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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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beflissen entgegeneilte. Seine Aufgaben beschränkten sich wohl normalerweise auf Verkehrs-, allenfalls Einbruchsdelikte oder Streitereien unter Touristen. Bei einer Mordermittlung war er garantiert noch nie dabei gewesen.
    »Ich habe als Erstes mit dem Hausmeister gesprochen«, erklärte Florian Schäfer in deutlich hektischem Ton, nachdem er sich vorgestellt hatte. »Und der meinte, wir sollten uns mal mit Anna Corhardt unterhalten. Sie arbeitet hier in der Klinik als Krankengymnastin.«
    »Und warum könnte ein solches Gespräch sinnvoll sein?«
    Schäfer verzog den Mund. »Der Mann meinte, dass die Corhardt einen Sohn hat, der … ungewöhnlich ist.«
    Kasper runzelte die Stirn. »Das bin ich auch – geht das etwas genauer?«
    Schäfers Wangen färbten sich um zwei weitere Nuancen und nahmen nun ein fröhliches Flammenrot an. »Das ist es ja – mehr wollte er nicht sagen. Ich habe aber gleich mal nachgefragt, wo Frau Corhardt anzutreffen ist. Sie hat gerade Mittagspause. Die verbringt sie immer in ihrer Wohnung, die sich hier auf dem Gelände befindet.«
    »Wie praktisch, dann gehen wir doch gleich mal dahin.«
    Schäfer nickte und eilte voran. Durch das Hauptgebäudegelangten sie über einen Innenhof auf das weitläufige Klinikgelände, auf dem sich mehrere Gebäudekomplexe in einer gepflegten Parkanlage verteilten und dessen Wege sorgsam von Eis und Schnee befreit worden waren. Mittlerweile stahl sich die Sonne hervor. Einige Spaziergänger waren dick eingemummelt unterwegs und sahen ihnen neugierig hinterher, manche tuschelten miteinander. Polizei dürfte hier selten zu Besuch sein, aber das Geschehen am Strand und die Ermittlungen, in die auch die Klinik einbezogen wurde, hatten sich natürlich längst herumgesprochen.
    »Ganz hinten auf dem Gelände befindet sich ein Haus mit mehreren Wohnungen für Klinikmitarbeiter«, erläuterte der Polizist und stiefelte schweigend weiter, als Kasper nicht antwortete, sondern sein Handy hervorzog, um ein weiteres Mal die SMS zu lesen, die Max ihm neben einem Foto von Monika Sänger von der Homepage der Kindertagesstätte weitergeleitet hatte.
    Sie wissen wo, wiederholte er stumm. Ganz offensichtlich hatte sich Monika Sänger mit ihrem Mörder verabredet, und wenn alles glatt lief, dürften die Techniker bald herausgefunden haben, wer die Nachricht verschickt hatte. Kasper seufzte unterdrückt. Aber seit wann lief alles glatt? Wer anonym einen Prepaidtarif buchen wollte, dem gelang das auch. Kasper wischte alle weiterführenden Gedanken beiseite, die zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nichts als Spekulationen darstellten, und trat neben Schäfer, der vor einem Mehrfamilienhaus in kräftigem Ockerton stehengeblieben war und den Klingelknopf über einem bunten Namensschild im Erdgeschoss drückte.
    Eine schlanke, dunkelhaarige Frau um die fünfzig öffnete die Tür. Sie hatte sich ein Geschirrtuch über die Schulter geworfen; ihr blasses grobporiges Gesicht drückte Eile aus. Im Hintergrund war Musik zu hören. Sie runzelte die Stirn, während ihr Blick Schäfers Uniform streifte.
    »Guten Tag, Frau Corhardt«, ergriff Kasper sofort das Wort und stellte sich und den Kollegen vor. »Sie haben sicherlich davon gehört, dass heute Morgen unten am Strand eine Leiche gefunden wurde.«
    »Natürlich. Es war das einzige Gesprächsthema beim Frühstück«, entgegnete sie.
    »Wir haben in dem Zusammenhang einige Fragen.«
    »An mich? Warum?«
    Kasper lächelte höflich. »Wir versuchen mit allen zu reden, die Tag und Nacht auf dem Gelände der Klinik sind und theoretisch etwas vom Geschehen am Strand mitbekommen haben könnten.«
    »Ach? Dann haben Sie aber einiges zu tun – wenn Sie alle Patienten befragen wollen.«
    Schäfer kratzte sich am Hinterkopf.
    »Dürfen wir hereinkommen, Frau Corhardt?«, fragte Kasper.
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie die Tür freigab. »Na gut, bitte, treten Sie ein. Ich koche gerade eine Kleinigkeit. Wenn es Sie nicht stört …«
    Kasper spürte einen zarten Stich in der Herzgegend. Er hatte gerne zugesehen, wenn seine Frau in der Küche gewerkelt hatte, obwohl er immer der bessere Koch gewesen war. Dafür war ihre Sanddornmarmelade unschlagbar gewesen, und bei Kuchen und Gebäck hatte er ihr nicht das Wasser reichen können. Seine Exfrau hieß auch Anna, und zwischen ihr und der Corhardt gab es darüber hinaus tatsächlich einige Ähnlichkeiten – der prüfende Blick, die schlanke Figur, der dunkle Teint –, aber das war noch lange keine Grund
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