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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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doch.«
    Keller zog ein letztes Mal an der Zigarette, dann drehte er den Hahn auf und hielt die Glut unters fließende Wasser. Die durchnässte Kippe blieb auf der Anrichte liegen. Gratczek schien etwas sagen zu wollen, tat es dann aber doch nicht.
    »Ich kümmere mich dann mal um alles«, sagte er nur. »Die Kollegen können Vornholte in seine Zelle bringen.«
    »Ja, genau. Ich komme gleich nach.«
    Gratczek verließ die Kaffeeküche, und Keller zog eine weitere Zigarette aus der Schachtel. Nach der endlosen Befragung war sein Nikotinspiegel völlig abgesackt. Er reckte sich. Feierabend. Sein Sohn drängte sich wieder ins Bewusstsein. Die Vorwürfe, die Niklas ihm am Bahnhof gemacht hatte, waren übel gewesen. Es wäre wohl das Beste, ihn ein paar Tage in Ruhe zu lassen. Aber irgendwann musste er mit ihm über diese Dinge reden. Das konnte Niklas doch nicht alles ernst gemeint haben. Er war nur wütend gewesen. So war die Pubertät. Das wollte Keller wenigstens hoffen.
    Er nahm sein Handy und schaltete es ein. Keine Anrufe. Er zögerte, dann wählte er die Nummer seiner Exfrau. Wenn sie sich bemühten, alle Probleme für einen Moment beiseitezuschieben, vielleicht konnten sie dann über das reden, was Niklas zu ihm gesagt hatte. Er wollte die Meinung der Frau hören, mit der er früher einmal verheiratet gewesen war.
    Der Anrufbeantworter sprang an. Ein fröhliches Stimmengewirr, dann war da seine Exfrau: »Hier sind Dieter, Astrid, Niklas und Maja …«, und die Kleine rief dazwischen: »Wir sind ja gar nicht hier! Nicht, wenn du anrufst! Dann sind wir weg!« Allgemeines Gelächter folgte. Selbst Niklas schien seinen Spaß zu haben. »Ihr müsst es also später wieder versuchen«, sagte er. »Oder hinterlasst einfach eine Nachricht nach dem Piepton. Vielleicht melden wir uns dann.« Danach riefen alle »Tschüs!«, und es folgte der Piepton.
    Keller drückte das Gespräch weg. Er hinterließ keine Nachricht. Sie waren wohl unterwegs. Er starrte das Gerät an. Das da auf dem Anrufbeantworter war eine glückliche Familie gewesen. Ihn brauchte keiner mehr. Sie waren alleine besser dran.
    »So, Walther Vornholte ist weg.« Gratczek stand in der offenen Tür. »Ich hab der Schreibkraft das Band ins Fach gelegt und überall das Licht gelöscht. Gehen wir.«
    »Ich muss noch mal in mein Büro«, sagte Keller. »Geh ruhig vor.«
    »Also gut. Dann bis morgen, Henrik. Gute Nacht.«
    Gratczek verschwand, und Keller blieb allein in der Kaffeeküche zurück. Er warf seine Zigarette in den Spülstein, wo sie zischend verlosch. Was sollte er jetzt tun? Dann sprang er auf und lief in den Flur hinaus. Gratczek hatte gerade die Tür zum Treppenhaus erreicht.
    »Warte mal, Guido! Wie wär’s, wenn wir noch ein Bier trinken gehen?«
    Gratczek blieb stehen und sah ihn fassungslos an. Keller verstand. Nach allem, was heute passiert war, hatte er wohl keine große Lust, ihn länger als nötig zu sehen.
    »Komm schon. Ich lade dich ein. Der Abend geht auf meine Rechnung, du kannst bestellen, was du willst.«
    Gratczek verschränkte die Arme. Er hob eine Augenbraue. »Auf deine Rechnung, sagst du? Kann ich mich denn auch darauf verlassen?«
    Keller lachte. »Betrachten wir es als meinen Einstand. Den haben wir noch gar nicht gefeiert. Was ist los, bist du dabei?«
    Gratczek gab sich mit einem widerstrebenden Lächeln geschlagen. »Also gut. Dein Einstand. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen für heute Abend.«
    Jetzt lachte Keller aus vollem Hals. »Na, siehst du. Das mein ich doch.«

22
    Der Schaft der Jagdflinte knallte neben ihm auf den Scheunenboden. Carl hatte sich im letzten Moment zur Seite gedreht. Ihm wurde schwarz vor Augen. Wenn das so weiterging, würde er nicht mehr lange bei Bewusstsein sein. Doch diesem Schlag war er ausgewichen.
    Er blickte sich um. Der Rasenmäher, die Werkbank, die Latten vom Jägerzaun. Nirgendwo etwas, das ihm weiterhalf. Über seinem Kopf führte ein Kabel an der Wand entlang, das in einer nicht isolierten Lüsterklemme endete.
    Manfred brachte sich mit dem Gewehr in Stellung und lachte. Carls Versuch zu entkommen, schien ihm Spaß zu bereiten. Eine ungekannte, bösartige Seite kam zum Vorschein. Es berauschte ihn, Carl hilflos am Boden liegen zu sehen. Er genoss es, seinem Opfer überlegen zu sein.
    »Denkst du, es gibt einen Ausweg?«, fragte er höhnisch. »Was willst du als Nächstes tun? Mich verprügeln?«
    Carl sah sich um. Auf einer Bank standen Kanister mit Spritzmittel, daneben
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