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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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Helga. Ich habe Kopfschmerzen und würde heute Abend lieber alleine sein.« Er blickte sich auf dem Hof um. »Wo ist Manfred? Ich würde gerne kurz mit ihm sprechen.«
    »Er ist noch im Schweinestall. Soll ich ihn holen gehen?«
    »Nein, nein. Das hat Zeit. Ich rede ein andermal mit ihm. Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll, Helga. Dann mache ich mich sofort auf den Weg.«
    »Sie kann doch hier übernachten«, meinte Susanne. »Ihr Zimmer ist bereits hergerichtet.«
    Antonius wollte schon widersprechen, doch dann bemerkte er Helgas freudiges Gesicht. Sie sah entzückt zum Haus hinauf, als könnte sie sich nichts Schöneres vorstellen. Als sie sich zu ihm umdrehte, nahm ihr Gesicht einen sorgenvollen Ausdruck an. Sie fragte sich offenbar, ob er damit einverstanden wäre.
    »Bleib ruhig hier«, sagte er. »Dann sehen wir uns morgen. Macht euch einen schönen Abend.«
    Sie strahlte. »Danke, Vater. Dir auch einen schönen Abend.«
    Antonius betrachtete sie. Das hier war ihr Zuhause. Nicht sein kleiner Hof, auf dem sie aufgewachsen war. Dort war sie nur zu Gast gewesen. Hier war ihr Leben. Sie hatte es nie verschmerzt, von Alfons fortgeschickt zu werden. Und jetzt kehrte sie glücklich zurück nach Hause.
    Er schlug den Kofferraum zu, umrundete den Wagen und öffnete die Fahrertür. Susanne schob Helgas Rollstuhl über die Rampe hinauf. Kurz darauf waren sie im Haus. Sie winkten ihm noch zu, dann schloss sich die Tür, und Helga war verschwunden. Antonius spürte einen Stich. Er würde nun allein auf seinem Hof sein und überlegte, wie sich das wohl anfühlen würde.
    Sein Blick fiel auf die große Scheune. Im Innern brannte Licht. Er fragte sich, was Manfred mitten im Winter und um diese Uhrzeit bei seinen Landmaschinen machte. Ein Geräusch drang aus dem Gebäude. Es hörte sich an, als ob ein Pfosten umgefallen wäre. Antonius überlegte, ob er hineingehen sollte. Er wollte ohnehin noch etwas mit Manfred besprechen.
    Er zögerte. Dann überlegte er es sich anders. Er würde morgen mit ihm reden, wenn er Helga abholte. Also stieg er in den Wagen, startete den Motor und fuhr vom Hof.
    Keller und Gratczek traten in den Flur und ließen Walther Vornholte für einen Moment allein. Sie brauchten eine Pause. Ihnen qualmte der Kopf. Die Uniformierten hockten draußen auf dem Gang auf Klappstühlen und plauderten. Keller gab ihnen ein Zeichen, dass sie ruhig sitzen bleiben konnten, und folgte Gratczek in die enge Kaffeeküche.
    Er zog seine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich eine an. Draußen war es kalt und ungemütlich, und er hatte keine Lust, sich ans offene Fenster zu stellen. Außerdem war Sonntagabend. Bis morgen würde sich der Geruch verflüchtigt haben. Es war ja auch nur diese eine Zigarette.
    Gratczek bemerkte es zwar, verzog aber nicht einmal mehr das Gesicht. Er nahm die Thermoskanne, goss sich Kaffee ein und bot Keller ebenfalls eine Tasse an. Doch der lehnte dankend ab. Er hatte an diesem Tag schon mehr als genug Kaffee getrunken. Mit der Zigarette im Mundwinkel öffnete er stattdessen den Kühlschrank, um nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Aber da waren nur ein Glas Marmelade, ein angebrochener Joghurt und ein Glas Würstchen, in dem bereits der Schimmel schwamm. Frustriert warf er die Tür wieder zu.
    Gratczek lehnte sich mit dem Kaffee an die Anrichte.
    »Und jetzt?«, fragte er. »Wie geht es weiter?«
    »Ich würde sagen, wir machen Feierabend.«
    »Im Ernst, Henrik.«
    »Das ist mein Ernst. Aus dem Typen kriegen wir heute nichts mehr raus. Er hat die beiden Morde begangen, so viel ist sicher. Das Geständnis für den Mord an Rosa Deutschmann bekommen wir auch noch. Aber nicht heute.« Keller schnippte Asche in die Spüle. »Bringen wir ihn in Untersuchungshaft. Dann kann er morgen früh mit seinem Anwalt sprechen, und danach geht’s weiter.«
    »Und was ist mit Heinz Moorkamp und Antonius Holtkamp?«
    »Sie haben sich der Beihilfe zur Vertuschung einer Straftat schuldig gemacht. Und dann ist da noch die Sache mit dem Einbruch bei Rosa Deutschmann. Aber das sind keine Kapitalverbrechen. Das hat Zeit bis morgen früh.«
    »Ich weiß nicht. Es sind noch längst nicht alle Fragen geklärt.«
    »Guido! Willst du wirklich heute Abend noch nach Düstermühle fahren? Guck doch mal auf die Uhr. Es ist Sonntag.«
    Gratczek stieß einen Seufzer aus. »Also gut, du hast gewonnen. Wir machen morgen weiter. Dann ist ja vielleicht auch Hambrock wieder an Bord.«
    »Na, siehst du. Das meine ich
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