Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
nicht durchbraten«, sagte er. »Und die Spiegeleier obendrauf.«
    »Sagen Sie mal«, sagte der Arzt. »Die Narben in Ihrem Gesicht sehen jetzt anders aus.«
    Der Narbige trat vor den großen Wandspiegel und studierte seine Züge. Die Furche, die seine linke Wange durchzogen und seinen Mundwinkel in einem ständigen leichten Lächeln angehoben hatte, war zu einer seichten rosa Linie geworden. Die breite Wulst von Narbengewebe auf seiner Stirn war deutlich zurückgegangen und nicht mehr als eine schwache Unterbrechung der glatten unverletzten Haut darüber und darunter.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte der Arzt verwundert. »Diese Narben verschwinden regelrecht. Entschuldigen Sie meine Neugierde, aber als ein Mann der Wissenschaft …«
    »Sie waren nicht so schlimm, wie sie aussahen«, sagte der andere und wandte sich ab.
    »Hören Sie, mein Freund, ich bin Doktor Henry Cripps. Ich praktiziere seit mehr als vierzig Jahren, und in der Zeit sammelt man Erfahrungen. Ich weiß eine Narbe zu beurteilen, wenn ich eine sehe. So ein Ding verschwindet nicht einfach in einer Viertelstunde.«
    »Doktor, ich bedarf keiner ärztlichen Behandlung, vielen Dank«, sagte der große Mann. Der alte Arzt preßte seine Lippen zusammen und zog sich zu seiner Instrumententasche zurück, die er wieder einpackte, während er den Gegenstand seiner beruflichen Neugierde weiterhin anstarrte. Aus der offenen Tür zum rückwärtigen Raum wehte der Duft von Gebratenem. Der Fremde ging auf und ab und streckte und beugte seine sehnigen Arme.
    »Es juckt, nicht wahr?« sagte Cripps.
    »Ein wenig.«
    »Unglaublich.«
    Fünf Minuten blieb alles still. Dann erschien George in der Tür.
    »Ihr Essen ist angerichtet«, sagte er. Der vormals narbige Mann folgte ihm in einen kleinen, ordentlichen Wohnraum, setzte sich und machte sich über das eineinhalbpfündige Steak her. George stellte ein großes Glas Milch auf den Tisch. Der Fremde leerte es und bat um ein zweites. Er aß das Steak und die Spiegeleier, wischte den Teller mit einem Stück Brot sauber. George brachte ein fußgroßes Stück Zwetschgenkuchen und stellte eine Kaffeekanne daneben.
    »So einen Kuchen kann man nicht kaufen«, erklärte er. »Ich habe eine befreundete Dame, die bringt mir manchmal welchen.«
    Er sah wohlgefällig zu, wie sein Gast den Kuchen verschlang und die Mahlzeit mit drei Tassen Kaffee beendete.
    »Sie sollten diese befreundete Dame nicht fallenlassen, George«, sagte der Fremde und stand auf. »Danke. Ich brauchte das.«
    »Ich habe es gesehen«, sagte George. »Zu dumm, daß Lucy-Ann nicht sehen konnte, wie Sie ihren Kuchen verdrückt haben. Sie hätte sich mächtig gefreut.«
    »Bei Gott«, sagte Dr. Cripps. »Man sieht kaum noch, wo die Narben waren. Sie gehen vollständig zurück.«
    George schüttelte den Kopf. »Nichts ist besser als eine gute Mahlzeit, um einen Mann wieder auf die Beine zu bringen«, meinte er.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der alte Arzt, als der Gegenstand der Diskussion den Raum verlassen wollte. »Würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich noch einmal Ihren Rücken untersuchte?«
    »Tut mir leid; ich habe es eilig.«
    »Aber sehen Sie, dies ist ein einmaliger Fall in der Geschichte der Medizin! Ich habe eine Kamera in meiner Wohnung, wenige Blocks von hier. Lassen Sie mich ein paar Aufnahmen machen, zur Dokumentation.«
    »Tut mir leid.« Der Fremde nahm seine Jacke.
    »Lassen Sie mich wenigstens die Wunde ansehen, die ich verbunden habe. Das sind Sie mir schuldig.«
    »Also gut«. Der Fremde zog sein Hemd aus. Des Arztes Augen traten aus ihren Höhlen, als er den breiten, glatten Rücken sah. Er berührte die Haut mit seinen Fingerspitzen. Nirgendwo war eine Spur von einer Verletzung zu entdecken.
    »Sir«, sagte er mit halberstickter Stimme, »Sie müssen mit mir zum St.-Johns-Krankenhaus kommen. Sie müssen erlauben, daß dies von kompetenten Fachärzten studiert wird.«
    »Ausgeschlossen«, sagte der Fremde. Er stopfte sein Hemd in die Hose, band seine Krawatte, zog seine Jacke an. Dann legte er noch eine Zwanzigdollarnote auf den Tisch.
    »Ich danke Ihnen beiden«, sagte er. »Ich hoffe, dies wird kein zu geringes Honorar für Ihre Bemühung sein, Doktor.«
    »Wer redet denn von Honorar? Ich möchte Ihnen kein Geld abnehmen.«
    »Es ist spät«, sagte der Fremde freundlich. »Ich muß gehen. Leben Sie wohl.« Er öffnete die Tür und stieg die Stufen hinauf.
    »Wo kann ich Sie erreichen?« rief Cripps dem Fremden nach. »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher