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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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hat Manfred auch immer gesagt. Stromern ist ein komisches Wort. Aber Manfred ist nicht mehr da.«
    Anna Corhardt atmete hörbar ein. »Manfred ist mein Exfreund«, erklärte sie eilig.
    »Und die Luise mag ich«, ergänzte David.
    »Luise?«
    »Der Küstenmotorsegler – sie liegt oben am Strand und ist wie ein Museum. Die Touristen kommen und gucken und lernen was übers Fischen. Luise ist neunzehn Komma einundvierzig Meter lang.« David nickte eifrig. »Im Sommer will ich Boot fahren und fischen. Mir wird nicht schlecht auf dem Wasser.«
    »Wenn du da draußen am Strand etwas gesehen hättest, würdest du es mir sagen, oder?«, fragte Kasper leise. Anna Corhardts scharfer Blick wunderte ihn nicht im Mindesten, aber er musste diese Frage stellen. Romy hätte sie längst gestellt.
    »Im Dunklen kann man doch gar nicht viel sehen«, entgegnete David. »Nur Schatten.«
    »Hast du Schatten gesehen?«
    David runzelte die Stirn, dann blickte er zu seiner Mutter hoch.
    »Er war gestern Abend nicht unten am Strand«, warf Corhardt ein. »Aber wenn Sie noch lange auf ihn einreden, weiß er selbst nicht mehr, was gestern oder vorgestern war und ob er nicht doch etwas gesehen hat. Sie dürfen ihm keine Worte in den Mund legen. Das verunsichert ihn nur und bringt Ihre Ermittlungen auch nicht voran.«
    »Verstehe.« Kasper erhob sich so abrupt, dass Schäfer zusammenzuckte. »Trotzdem, danke für Ihre Hilfe.« Er fasste David noch mal ins Auge und zwinkerte ihm zu, bevor er die Küche verließ.
    »Was erwarten Sie eigentlich von der Aussage eines Down-Syndrom-Kindes?«, fragte Anna Corhardt mit leiser Stimme, als sie aus der Wohnung traten.
    »Nicht mehr oder weniger als von jeder anderen Aussage auch«, erwiderte Kasper. »Hinweise, denen ich dann nachgehen, die ich prüfen kann.«
    »David hat sehr viel Fantasie.«
    »Wie andere Kinder auch. Wenn er da unten herumgestromert ist, bevor Sie nach Hause kamen, und irgendwelche Schatten gesehen hat, über die ich ihm etwas entlocken könnte, wäre das unter Umständen ein interessanter Hinweis bezüglich des Todeszeitpunktes des Opfers.«
    Davids Mutter schwieg.
    »Vielleicht fragen Sie ihn noch mal, ob er nicht doch etwas beobachtet hat«, setzte Kasper nach. »Sie können jederzeit auf dem Kommissariat in Bergen anrufen. Ach, noch was – der Frau ist übel mitgespielt worden.« Damit verabschiedete er sich.
    Schäfer lief stumm neben ihm her. Als sie den Haupteingangerreicht hatten, sah er Kasper an. »Möchten Sie auch noch mit dem Hausmeister sprechen?«
    »Ja, möchte ich.«
    Romy hatte gut zwanzig Minuten auf das Gespräch mit dem stellvertretenden Kindertagesstättenleiter Reiner Mickel warten müssen, der in einer wichtigen Besprechung mit einem Stadtvertreter saß, als sie eintraf. Eine Unterredung, die er trotz des tragischen Ereignisses nicht hatte absagen können, wie ihr die Sekretärin versicherte. Da die junge Frau erst seit wenigen Tagen in der Kita beschäftigt war, verzichtete Romy auf ihre Befragung und tröstete sich mit einem Kaffee, während sie der Geräuschkulisse spielender Kinder lauschte.
    Schließlich bat Mickel sie herein. Der Mann ging auf die vierzig zu, schätzte Romy, wobei das schüttere Haar und seine kleine, rundliche Statur ihn älter wirken ließ. »Tut mir leid, dass Sie warten mussten – ich hätte den Termin liebend gern verschoben, aber …«
    »Keine Ursache.«
    Er bot ihr einen Platz an einem runden Besprechungstisch an, nachdem er Tassen und Notizzettel weggeräumt hatte. Auf dem Fensterbrett schlängelte sich eine vergessene Lichterkette. Die Nachricht von Monika Sängers Tod hatte ihn sichtlich erschüttert.
    »Seit wann wissen Sie davon?«, fragte Romy und legte ihren Notizblock bereit.
    »Wir haben bei ihr zu Hause angerufen, als sie um neun Uhr nicht hier war – sonst sitzt sie meist schon vor acht an ihrem Schreibtisch. Ihr Mann sagte uns, dass sie seit dem Vorabend verschwunden war … Später informierte er uns dann über das schreckliche Geschehen.« Mickel brach ab und knetete seine Hände. »Ich kann das kaum begreifen – wer tut denn so was?«
    Romy ließ ihm einen Moment Zeit, seine Fassung zurückzugewinnen.»Herr Mickel, Sie können sich wahrscheinlich gut vorstellen, dass es für unsere Ermittlungen sehr wichtig ist, uns so schnell und umfassend wie möglich ein Bild über Monika Sänger zu machen«, begann sie. »Wie war sie als Leiterin der Einrichtung? Gab es Probleme oder Konflikte? Ist Ihnen in den letzten Tagen
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