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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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sah Manfreds Gesicht im blassen Schein des Displays.
    »Was sollte das denn werden?« Manfred lachte höhnisch. »Wolltest du etwa jemanden anrufen?«
    Carl wusste nicht, was er tun sollte. Das war sein letzter Joker gewesen. Aber er wollte sich nicht geschlagen geben, noch nicht.
    Vielleicht sollte er einen Gegenstand einstecken, damit die Polizei ihn später in seiner Jackentasche fand. Doch er musste damit rechnen, dass Manfred seinen Leichnam durchsuchen würde. Nein, das war zu unsicher.
    Manfreds Stimme veränderte sich.
    »Jetzt hab ich keine Lust mehr«, sagte er knapp. »Schluss mit dem Kindergarten.«
    Er ging zum Scheunentor und öffnete es. Das Licht der Hofbeleuchtung drang herein. Manfred ging zu einem Schrank und holte einen Handstrahler hervor. Im nächsten Moment flutete helles Licht den Raum. Carl dachte fieberhaft über ein Versteck nach. Er robbte weiter, versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Doch es war zu spät. Manfred würde ihn in den nächsten Sekunden entdecken.
    Da stiegen ihm Benzindämpfe in die Nase. Neben dem Rasenmäher stand ein Kanister mit Sprit. Carl überlegte nicht lange. Er stieß den Kanister mit aller Kraft um und schraubte den Verschluss ab. Benzin gluckerte heraus und floss über den Scheunenboden. Manfred hörte die Geräusche und wurde auf ihn aufmerksam. Das grelle Licht des Handstrahlers erfasste Carl. Er blinzelte. Fühlte sich wie ein Käfer auf dem Rücken.
    Jetzt war es so weit.
    »Da haben wir dich ja!«, rief Manfred. »Hast du etwa versucht davonzukommen?«
    Manfred trat auf ihn zu. Ohne Vorwarnung schlug er mit dem Kolben auf ihn ein. In Carls Körper explodierten die Schmerzen. Ihm wurde schwindelig, das Bewusstsein driftete davon. Er musste sich zusammenreißen. Sich konzentrieren. Ein letztes Mal. Darauf kam alles an. Er spürte das Feuerzeug in seiner Hand. Mit letzter Kraft ließ er seinen Daumen über den Zündstein reiben.
    Ein Funken sprang.
    Feuer.
    Das Letzte, was Carl dachte, war: Es ist geschafft.
    Die Flammen würden weit sichtbar sein. Das hier konnte Manfred nicht mehr als Unfall darstellen. Sein Tod würde nicht ungesühnt bleiben.
    Dann glitt er hinab in die Bewusstlosigkeit.
    Am Kotten von Carl Beeke war keine Menschenseele unterwegs. Nicht auf den Feldwegen, die Hambrock mit dem Wagen abgefahren war, und auch nicht auf der Koppel. Es gab nur noch einen Ort, wo er sich aufhalten konnte: auf dem Hof von Schulte-Stein.
    Hambrock fuhr weiter. Seine Schuldgefühle versuchte er zu unterdrücken. Es war unmöglich für ihn gewesen, im Krankenhaus zu bleiben. Keiner konnte das verstehen. Natürlich nicht. Aber seine Entscheidung war gefallen. Carl Beeke war in Gefahr. Das spürte er deutlich. Nicht nur wegen des Telefonats, das er mit seiner Tochter geführt hatte. Da war noch etwas anderes. Ein Gefühl, das ihm sagte, etwas war nicht in Ordnung. Die Zeit drängte.
    Seine Mutter hatte ihn angesehen, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen. Der Gedanke daran zerriss ihm beinahe das Herz. Aber er musste tun, was er für richtig hielt.
    »Du willst arbeiten gehen?« Ihre Stimme war hoch und dünn gewesen. »Heute ist Sonntag. Heute …«
    Sie hatte den Satz nicht zu Ende gesagt: Heute stirbt deine Schwester.
    »Es ist ein Notfall. Tut mir leid.«
    »Und das hier? Ist das etwa kein Notfall?«
    Er hatte in die Runde geblickt. In den Gesichtern der anderen stand das Gleiche geschrieben: Fassungslosigkeit, Enttäuschung, Unglaube. Nur Ellis Augen konnte er nicht sehen. Sie hatte reglos zu Boden geblickt.
    »Es tut mir leid«, hatte er gesagt und war aus dem Aufenthaltsraum zum Parkplatz geflohen.
    Was er tat, war unverzeihlich. Doch er konnte nicht anders.
    Sein Wagen rollte auf das Gut der Schulte-Steins. Das Haupthaus war hell erleuchtet. Beinahe glaubte er, es würde ein Fest gefeiert. Alles sah freundlich und einladend aus. Nur die Wirtschaftsgebäude lagen im Dunkeln. Hambrock stieg aus dem Wagen und ging zur Tür. Er läutete. Kurz darauf erschien Susanne Schulte-Stein auf der Schwelle. Sie war überrascht, den Kommissar zu sehen.
    »Guten Abend, Herr Hambrock. Was kann ich für Sie tun?«
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich weiß, es ist Sonntag. Aber ich suche Herrn Beeke. Ist er vielleicht hier?«
    Frau Schulte-Stein war völlig irritiert. »Herr Beeke?«
    Im Hintergrund meldete sich eine Stimme zu Wort.
    »Carl? Wieso das denn? Was sollte Carl hier wollen?«
    Helga Schulte-Stein tauchte mit ihrem Rollstuhl auf. Sie sah Hambrock fragend
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