dass es sich dabei nur um eine müde Ausrede Lucas gehandelt hat. Mir fällt ein, wo ich zum ersten Mal die Darmsteine eines Wals, wie ich nun weiß, gesehen habe: in Annegrets Versteck. Bloß kein Wort darüber verlieren, bringe ich mich wieder auf Kurs und lasse die kleine Katze aus der Socke.
    Michael habe tatsächlich ein Schließfach besessen und dort sei sicherlich das, was ihn interessiere. Reimann, der meinen ersten Hinweis auf den Schlüssel als Finte abgetan zu haben scheint, hält ihn jetzt als Beweisstück für meine Glaubwürdigkeit in den Händen. Luca, die erkannt hat, dass sie nicht so mir nichts dir nichts aus der Nummer rauskommt, pflichtet mir bei und gibt zu, dass sie nichts im Auto deponiert habe. Einmal in Fahrt, gesteht sie auch gleich, dass sie mit Michael in Streit geraten sei, da er die Ware in dem Keller eines Hauses versteckt habe, dass ihm nicht mal gehöre und sie das für viel zu riskant gehalten habe. Doch Michael habe nur gesagt, dass sie sich darüber nicht ihren Kopf zerbrechen soll.
    »Als dann die Hütte in Flammen stand, habe ich zusammengerafft was ich konnte und das ist alles«, Luca zeigt auf den Beutel. Ich nutze ihre Stunde der Wahrheit und unterbreche mit einer Frage: »Wer war der Typ, mit dem
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